Linux auf der Playstation 3 installieren
Wieso Linux?
Die Programmierer von Yellow Dog sind seit jeher Spezialisten für die PPC-Architektur. Seitdem Apple jedoch zu Intels x86-Architektur wechselte, sind damit die letzten Heimcomputer mit PPC-Prozessor vom Markt verschwunden. Da ergab es sich, dass Sony ein Betriebssystem für die neue Playstation suchte, die mit ihrem Cell ebenfalls PPC-basiert ist. Dank eines Abkommens erscheint das aktuelle Yellow Dog Linux 5 nun als voll kompatibel mit der schwarzglänzende Spielkonsole.
Da wollen wir hin: PS3 als vollwertiger Computer
Die PS3 bringt von Haus aus alles mit, was man von einem Computer erwartet: Anschlüsse für Peripherie, ein optisches Laufwerk und eine Festplatte. Fehlt also nur ein richtiges Betriebssystem. Yello Dog Linux, kurz YDL, ist auf die PS3 angepasst und funktioniert ohne aufwändige Konfiguration und Einrichtung. Damit wäre der erste Schritt zum Linuxrechner lediglich der Download des entsprechenden Images. 3,4 Gigabyte ist der Datentransfer groß. Die Adresse finden Sie unten in der Linkbox.
Flachbildschirm bevorzugt
Aber bevor es losgeht, eine wichtige Anmerkung vorweg: Yellow Dog Linux für die japanische Konsole funktioniert nur mit hochauflösenden Bildschirmen über HDMI oder Komponentenanschluss richtig. An Röhrenmonitoren lässt es sich zwar installieren, funktioniert aber nur mit Tricks. Zudem ist ein PAL-Fernseher für eine grafische Oberfläche und Lesbarkeit von Texten kaum geeignet. Für die Installation sollten Maus und Tastatur angeschlossen werden.
Erste Schritte
Sobald das Image seinen Weg durch die Weiten des Webs auf die heimische Festplatte gefunden hat und auf DVD gebrannt wurde, kann es auch schon losgehen. Zumindest fast. Denn zunächst müssen die 60 Gigabyte Massenspeicher der PS3 passend formatiert werden. Spielstände, Filme und andere wertvolle Inhalte müssen zuvor unbedingt extern gesichert werden, ansonsten sind sie unwiderruflich verloren. Im XMB versteckt sich das Formatierungsdienstprogramm unter den Systemeinstellungen. Als Objekt wird die Festplatte ausgewählt, als Modus der benutzerdefinierte. Nun gilt es, sich zwischen zwei Varianten zu entscheiden. Entweder werden zehn Gigabyte für das andere Betriebssystem - also Linux - oder zehn für die Playstation reserviert, der Rest kommt dem jeweils anderen zugute.
Wenn Linux ernsthaft eingesetzt werden soll, empfielt es sich, Linux 50 Gigabyte als Spielgehege zu reservieren, ansonsten kann der Auslauf des gelben Vierbeiners schnell zu eng werden. Für die Playstation sind zehn Gigabyte völlig ausreichend, lediglich der Platz für Spielfilme wird damit stark eingeschränkt. Hat man seine Entscheidung getroffen, steht wiederum die Auswahl zwischen schneller und gründlicher Formatierung. Aus Zeitgründen wählen wir die zügige Variante.
Letzte Vorbereitungen
Wenige Sekunden später ist die Platte einsatzbereit. Um die Playstation dazu zu bewegen, das Linux-Image auf die Festplatte zu schaufeln, muss zunächst der Yellow-Dog-Bootloader installiert werden. Klingt nach komplizierter Fummelei, gestaltet sich in der Praxis aber ganz einfach. Sony hat dafür gesorgt, dass der Bootloader PS3-kompatibel ist und das XMB hat sogar eine Funktion, um externe Betriebssysteme zu installieren. Den Link zum Bootloader gibt es ebenfalls unten in der Box. Zunächst ist ein Medium nötig, das die PS3 lesen kann. Ob USB-Stick, Speicherkarte oder optisch ist der schwarzen Konsole egal.
Diese Dateien müssen in "ps3/otheros/" liegen.
Auf diesem Medium muss ein Ordner namens "ps3" erschaffen werden. In diesem muss der Unterordner "otheros" liegen. Die heruntergeladenen Dateien "otheros.self" und "otheros.bld" müssen in diesen Unterordner kopiert werden. Steckt dieses Medium in der Playstation, folgt erneut der Weg in die Systemeinstellungen. Das Ziel heißt "Anderes System installieren". Ist dies ausgewählt, sucht die Playstation nach anderen Systemen und findet den Bootloader. Wählen, kurz warten und der Linuxloader wird auf die Festplatte befördert.
Bis zum Beginn der Installation fehlt nur noch ein Schritt: Der Bootloader von Yellow Dog muss als Startsystem eingerichtet werden. Klingt wieder kompliziert und ist doch so einfach. Denn auch das lässt sich bequem aus dem XMB erledigen. In den Systemeinstellungen und dort "Standardsystem" findet sich die Auswahl des primären Betriebsystems. Wir wählen "Anderes System" und bestätigen die Nachfrage, ob die PS3 nun mit diesem System neu gestartet werden soll. Die Installations-DVD von Yellow Dog sollte inzwischen im Laufwerk stecken. Beim nun folgenden Neustart bekommen wir ihn zum ersten Mal zu Gesicht: Tux, den Pinguin - auf einer Spielkonsole.
Tux wacht über den Startbildschirm des Bootloaders (Klick vergrößert).
Die Installation
Zusammen mit einem Doppelgänger thront er über den im Bildschirm vorbeirasenden Textzeilen. Willkommen in der Linuxwelt! Plötzlich stoppt der Zeilenrausch und die Zeile "kboot:" erscheint. Über die TAB-Taste wechseln sich verschiedene Optionen ab. Am hochauflösenden Bildschirm ist "install" die richtige Auswahl. Dies ist auch die Standardvariante, die nach einiger Zeit des Wartens automatisch gewählt wird. Wer seinen TV per Composite angeschlossen hat, nimmt stattdessen "installtext", um eine textbasierte Installationsroutine aufzurufen.
Von hier an nimmt einen der Installationsassistent namens Anaconda bei der Hand. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Linux-PC im Wohnzimmer. In der folgenden Mediengalerie ist der Installationsweg auf einem HD-Fernseher Schritt für Schritt beschrieben.
Weniger hübsch, aber kaum komplizierter, ist die Textvariante für Röhrenfernseher. Dazu wählt man die "installtext"-Variante bei der kboot-Aufforderung. Was nun kommt, erinnert an die Windows-Installationsroutine unter DOS.
Probleme mit der Auflösung?
Bis auf die weniger ansprechende Oberfläche bleibt der Installationsweg fast gleich. Die Unterschiede zeigen sich erst nach der Installation. Während die Besitzer hochauflösender Flachbild-TVs nach der Installation sofort loslegen können, bleibt für die klassische Röhrenglotze noch ein entscheidender Schritt übrig: Die Auflösung von Yellow Dog Linux muss angepasst werden. Im Idealfall funktioniert YDL auch in der 480i-Variante von kboot am Großraum-TV. Klappt das nicht, müssen wir eine passendere Auflösung nehmen.
Hierzu wählt man bei der kboot-Abfrage des Bootloaders per TAB-Taste die Auswahl "ydltext". Nun startet das, was Linux-Umsteiger wohl am meisten fürchten: der Textmodus. Aber keine Sorge: Wir nehmen Sie bei der Hand und erklären die nötigen Schritte. Ist der Textmodus geladen, wartet eine Anmeldeabfrage auf den Nutzer. Der Benutzername lautet "root", das Passwort ist das bei der Installation angelegte.
Einmal eingeloggt, lassen wir uns mit dem Befehl "ps3videomode --help" die verfügbaren Auflösungen anzeigen. Die Spannbreite reicht von 480i bis hin zu 1080p. Unser Röhrenfernseher benötigt PAL-Auflösung, also 576i. Dies entspricht dem Videomodus Nummer sechs. Der korrekte Befehl für diesen Modus ist "ps3videomode -v 6". Die gewählte Auflösung wird nun getestet. Klappt alles, kehrt man in den grafischen Modus zurück - sofern er denn funktioniert.
Dort ist der nächste Schritt der Griff zur "Befehlsaufforderung", hier "run command" genannt. Mit dem Befehl "gedit /etc/rc.local" wird die passende Konfigurationsdatei aufgerufen. Damit die Auflösung in Zukunft stimmt, muss unsere Zeile "ps3videomode -v 6" hinzugefügt werden. Das gleiche Verfahren funktioniert auch, wenn die Auflösung auf einem HD-TV genau passend ausgesucht werden soll, wenn die Voreinstellung nicht exakt passt.
Die Playstation mit Pinguin-Power
Wir sind am Ziel
Wenn alles geklappt hat, ist die Playstation spätestens jetzt zur "Tux-Station" geworden. Über 3.000 Programmpakete machen das YDL mit der Enlightenment-Umgebung zum fast voll ausgestatteten PC. Prominente installierte Programme sind Firefox, Thunderbird und auch die OpenOffice-Suite.
Aufgrund der PPC-Architektur kann nicht jedes Programm für Linux einfach auf die Festplatte geworfen werden. Sie müssen auf einem PPC lauffähig sein oder extra dafür kompiliert werden. Spätestens hier hört der kinderleichte Pinguinspaß für die meisten Anfänger auf. Wem die serienmäßigen Programmpakete des gelben Hundes jedoch ausreichen, dem stellen sich solche Probleme nicht. Viel Spaß bei den ersten, vielleicht noch wankenden Schritten in der Welt des Pinguins auf der PS3.






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