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Originally posted by Farma@Jun 19 2006, 19:52
lesen was ist das ^^
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Lesen
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Lesen ist der Prozess, schriftlich niedergelegte Informationen und Ideen aufzunehmen und zu verstehen.
Neben dem visuellen oder ersatzweise taktilen Lesen von Texten (also auch Blindenschrift), wird der Begriff auch auf die folgenden Prozesse angewandt:
* in der Informatik das Lesen von Daten von einem Datenträger; hier wird kein Textverständnis erworben
* Dinge auswählen, um sie danach aufzusammeln und zusammenzutragen, siehe Verwandte Bezeichnungen und Wortherkunft
* einen Lehrvortrag ("Vorlesung") an einer Universität halten
sowie im übertragenen Sinne:
* "in einem Gesicht lesen", d. h. durch Interpretation von Mimik (und Gestik) die Stimmung oder Wahrhaftigkeit einer anderen Person erkennen
* Spurenlesen, d. h. Wesen anhand ihrer Spuren erkennen und ihre Aktivitäten rekonstruieren können, z. B. bei Tieren (Fährtenlesen) oder in der Polizeiarbeit (Spurensicherung)
* "das Grün lesen" im Golfsport, d. h. den Verlauf von Unebenheiten im Umkreis des Loches erkennen.
Inhaltsverzeichnis
* 1 Verwandte Bezeichnungen und Wortherkunft
* 2 Der Wahrnehmungsprozess beim Lesen
o 2.1 Grundlagen der Wahrnehmung beim Lesen
o 2.2 Blickbewegungen beim Lesen
o 2.3 Auslassen von Wörtern
o 2.4 Erklärungsmodelle
o 2.5 Identifikation von Wörtern
+ 2.5.1 Der erste und der letzte Buchstabe sind wichtig, der Rest ist egal?
o 2.6 Integration
o 2.7 Subvokalisierung
o 2.8 Vorlesen
o 2.9 Schnelllesen
o 2.10 Spezialschriften
+ 2.10.1 Blindenschrift
+ 2.10.2 Mathematische Formeln
+ 2.10.3 Notenschrift
* 3 Lesetechniken
o 3.1 Sequenzielles Lesen
o 3.2 Intensives Lesen
o 3.3 Kursorisches Lesen
o 3.4 Punktuelles Lesen
o 3.5 Diagonales Lesen und Scannen
o 3.6 PhotoReading
o 3.7 Kritik an den Schnelllesetechniken
* 4 Leselernmethoden
o 4.1 Buchstabiermethode
o 4.2 Lautiermethode
o 4.3 Ganzheitsmethode
* 5 Lesen im kulturellen Zusammenhang
* 6 Literatur
* 7 Siehe auch
* 8 Weblinks, Wörterbuch und Zitate
Verwandte Bezeichnungen und Wortherkunft
In der ursprünglichen Verwendung in den miteinander verwandten germanischen Sprachen bedeutet Lesen "sammelnd auflesen, einzeln einsammeln". Diese Grundbedeutung ist im Deutschen bis heute lebendig. Auf sie gehen die folgenden zusammengesetzten Wörter (Komposita) zurück, die ein (sorgfältiges) Sammeln, Aufsuchen oder Aussortieren bezeichnen:
* auslesen und Auslese, d. h. das Aussuchen oder Auswählen nach vorgegebenen Qualitätsmerkmalen
* verlesen wie in "handverlesen", d. h. die Eigenschaft eines Objektes, nach sorgfältiger Begutachtung ausgesucht worden zu sein
* erlesen, d. h. die Eigenschaft eines Objektes, "ausgesucht" und damit besonders edel und wertvoll zu sein
* auflesen, d. h. das Einsammeln von Dingen, übertragen auch von Personen
* Lese, Weinlese, d. h. die Ernte von Weintrauben
* Federlesen wie in "nicht viel Federlesens machen", d. h. (ohne) das Rupfen eines gefiederten Tieres bzw. im übertragenen Sinne: ohne viele Umstände zu machen
Die heutige Bedeutung des Wortes Lesen bildete sich etwa zwischen dem 2. und dem 7. Jahrhundert, jedoch nur im Deutschen, nicht in den verwandten germanischen Sprachen. Sie geht darauf zurück, dass das Lesen als "sorgfältiges Aufsammeln" von Zeichen betrachtet werden kann, sowie auf die weitgehende semantische Übereinstimmung von lat. legere ("aufsammeln, lesen") mit dt. lesen. Somit hat die heutige Hauptbedeutung als Lehnbedeutung aus dem Lateinischen zu gelten. Die ältere Auffassung, es wäre ursprünglich das Auflesen von Wahrsagestäbchen (vgl. Buchstabe, Runen) gemeint, ist umstritten.
"...nicht viel Federlesens machen" Um normale Gänse-/Hühner-/Enten-federn für Betten und Kissen aufzubereiten mußten sie "geschlissen" werden, d.h. die Fahnen der Federn wurden vom Kiel abgerissen. Man nannte das auch Federn "lesen". Wenn jemand nun nicht viel (des) Federlesens machte, gerieten die Kiele der Federn in die Kissen und pieksten dann natürlich. Schlampige Arbeit, geht aber schneller! Wer also nicht viel Federlesens von einer Sache macht, nimmt es nicht so genau.
Eine andere Erklärung ist, das abzupfen angeflogener Federn von der Kleidung/ das Säubern von Kleidung. Um im Mittelalter sich bei höher gestellten Persönlichkeiten einzuschmeicheln, las man ihnen die Federchen, die aus der Luft angeflogen waren von den Kleidern. Wie auch heute, war diese Art der Schmeichelei verpönt und machte den Empfang eines Gastes mühsam und umständlich. Luther äußert sich in diesem Zusammenhang: "ein uebertreter und schalksheiliger kan fedder lesen und ohren krawen, reden und thun was man gern höret." Im Spätmhd. ist ,vederkluben' ein Schimpfwort und bedeutet: ,Heucheln'. Erst später wird das Federlesen als Narrentätigkeit gesehen, als übertriebenen Reinlichkeit und Zeitverschwendung. Aus dieser Bedeutung heraus entwickelte sich die heutige Bedeutung: "Nicht viel Umstände machen", "Ohne Umschweife aufs Ziel losgehen".
Hinweis: Die folgenden Ausführungen beziehen sich nur auf buchstaben-basierte Schriften (wie diese hier), nur eingeschränkt auf Silbenschriften wie japanische Kana und so gut wie überhaupt nicht auf Symbolschriften wie etwa das Chinesische.
Der Wahrnehmungsprozess beim Lesen
Das Lesen von Texten wird in der Kognitionspsychologie und der Linguistik mit Hilfe der Blickbewegungsforschung untersucht. Die Darstellungen dieses Abschnittes beziehen sich auf Forschungsergebnisse dieses Gebietes; da diese empirischer Natur sind, können sie im Laufe der Zeit Änderungen oder Widerlegungen erfahren.
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Grundlagen der Wahrnehmung beim Lesen
Der Mensch nimmt seine Umwelt mit den Augen wahr, indem er seinen Blick abwechselnd (a) fest auf einen bestimmten Punkt (Fixationspunkt) richtet (Fixation), und (b) mit schnellen, ruckhaften Bewegungen (Saccaden) von einem Fixationspunkt zum nächsten bewegt. Nur während der Fixationsphasen werden visuelle Bilddaten über die Netzhaut des Auges aufgenommen, die Verarbeitung der Informationen wird aber auch während den Saccaden fortgesetzt. Man unterscheidet im Gesichtsfeld die Bereiche foveal (bis 2° Sehwinkel), parafoveal (bis 5° Sehwinkel) und peripheral, nach ihrem Abstand vom Zentrum des schärfsten Sehens (Fovea). Das Gebiet, aus dem während einer Fixation sinnvolle Informationen gewonnen werden können (Wahrnehmungsspanne), ist asymmetrisch und erstreckt sich vom Fixationspunkt aus ca. 3 - 4 Buchstaben gegen die Leserichtung (in westlichen Ländern links) bis ca. 14 - 15 Buchstaben in Leserichtung (rechts). Tatsächlich erkannt werden können Wörter aber nur bis ca. 7 - 8 Buchstaben Entfernung vom Fixationspunkt in Leserichtung (Wortidentifikationsspanne).
Blickbewegungen beim Lesen
Menschen lesen einen Text, indem sie ihren Blick entlang der Leserichtung (in westlichen Ländern also von links nach rechts und von oben nach unten) mit Saccaden von etwa 7 bis 9 Buchstaben Länge über die Schrift lenken und dazwischen während Fixationsphasen von durchschnittlich 200 bis 250 ms Länge neue Bilddaten aufnehmen. Trifft der Leser auf einen (grammatisch) zweideutigen Satzteil, so kann es darüber hinaus zu gezielten Rücksprüngen zu bereits gelesenen Textteilen kommen (Regressionen). Diese Augenbewegungen sind stark von Faktoren wie Geübtheit des Lesers, Schwierigkeit des Textes, Interesse, aber auch von Drogenkonsum abhängig und variieren allgemein in der folgenden Weise: Je schwieriger ein Text wird, desto (a) kürzer die Saccaden, (b) länger die Fixationsphasen und © häufiger die Regressionen. Entgegen der von Verfechtern des Schnelllesens verbreiteten Meinung sind Regressionen weder überflüssig noch schlechte Angewohnheiten, sondern sind für das vollständige Verständnis eines Textes unerlässlich. Wer auf sie verzichtet, muss in Kauf nehmen, kompliziertere oder ungewöhnliche Satzkonstruktionen nicht zu verstehen.
Auslassen von Wörtern
Beim Lesen wird nicht jedes einzelne Wort fixiert. Bereits durchschnittliche Leser überspringen 75 % aller kurzen Wörter (3 Buchstaben), sowie 65 % der Funktionswörter. Besonders wichtig ist auch die Vorhersagbarkeit der nächsten Worte aus der grammatischen Struktur oder dem Bedeutungskontext des bisher Gelesenen (sententielle Einschränkung), die zu häufigerem Auslassen von Wörtern führt und damit die Lesegeschwindigkeit enorm beschleunigen kann. Normale Leser lesen etwa 250 Wörter pro Minute.
Erklärungsmodelle
Es gibt zwei konkurrierende Modelle, die versuchen zu erklären, wann Leser ihre Augen weiterbewegen. Das cognitive process model behauptet, der Blick springe erst dann zum nächsten Wort, wenn eine bestimmte Auslösebedingung erfüllt sei. Diese Bedingung sei der "lexikalische Zugriff", also der Moment, in dem ein Wort eindeutig identifiziert ist (Bedeutung und Einordnung des Wortes in den Text müssten zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar sein). Das oculomotor model hingegen behauptet, Blickbewegungen seien durch einfache Regeln gesteuert, die hauptsächlich von physischen Parametern abhingen. So bestimme ein Leser aufgrund seiner Absicht zunächst eine textweite Strategie (z. B. "möglichst aufmerksam lesen") und arbeite sich innerhalb eines Satzes mithilfe einer angepassten Taktik (z. B. "Satz ist kompliziert, langsam machen") voran. Die Forschungsergebnisse scheinen dem cognitive process model eher Recht zu geben als dem oculomotor model, allerdings konnte bisher keine der zahlreichen Abwandlungen dieser Basismodelle eindeutig bestätigt werden.
Identifikation von Wörtern
Wie die Wörter innerhalb der Wortidentifikationsspanne während einer Fixationsphase identifiziert werden, kann von der Blickbewegungsforschung nicht erklärt werden, da hier keine Augenbewegungen stattfinden. Stattdessen werden hier die Wahrnehmungspsychologie und Untergebiete wie die Gestaltpsychologie herangezogen. Tatsächlich scheint sich der Identifikationsprozess aus mehreren Teilprozessen zusammenzusetzen, die sich gegenseitig ergänzen: Während die visuelle Gestaltwahrnehmung relativ gut erklären kann, wie einzelne Druckbuchstaben oder fehlerfrei gedruckte Wörter erkannt werden können, wird das primitive Vergleichen von Mustern auf Wortebene durch die sententielle Einschränkung, parafoveale Vorverarbeitung aus der vorigen Fixationsphase und weitere, bisher nicht geklärte Prozesse, ergänzt. Wichtig für eine schnelle und fehlerfreie Erkennung sind vor allem die ersten drei und der letzte Buchstabe eines Wortes, Groß- und Kleinschreibung sowie phonologische Übereinstimmungen.
Statistische Auswertungen der englischen Sprache zeigen, dass Wörter (bis auf etwa ein Dutzend Ausnahmen) eindeutig identifiziert werden können, wenn die folgenden Informationen bekannt sind: (a) die Buchstaben in der rechten und der linken Hälfte des Wortes und (b) der erste und der letzte Buchstabe; wo genau die Buchstaben stehen, ist dabei egal, solange sie ?in ihrer Hälfte bleiben?. Beim Lesen sind allerdings weitere Faktoren wichtig, wie etwa, ob Silben und phonologische Einheiten intakt bleiben.
Der erste und der letzte Buchstabe sind wichtig, der Rest ist egal?
Seit Herbst 2003 kursiert eine Kettenmail im Internet, in der von einer angeblichen Studie ?einer englischen Universität? (gelegentlich wird die Universität Cambridge genannt) berichtet wird, laut der es egal ist, in welcher Reihenfolge die Buchstaben eines Wortes stehen, solange der erste und der letzte Buchstabe stimmen. Die deutsche Version des Textes lautet in den meisten Fällen:
Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige, was wcthiig ist, ist dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.
Eine solche Studie ist nicht auffindbar, es handelt sich also mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Hoax. Faszinierend und überraschend ist der Inhalt zudem lediglich für den Laien, die Ergebnisse dieser ?neuen? Studie sind bereits seit längerer Zeit bekannt. Zudem ist die Aussage des Textes falsch: Ein Wort könne identifiziert werden, obwohl die Buchstaben vertauscht wurden, solange nur der erste und der letzte Buchstabe gleich sind. Dass dies im Allgemeinen nicht stimmt, kann man an echten Vertauschungen wie Fsreisnerhee (Lösung hier), alphabetischen Umordnungen wie ?Reeefnnorrtm? (Lösung hier) oder mehrdeutigen Anordnungen wie Zleie (Zeile oder Ziele) selbst nachvollziehen; im obigen Text spielt zudem die sententielle Einschränkung eine erhebliche Rolle.
Integration
Die Frage, wie die beim Lesen wahrgenommenen Informationen über Saccaden zusammengesetzt werden (Integration), ist nach wie vor Objekt der Forschung. Obwohl hier die parafoveale Wahrnehmung die Hauptrolle spielt, hat sich das naheliegendste Modell eines visuellen Integrationspuffers, bei dem die Bilder ähnlich der Panoramatechnik der Bildverarbeitung einfach aneinandergefügt werden, nicht bestätigt. Stattdessen scheint das Zusammenführen der Daten auf Basis von phonologischen Codes (keine Morpheme) und bislang nicht eindeutig identifizierten abstrakten Buchstaben-Codes zu funktionieren.
Subvokalisierung
Subvokalisierung bezeichnet den Vorgang, dass man beim Lesen den Text innerlich mitspricht. Die Bedeutung dieses Vorganges ist umstritten und ungeklärt. Während Schnellleser behaupten, die Subvokalisierung bremse den Leseprozess unnötig aus und solle deshalb bewusst vermieden werden, führen Gegner die phonologische Komponente der Wahrnehmung und des Gedächtnisses ins Feld und behaupten, ohne Subvokalisierung sei Lesen (wie auch Verstehen jeder visuellen Information) gar nicht möglich. Einige Schnellleser setzen daher auf einen Kompromiss zwischen diesen Extremen, der darin besteht, nur wichtige und sinntragende Wörter innerlich mitzusprechen.
Vorlesen
Vorlesen (Fachbegriff Vokalisieren) - also das gleichzeitige Mitsprechen des gelesenen Textes - verlangsamt den Leseprozess stark und reduziert das Textverständnis extrem. Um das gleiche Maß an Textverständnis zu erreichen wie bei stillem Lesen, muss der Leser sehr konzentriert sein und sein Lesetempo bewusst reduzieren.
Schnelllesen
Als Schnellleser bezeichnet man Menschen mit einer hohen Lesegeschwindigkeit. Mit 600 bis 700 Wörtern pro Minute können sie etwa doppelt bis dreimal so schnell lesen wie der durchschnittliche Leser und trotzdem den wesentlichen Teil des Textes erfassen. Da diesem Gebiet zur Zeit unter anderem eine nicht zu vernachlässigende finanzielle Bedeutung zukommt, ist ihm ein eigener Artikel gewidmet: Schnelllesen.
Spezialschriften
Das Lesen speziellerer Schriften wie Blindenschrift, mathematische Formeln oder Notenschrift unterscheidet sich stark vom konventionellen Lesen und wird hier daher getrennt beschrieben:
Blindenschrift
Blindenschrift wird nicht durch Sehen mit den Augen (visuell), sondern durch Betasten mit den Händen (taktil) wahrgenommen. Dadurch kann diese Schrift nur sequenziell, Zeichen für Zeichen, und mit mäßiger Geschwindigkeit gelesen werden. Da es nicht möglich ist, sich über einen Text in Blindenschrift einen ?schnellen Überblick? zu verschaffen, scheiden hier Schnelllesetechniken aus.
Mathematische Formeln
Das Lesen mathematischer Formeln ist in noch größerem Maße individuell als das Lesen von Text und bietet daher nur wenig Angriffsfläche für repräsentative psychologische Untersuchungen. Häufigkeit der Regressionen und Länge der Fixationen ist von der Komplexität und dem Schwierigkeitsgrad der Formel abhängig. Subvokalisierung findet statt und führt zu ungewöhnlichen Effekten, wenn in einer Formel Symbole enthalten sind, die der Leser nicht benennen kann. Im Gegensatz zu den bisher geschilderten Formen von Text kann eine Formel nur in den seltensten Fällen in eine direkte Vorstellung (z. B. in der Form von Kino im Kopf) umgesetzt werden.
Notenschrift
Eine andere Art der Abstraktion zeigt sich bei Notenschrift oder Tanznotationen. Da es nicht möglich ist, Notenschrift wie normalen Text laut vorzulesen, findet auch keine Subvokalisierung statt. Für gewöhnlich ist dies auch nicht notwendig, da es meistens nur nötig ist, die Symbole direkt in Bewegung umzusetzen - es wird also kein Textverständnis im Gewöhnlichen Sinne erworben. Andererseits gibt es Musiker, die so geübt im Umgang mit Notenschrift sind, dass sie das Gelesene in ihrer Vorstellung direkt in Klänge umsetzen können; in gewissem Maße kann dieser Vorgang mit der Subvokalisierung verglichen werden. Die Blickbewegungen beim Lesen richten sich nach dem Inhalt der dargebotenen Information. Notensätze mit vielen Akkorden zeichnen sich z. B. durch zahlreiche vertikale Blickbewegungen aus, während bei Stücken mit kontrapunktischer Melodieführung horizontale Saccaden überwiegen.
Lesetechniken
Lesetechniken dienen dazu, die Art des Lesens den Zielen des Lesers anzupassen und ihm so zu einem optimalen Nutzen bei Minimierung des Aufwandes zu verhelfen. Dabei gibt es einerseits die Lesetechniken Sequenzielles Lesen, Intensives Lesen, Kursorisches Lesen und Punktuelles Lesen, die als konventionelle Lesetechniken nur die Arbeitsweise und die Auswahl der zu lesenden Textstellen beeinflussen. Dem gegenüberstehen die Schnelllesetechniken Diagonales Lesen (Scannen), SpeedReading und PhotoReading, die die Steuerung innerhalb einzelner Sätze und den Wahrnehmungsprozess selbst beeinflussen. Letztere dienen vornehmlich dazu, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen, ohne das Textverständnis allzu sehr zu beeinträchtigen.
Die meisten dieser Lesetechniken sind neben den Zielen des Lesers auch an einer speziellen Art von Literatur ausgerichtet. So mag man beim Diagonalen Lesen der Zeitung gute Erfolge verbuchen, während bei Goethes Faust mangelndes Textverständnis ohne nennenswerte Zeiteinsparung die Folge ist. Es gilt also, die passende Lesetechnik für die passende Textart zu wählen und sie vernünftig einzusetzen.
Sequenzielles Lesen
Das Sequenzielle Lesen ist die häufigste und gewöhnlichste aller verwendeten Lesetechniken. Der Text wird hier von Anfang bis Ende gelesen, mit dem Ziel dem Handlungs- oder Gedankengang möglichst vollständig zu folgen. Dabei wird versucht, auf größere Rücksprünge oder wiederholtes Lesen größerer Teile zu verzichten, während gewöhnliche Regressionen durchaus erlaubt sind.
Intensives Lesen
Beim Intensiven Lesen ist das Ziel, einen Text und die dazugehörige Haltung seines Autors möglichst umfassend zu verstehen, um seine gezielte Weiterverarbeitung zu ermöglichen. Der Text wird dabei mit sachlicher Distanz - also ohne Identifikation mit Personen oder den Meinungen des Autors - gelesen und reflektiert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Stil, der Argumentationsweise und der Absicht des Autors.
Kursorisches Lesen
Das Kursorische Lesen ist die umfassendste Art, ganze Bücher zu bearbeiten. Statt ein Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchzulesen, fließen beim Kursorischen Lesen auch ergänzende Informationen ein. Zunächst wird das Titelblatt, das Inhaltsverzeichnis, das Vorwort, das letzte Kapitel und bei Vorhandensein das Nachwort gelesen. Aufgrund dieses Überblickes folgt eine erste Reflexion über den Inhalt des Buches und die Analyse, welchen Nutzen für die eigenen Ziele die gründliche Bearbeitung des Buches bringen wird. Es folgt eine intensive Beschäftigung mit dem Text, die Lesen, Markierungen, Notizen und wiederholtes Bearbeiten beinhaltet und zu einem umfassenden Verständnis, wenn möglich nicht nur des Buches sondern auch des zugehörigen Themenbereichs, zu kommen.
Punktuelles Lesen
Beim Punktuellen Lesen wird ein Text nicht vollständig, sondern nur ausschnittsweise gelesen. Welche Teile dies sind bleibt dem Leser und seinen persönlichen Zielen überlassen. In einer nachfolgenden Reflexionsphase wird versucht, den Bedeutungsinhalt der einzelnen Bruchstücke zusammenzufügen und in den Kontext einzuordnen. Diese Lesetechnik eignet sich speziell für Hypertext.
Diagonales Lesen und Scannen
Beim Diagonalen Lesen werden nur bestimmte Bereiche eines Textes gelesen. Dies sind im Allgemeinen der erste Satz eines Absatzes, typographisch hervorgehobene Stellen (kursiv, Überschriften), spezielle Absätze ("Zusammenfassung:"), spezielle Ausdrücke ("2x + 4 = 5") und das Umfeld von Schlüsselwörtern wie Aufzählungen ("erstens", "2.", "-"), Schlussfolgerungen ("schließlich", "also:") und Fachbegriffe ("Fixkostenregression"). Durch diese Technik ist das schnelle Durcharbeiten eines längeren Textes auf Kosten des Textverständnisses und Detailwissens möglich. Sie wird meist von ihrem Anwender individuell nach Erfahrung und Textart an die jeweilige Situation angepasst.
Die Begriffe Scannen und Diagonales Lesen werden meist synonym verwendet, Scannen bezeichnet darüber hinaus aber auch das gezielte Suchen nach speziellen Informationen oder einzelnen Wörtern in einem Text. Beim Scannen nach einer speziellen Information werden im Text systematisch nach oben beschriebenem Schema entsprechende Schlüsselwörter gesucht. Beim Scannen nach einzelnen Wörtern stellt sich der Leser das Wort in der jeweiligen Schriftart zunächst ausgeschrieben vor und überfliegt daraufhin den Text blockweise. Laut einer Studie über Benutzerfreundlichkeit (siehe [1]) ist Scannen für 79 % der Benutzer des Internets die bevorzugte Lesetechnik für Webseiten; sie wird dabei meist unbewusst genutzt. Siehe auch unten den Abschnitt Kritik an den Schnelllesetechniken.
PhotoReading
Das von Paul R. Scheele entwickelte PhotoReading propagiert einen Wahrnehmungsprozess, der dem von Menschen mit fotografischem Gedächtnis ähnelt: Eine ganze Seite soll als Bild im Unterbewusstsein gespeichert werden und die Informationen daraus ohne größere Zwischenverarbeitung direkt gewonnen werden. Die Augen sind während der Aufnahmephase nicht fokussiert, der Leser muss sich in einen speziellen Zustand der Entspannung versetzen. In der anschließenden sog. "Aktivierungsphase" sollen die Informationen aus dem aufgenommenen Bild "aktiviert", d. h. verfügbar, gemacht werden. Die Lesetechnik beinhaltet zusätzlich die konventionellen Ansätze des Kusorischen und Diagonalen Lesens in Hinsicht auf das Verschaffen eines Überblicks gefolgt von einer Phase der Reflexion des Gelesenen.
Kritik an den Schnelllesetechniken
Entgegen aller Versprechungen einiger Anhänger wird bei der Verwendung einer Schnelllesetechnik der Text weniger exakt aufgenommen. Erwiesenermaßen wird aus Bereichen, in denen keine Fixation stattfindet, auch keine Information extrahiert. Es ist somit unmöglich, eine ganze Zeile Text (oder auch einige Wörter) mit nur einer einzigen Fixation in der Zeilenmitte zu erfassen. Einfache Tests für die Lesegeschwindigkeit wiesen zudem nach, dass jede Person über eine individuelle Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit verfügt, die mit dem Intelligenzniveau zusammenhängt. So kann der durchschnittliche deutsche Erwachsene (IQ 100) bei maximaler Anstrengung in 6,7 Sekunden nur 20 stochastisch unabhängige Buchstaben erkennen. Das entspricht einer Leistung von 15 bit/s. Ein Hochbegabter mit dem IQ 130 erbringt die gleiche Leistung in etwa 4,5 Sekunden (~ 23 bit/s). Etwa hier liegen die menschlichen Obergrenzen der Lesegeschwindigkeit, wenn der Informationsgehalt der apperzipierten Reize kontrolliert wird.
Komplizierte und ineinander verschachtelte Sätze verlangen zeitaufwendiges Nachdenken zur Entschlüsselung ihrer Struktur. Beim normalen Lesen finden aus diesem Grund und aus Konzentrationslosigkeit Regressionen statt; der absichtliche Verzicht auf diese Rücksprünge führt dazu, dass teilweise nicht genug Zeit da ist um über einen Satz nachzudenken und ihn völlig zu verstehen.
Das Verzichten auf die Subvokalisierung ist ein besonderer Streitpunkt, denn Gegner dieser Anwendung halten das Lesen ohne Subvokalisierung prinzipiell für unmöglich oder zumindest höchst ineffizient. PhotoReading muss sich den Vorwurf gefallen lassen, es sei eine esoterische Anwendung, die keinen Bezug zu wissenschaftlichen Fakten habe. In der Tat gibt es keinen offiziellen experimentellen Beleg dafür, dass diese Technik funktioniert, geschweige denn dafür, dass sie eine Steigerung der Lesegeschwindigkeit herbeiführt. Bedenklich erscheint den Kritikern im Allgemeinen, dass Schnelllesetechniken Verbesserungsvorschläge für einen Prozess machen, der noch lange nicht komplett von allen verstanden ist.
Leselernmethoden
In den siebziger Jahren gab es eine Kehrtwende von der Pädagogik des engen Lesebegriffs hin zur Pädagogik des erweiterten Lesebegriffs.
Auch heute wird in der Pädagogik, besonders jedoch in der Sonderpädagogik, von einem erweiterten Lesebegriff ausgegangen.
Hublow (1985) entwickelte diese, noch heute zeitgemäßen, sechs Stufen des Lesenlernens.
Mit dem Erwerb der Lesekompetenz gewinnt ein Kind ein höheres Maß an Selbstständigkeit, da es sich an Bildern, Schriftzeichen sowie anderen Dingen orientieren kann und sich somit seine Umwelt leichter erschliessen kann. Dies gilt auch für Erwachsene Geistig Behinderte. Sie können ihr ganzes Leben auf alle Lesestufen, die sie beherrschen, im Alltag zurückgreifen z. B. das Schreiben am PC und dadurch eine Orientierungshilfe erlangen.
Beim erweiterten Lesebegriff wird Lesen als das Wahrnehmen, Deuten und Verstehen von konkreten, bildhaften, symbolhaften oder abstrakten Zeichen und Signalen, die sprachfrei oder sprachgebunden sein können, ausgegangen. Dementsprechend werden sechs Stufen auf dem Weg zum Lesenlernen benannt:
1. Situationslesen: Deuten konkreter Situationen
2. Bilderlesen: Erkennen und Verstehen von Bildern und Bildfolgen
3. Bildzeichen und Symbollesen: Erkennen und Beachten schematischer Bild- Farb- und Formzeichen
4. Signalwortlesen: Erkennen und Verstehen von situationstypischen Warn- und Hinweisschildern
5. Ganzwortlesen: Wiedererkennen bekannter Wörter in ihrer Gesamtgestalt
6. Schriftlesen: Buchstabengetreues Lesen und Verstehen auch unbekannter Texte mit Hilfe von Analyse, Synthese und Sinnentnahme
Die Stufen bauen alle aufeinander auf. Je nach Kompetenzen und Fähigkeiten der Schüler können sie unterschiedliche Stufen dieses Modells erreichen.
* 1. Situationen lesen
Beim Situationen lesen ist die Art der Zeichen sehr einfach. Handelnde Personen drücken sich in Mimik Gestik, Geräuschen und Sprache aus. Gegenstände (bewegte und unbewegte) haben in bereits bekannten Situationen und Abläufen eine Signalfunktion. Zudem sind verschiedene Situationen aus der Lebensumwelt des Lernenden von großer Bedeutung.
Der eigentliche Lesevorgang besteht für den Lernenden darin, dass er diese Personen, Lebewesen oder Gegenstände in bestimmten Situationen und Abläufen wahrnimmt, diese dann wiederum mit bereits Erlebten in Beziehung bringt, wiedererkennt und schließlich deuten lernt.
Damit der Lernende diesen ersten Schritt des Leselehrgangs begreifen kann, muss er in der Lage sein sich seiner Außenwelt zuzuwenden. Er soll Handlungsabläufe erkennen und sie verfolgen, Vorstellungen gewinnen und speichern und schließlich Informationen über funktionierende Sinne aufnehmen.
* 2. Bilder lesen
Das Bilder lesen beinhaltet das konkrete Abbilder oder Bildfolgen von Personen, Gegenständen und Situationen als allgemeinverständliche zweidimensionale Darstellungen von Umweltausschnitten zu erkennen sind. Ebenso sollen Hörbilder und Hörfolgen als gespeicherte akustische Äußerungen von Personen, Gegenständen und Situationen erkannt werden.
Der Lernende beschäftigt sich bei diesem Lesevorgang damit, diese Abbildungen ganzheitlich oder im Detail aufzufassen, als Abbilder der Wirklichkeit zu erkennen, sie mit eigenen Erlebnissen in Beziehung zu setzen, sie wiederzuerkennen, zu deuten und zu verstehen.
Auch für diese Stufe muss der Schüler bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Er muss sich dem Material, also den Abbildungen auf Papier oder Höraufnahmen, zu wenden können. Zudem muss er zum Beispiel Bilder und Geräusche bestimmten Personen und Geräuschen zuordnen können, Gehörtes in Bildern umsetzen können, schon anfänglich Vorstellungen von Raum und Zeit besitzen, die visuellen und akustischen Darstellungen speichern können.
* 3. Bildzeichen lesen:
Es gibt zwei Arten von Bildzeichen: Zum Einen schematisierte, stilisierte Teilabbildungen und zum Anderen Farb- und Formzeichen.
Schematisierte Teilabbildungen stellen meist Gegenstände oder menschliche Figuren dar. Der Abstraktionsgrad der Zeichen variiert (z.B. wird die Bildsituation Mittagessen in Form von Teller und Besteck dargestellt). Das heißt die Denkleistung der Schüler muss relativ hoch sein. Diese Teilabbildungen dienen dem Lesenden als Orientierungs- und Handlungshilfe im Alltag. Farb- und Formzeichen (z.B. Verkehrszeichen) sind Signale, die dem Lesenden in einer konkreten Situation gewisse Handlungsanweisungen geben. Die Funktion der Farb- und Formzeichen ist international bekannt.
Die Voraussetzungen für diese Stufe des Lesens sind:
* die Fähigkeit der differenzierten visuellen Wahrnehmung, das heißt das Abgebildete nach verschiedenen Kriterien wie z.B. Farbe, Richtung, Größe, Form usw. zu unterscheiden.
* Die Kenntnis das diese Zeichen alle eine bestimmte Bedeutung haben und der Leser sich diese auch einprägen kann.
* 4. Signalwort lesen:
Signalwort lesen umfasst das Lesen abstrakter graphischer Zeichen bestehend aus prägnanten Buchstabenreihen und/oder Ziffern. Sie begegnen dem Leser in der Öffentlichkeit meist in Form von Schildern (z.B. Cola, Mars. Mc Donalds usw.). Die Schriftzüge sind immer einheitlich genormt und haben meist einen farbigen Hintergrund. Der Leser erfasst das Wort ganzheitlich ohne einzelne Buchstaben zu kennen und kann es sich durch die immer gleiche Gestalt einprägen.
Die Signalwörter dienen dem Leser als Orientierungs- und Handlungshilfe in bestimmten Situationen. Besonders Kinder werden durch solche Signalwörter neugierig auf die Kenntnis einzelner Buchstaben gemacht. Das Signalwort lesen erfordert vom Leser die gleichen Voraussetzungen wie beim Bildzeichen lesen. Darüber hinaus erfordert es ein höheres Maß an visueller Wahrnehmung, da der Leser genauer auf Details achten muss, wie die Unterscheidung von Buchstaben- und Ziffernformen.
* 5. Ganzwort lesen:
Bei der Stufe des Ganzwort lesens, wird wie bei dem Signalwort lesen, ein Wort als Ganzheit erfasst. Das Kind speichert ganze Wörter ab, ohne einzelne Buchstaben zu kennen. In der Regel werden Wörter aus der Umwelt der Schüler entnommen wie z.B. der eigene Name, die Namen der Mitschüler oder der Familie, ein Wochentag, ein Monat usw., Wörter die für die Schüler emotional ansprechend und zugleich handlungsbedeutsam sind. Wichtig ist, das die Anzahl der zu lernenden Wörter begrenzt ist. Zu viele Wörter auf einmal zu lernen und abzuspeichern würde die Gedächtnisleistung der Schüler überanspruchen und die Schüler wären überfordert.
Nach und nach werden dann einzelne Buchstaben und Laute heraus gehört. Diesen Vorgang bezeichnet man als Analyse. Dann werden die einzelnen Buchstaben gelernt und beim Erlesen von Wörtern wieder zusammen gefügt. Dieses Geschehen nennt man Synthese.
Das Lesen von Ganzwörtern gilt einerseits als Übergang zum lesen und dient zur Einsicht in den Gebrauchswert der Schrift. Andererseits kann das Ganzwort lesen beim Bilder lesen eingesetzt werden.
Sätze aus Ganzwörtern und Bilwörtern lesen:
Um kurze Sätze lesen zu können, legt man den Schülern ein bekanntes Ganzwort und ein Bild hin. Da Verben noch nicht gelesen werden können, werden diese durch einen Pfeil ersetzt. Diese Leseübung fördert die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten der Schüler.
* 6. Schrift lesen:
Beim Schrift lesen handelt es sich um das buchstabengetreue Lesen bekannter und unbekannter Texte. Ein Schüler muss zum Einen alle Buchstaben und deren Zuordnung zu den entsprechenden Lauten beherrschen und zum Anderen die Lautfolgen verschmelzen können, so dass er am Wortklang die Bedeutung erkennt. Wenn dies alles geschieht, so hat er ein Wort erlesen.
Zwischen diesen Stufen befindet sich ein fliessender Übergang. Jede Stufe kann eigenständig angesehen werden und dient zur Erweiterung der Kommunikation und Interaktion mit der Umwelt. In der Schule ist es wichtig, dass die einzelnen Stufen des Lesen lernens in der gesamten Schulzeit fortgesetzt werden, da weitere Zeichen hinzukommen können oder sich die bereits vorhandenen Zeichen verändern können. Weiterhin ist eine kontinuierliche Wiederholung sinnvoll, um die Kenntnisse besser zu festigen.
(nach Werner Günthner: Lesen und Schreiben an der Schule für Geistigbehinderte. 2000. ISBN 3-8080-0460-6)
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen mehreren Methoden, wie Kinder oder Analphabeten das Lesen einer Buchstabenschrift erlernen.
Buchstabiermethode
Die Buchstabiermethode ist die älteste und nach heutigen Erkenntnissen auch die ungeeignetste Methode, einem Unkundigen das Lesen zu lehren. Sie hielt sich in einigen Ländern bis ins 19. Jahrhundert, als man andernorts längst zur Lautiermethode übergegangen war. Als ein Beispiel für diese Methode soll gelten: Der Lehrer zeigt mit dem Stock an die Tafel und lässt laut die dort aufgeschriebenen Wörter so lange buchstabierend ( Ha - A - U - Es ) wiederholen, bis die Lernenden diese auswendig aufsagen können. Ein Grundfehler dieser Methode war, dass die Buchstaben nicht mit ihrem Lautwert gesprochen wurde, sondern buchstabiert wurden (also nicht: K - U - H, sondern: Ka - U - Ha).
Lautiermethode
Mit dem Aufkommen der Fibeln für Kinder ging man bereits in einigen Schulen nach dem Vorbild des Pädagogen Valentin Icklsamer dazu über, das Lesen nach dieser Methode zu erlernen. Die Bezeichnung dafür kam erst 1803 durch den bayrischen Schulrat Heinrich Stephani.
Ganzheitsmethode
Die Ganzheitsmethode (auch Ganzwortmethode) beschreibt eine bestimmte Art, wie das Lesen von Wörtern und ganzen Sätzen erlernt wird. In der Ganzheitsmethode werden die Buchstaben nicht sequenziell zu Worten kombiniert, sondern die Worte und Sätze werden über das Bildgedächtnis als Ganzes erkannt. Wie oben im Abschnitt Identifikation von Wörtern bereits dargestellt, entspricht die Auffassung, Wörter würden über ein Bildgedächtnis identifiziert, nicht dem aktuellen Kenntnisstand, weshalb diese Methode von vielen Pädagogen abgelehnt oder nur als spielerische Ergänzung anderer Methoden angesehen wird.
Pädagogen sind sich heute einig, dass eine vernünftige Durchmischung dieser Methoden den größten Erfolg zeitigt, wobei die Buchstabiermethode nur noch eine Nebenrolle einnimmt.
Lesen im kulturellen Zusammenhang
Längst sind schon Kinder weitaus häufiger mit anderen Medien konfrontiert. Früher Umgang mit Computern ist manchmal Leseförderung, zumindest stört er statistisch gesehen kaum, gemäß einer Studie der Stiftung vom Verlag Ravensburg: Die Hälfte der 5- bis 6-Jährigen in Deutschland hat solchen schlechten Umgang - aber Bücher spielen in diesem Alter noch eine wesentlich größere Rolle. Die hielt man vor geraumer Zeit auch für schlechten Einfluss. Über 80 % aller Kinder sehen regelmäßig fern und ebenso viele lassen sich Bücher vorlesen oder schauen selbst Bilderbücher an. Bei der Frage nach ihrem Lieblingsmedium liegt das Schwergewicht eindeutig beim Fernsehen (Jungen 42,5 %, Mädchen 47,4 %), bei den Hörmedien wie z. B. Märchenkassetten (Jungen 20 %, Mädchen 31,6 %) und dem Buch (Jungen 22,5 %, Mädchen 13,6 %). Kritik: typisch Statistik, vielleicht. Wie lange die Kinder tatsächlich vor den elektronischen Fenstern sitzen, scheint unerfragt.
Literatur
Die folgende Literaturliste bietet nur eine bescheidene Auswahl der unüberschaubaren Menge an Literatur zum Thema Lesen. Sie wurde unter dem Gesichtspunkt erstellt, möglichst viele Aspekte des Lesens abzudecken.
* Lesen lernen:
o Erika Altenburg: Wege zum selbständigen Lesen. Cornelsen Lernhilfen, Dezember 2004. ISBN 3589050225. - Lehrbuch der (schulischen) Textanalyse.
* Erweiterter Lesebegriff:
o Günthner W.: Lesen und Schreiben an der Schule für Geistigbehinderte. Verlag modernes lernen, Dortmund 2000
o Kretschmann Rudolf: Analphabetismus bei Jugendlichen. Stuttgart 1990
o Oberacker Peter: Sprechen, Lesen und Schreiben mit geistig Behinderten. 2. Auflage, Stuttgart 1990
o Mahlstedt Dagmar: Lernkiste Lesen und Schreiben. Fibelunabhängige Materialien zum Lesen- und Schreibenlernen für Kinder mit Lernschwächen. Weinheim und Basel 1996
o Sassenroth Martin: Schriftspracherwerb. Bern 1991
* Schnellesen:
o Tony Buzan: Speed Reading. Moderne Verlagsges. Mvg, Juli 2005. ISBN 3636062425. - Lehrbuch der gleichnamigen Schnelllesetechnik.
o Paul R. Scheele: PhotoReading. Junfermann, Juli 2001. ISBN 3873872137. - Lehrbuch der gleichnamigen Schnelllesetechnik.
Weitere Literaturangaben zu diesem Thema finden sich im Artikel Schnelllesen.
* Lesen im kulturellen und geschichtlichen Umfeld - wissenschaftliche Betrachtung:
* Lesen im kulturellen und geschichtlichen Umfeld - literarische Betrachtung:
o Alfred Bellebaum,Ludwig Muth (Hrsg.): Leseglück. Eine vergessene Erfahrung? Westdeutscher Verlag, Opladen 1996. ISBN 3531128698.- Experten untersuchen interdisziplinär Geschichte, Vorbedingung, Genese und Steigerung von Leseverhalten und Leseglück.
o Stefan Bollmann: Frauen, die lesen, sind gefährlich. Sandmann, München, März 2005. ISBN 393804506X. - Bildband über lesende Frauen.
o Alberto Manguel: Eine Geschichte des Lesens. Rowohlt Tb., Dezember 2000. ISBN 3499229080. - Belletristische Betrachtung der Geschichte des Lesens.
o Thomas Anz: Literatur und Lust. Glück und Unglück beim Lesen. dtv, München 2002. ISBN 3-423-30832-X (zuerst: C.H. Beck, München 1998).
o Corinna Pette: Psychologie des Romanlesens. Lesetrategien zur subjektiven Aneignung eines literarischen Textes. Juventa, Weinheim und München 2001. ISBN 3779913488.
o Jean Paul Sartre: Die Wörter. Reinbek, 1995. - Persönliche ?Lesegeschichte? des bekannten Philosophen.
o Scott McCloud: Comics richtig lesen. Carlsen, April 2001. ISBN 3551748179. - Auch die sequentielle Kunst wird gelesen und kann analysiert werden.
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