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League of Legends - Wie es wirklich begann...

Discussion on League of Legends - Wie es wirklich begann... within the League of Legends forum part of the Popular Games category.

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l0nelY's Avatar
 
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League of Legends - Wie es wirklich begann...

Moin,

der Summoner Nuix schreibt seit geraumer Zeit eine Geschichte über League of Legends. Ich habe gestern angefangen zwischen den Games ein wenig zu lesen und bin mittlerweile bei Teil 25 angelangt. Finde seinen Schreibstil echt gut und finde, dass die Story noch von viel mehr Leuten gelesen werden muss.
Sie hat einen unheimlichen Unterhaltungswert bei einer Mischung aus Wortwitzen, Blödeleien, spannenden Kampfszenen und völlig neuen Hintergrundgeschichten der Champions.
Ich möchte diese gerne hier mit euch teilen.
Nach und nach werde ich mehr releasen, Voraussetzung ist nur, dass ihr den Thread pusht, da ich nicht alles in einen Post packen kann.
Wer also weiterlesen will, gibt bitte ein kurzes Feedback ab oder pusht den Thread.

Viel Spaß beim Lesen!


Alle Champions erfreuen sich einer mehr oder weniger illustren Hintergrundgeschichte. Tragische Schicksale, Heldenmut, einzigartige Wesen, Streiter des Lichtes und der Dunkelheit. Aber leider muß ich euch mitteilen, das diese Geschichten zum größten Teil erfunden sind.
Publicity um die Champions interessanter und Facettenreicher erscheinen zu lassen sind in der Liga der Legenden seit deren Gründung ein fester Bestandteiln des Systems.
Aber ich erzähle euch gerne, wie wirklich alles Begann.

Die Ältesten von Runeterra plagte zur der Zeit zwei Probleme:

1. Kriege tobten durch das Land und bremsten die Ökonomie und den Fortschritt aus.

2. Die schrecklichen Nachrichten jener Zeit wurden hauptsächlich durch die Kriege und deren Umfeld bestimmt. Dies machte sie unattraktiv für jegliche Werbung und Sponsoren, so dass die Kontinantalen Medien auf dem Tiefpunkt des Interesses angelangten, was sich verheerend auf ihren Etat auswirkte.

Unter Zuhilfenahme von Wirtschaftsweisen, Vodoo-Ökonomen und Medienspezialisten wurde ein Weg gefunden, der einerseits die negativen Auswirkungen von Kriegen begrenzen sollte und gleichsam das Interesse des Volkes in positiver Weise auf sich ziehen würde:

Die Liga der Legenden

Die Kopfgeldjäger des Reiches wurden angewiesen, nach potentiellen Champions ausschau zu halten. Diese sollten natürlich einiges von den Künsten des Kampfes verstehen, aber andererseits auch fotogen und charismatisch sein. Viele Kopfgeldjäger - die nun Talentscouts hießen - nahmen ihre Aufgabe auch weitaus ernster als viele zunächst dachten. Besonders die weiblichen Champion-Anwärter wurden sehr gründlich untersucht, um dann zusammen mit ihren männlichen Kollegen in Wohnheimen einquartiert zu werden. Dort besuchten sie die Akademie der Champions in Zhaun um alles nötige zu lernen. Dort beginnt auch unsere Geschichte.

Ein Blick auf seinen Notizzettel werfend, atmete Nasus erleichtert auf. Nach tagelanger Reise und unzähligen fehlversuchen stand er nun vor der richtigen Tür. Er warf noch einen letzten Blick auf seine Notizen:

Champion Wohnheim Zhaun
Akademieallee 13
Zhaun

P.S: Beim Hausmeister klingeln
- Keine Haustiere

Er drückte die Klingel und ein schauriges Glockengeläut hallte durch das archaisch anmutende Gebäude aus hellem Sandstein. Nasus blickte hinauf auf die kupferbeschlagenen Dachgiebel und nahm beunruhigt die steinernen Wasserspeier wahr, die den Dachfirst säumten.
Die Tür wurde knarrend aufgezogen und ein älterer Herr, dessen Arbeitskleidung ebenso fleckig und faltig war wie er selbst, kam dahinter zum Vorschein.

"Ja bitte?".
Nasus räusperte sich:"Seid mir gegrüßt, sterblicher...", begann er blumig.
"Keine Haustiere!", blaffte der Mann mit zusammengekniffenen Augen und warf die Tür krachend ins Schloß.
Nasus hielt einen Moment inne. Damit hatte er nicht gerechnet.
Er nahm seinen Mut zusammen und klingelte erneut.
Schnelle Schritte näherten sich abermals der Tür woraufhin diese geöffnet wurde.
Ein sichtlich genervter Mann war dahinter zu sehen.
"Ich hab doch gesagt...", polterte dieser los.
"Ich bin ein Championanwärter der Liga der Legenden", warf Nasus ein.
"Und ich begehre Einlass", fügte er entschlossen hinzu.

Der Mann muster ihn mißmutig, aber schließlich ließ er Nasus hinein.
"Fast wie daheim", dachte Nasus. Nur das die Sphinxen viel mehr reden und oftmals noch ein rätsel stellen.
Der Mann führte ihn einen langen Korridor entlang und blieb schließlich vor einer hölzernen Tür stehen, in die jemand eine 7 eingeritzt hatte.
"Viel spaß mit deinem Stubenpartner du Streuner", zischte der Mann und verschwand schlurfend.

Nasus öffnete die Tür und betrat die Stube. Ein einziger spartanisch eingerichteter Raum mit zwei Stühlen, Betten, einem Tisch und einem billigen Teppichboden.
Wenigstens ein Fenster ließ die blassen Sonnenstrahlen herein.

Das knarzen der Tür ließ Nasus aus seinen Gedanken in die Realität des Zimmers zurückkehren. "Hey Kumpel", tönte es hinter ihm. Er fuhr herum.
Ein kleiner, aber recht korpulenter Zwerg mit wildem, roten Haarschopf und einem beeindruckenden Kinnbart stürmte auf Nasus zu und umarmte ihn so kräftig, das ihm beinahe die Augen aus den Höhlen quollen.
"Ich bin dein Zimmerkumpel. Wir werden bestimmt viel Spaß haben", frohlockte der Zwerg.
Nasus rang nach Luft als sein Griff sich lockerte.
"Ich bin Grammbart Gaston der II, aber du darfst mich Gragas nennen, wenn du magst.
Nasus räusperte sich:"Ich bin Nasus, Juniorbewahrer der Sande von Khezan".
"Also Nasi", sagte Gragas erfreut und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.

Gragas reichte ihm eine Dose. "Darauf trinken wir einen".
Nasus versuchte das Bier, aber es schmeckte irgendwie seltsam.
Er wollte es Gragas ja nicht unter die Nase reiben also nippte er dezent und nickte wohlwollend.

"Komm ich stelle die unsere Nachbarn vor von Zimmer 8, die sind voll drauf", beschloss Gragas. Nasus folgte ihm unsicher als Gragas unmittelbar vor der Tür stehen blieb.
Er nickte in Richtung der Türklinke. Nasus nahm die Klinke vorsichtig in die Hand und drückte sie herunter. Sie öffnete sich zwar, aber irgendwas matschiges pappte nun zwischen seinen Fingern. "Zhaunpasta", dachte er schnüffelnd.

Gragas stieß die Tür auf und trat voller Überschwang ein. Das Zimmer war leer.
Nasus konnte zwar niemanden sehen, aber er roch einen seltsamen, muffigen Gestank und Spuren von Schwefel. An der Wand über einem der Betten hing eine Zielscheibe in der mehrere Wurfmesser und kleine Bolzen steckten.
Das Bild eines guttausehenden jungen Mannes hing darüber. Irgendjemand hatte ihm eine Brille und einen Bart verpaßt und daneben stand geschrieben:"Demacia am Arsch!".

"Überraschung" tönte es aus drei Kehlen gleichzeitig.
Als plötzlich zwei bizarre Gestalten vor Nasus erschienen. Wo kamen die denn her?
Ein bunt gekleideter, grell geschminkter Gaukler und etwas, das aussah wie eine Menschengroße Ratte auf zwei Beinen.
Nasus war einen verstohlenen Blick auf die Dose in seiner Hand.
"Ich bin Shaco", sagte der Gaukler und streckte Nasus die Hand entgegen.
Der folgende Handschlag war sehr, sagen wir elektrisierend.
"Ich bin Twitch", piepte die Ratte und starrte Nasus erwartungsvoll an.
"Ich bin Nasus, Juniorbewahrer der ...", begann er etwas steif.
"Das ist Nasi", stellte Gragas ihn vor und klopfte ihm erneut herzhaft auf die Schulter.
"Na das kann ja was werden", dachte Nasus bei sich.




Teil 2

Die vier Freunde hatten es sich inzwischen bequem gemacht und plauderten ein wenig darüber, wie sie entdeckt wurden.
"Ich war mit meinen Leuten unterwegs nach Zhaun um dort eine Vorstellung zu geben.", verriet Shaco.
"Ein Talentscout war im Publikum und bemerkte mein Geschick mit den Wurfmessern", ezählte er stolz.
"Nach der Show kam er auf mich zu und erzählte mir von der Akademie. Nunja, zuerst erzählte er es meinem Klon, während ich im Publikum Trinkgelder sammelte", fügte er kichernd hinzu.
"So beschloß ich also, eine Ausbildung zum Liga-Champion zu absolvieren".

"Ich habe einen Aushang in einem Wirtshaus gesehen", sagte Gragas lächelnd.
"Die Aussicht auf ordentliche Raufereien und wilde Partys und nebenbei Ruhm und Ehre zu ernten, war schon sehr verlockend", sagte er grinsend.

Nasus dachte kurz nach. "Nun, bei mir war es etwas komplizierter", begann Nasus.
"Ich war in meiner Eigenschaft als Juniorbewahrer der Sandes unterwegs in Khezan, als ich auf einer majestätischen Düne stand und die Farbe des Sandes bewunderte, welcher in der aufgehenden Sonne
glitzerte. Da bemerkte ich jemanden, der offenbar im Sand feststeckte. Ich half ihm heraus und nachdem er sich als Talentscout herausstellte und mir von der Akademie erzählte, war meine Neugier geweckt."

"Wo war das denn jetzt kompliziert?", piepste Twitch.
"So ist es passiert, aber er riet mir das ganze noch etwas auszuschmücken, der Mystik wegen.", erklärte Nasus.
"Die offizielle Version könnt ihr gerne nachlesen", sagte er zog ein Buch unter seiner Kleidung hervor. Ein Wälzer in der größe eines Telefonbuches mit dem Titel:
"Das wüste Leben - eine Biographie des Bewahrers der Sande von Khezan".

Alle Augen richteten sich nun auf Twitch. "Wie haben sie dich rekrutiert?", fragte die drei.
"Rekrutiert?", fragte Twitch verwirrt.
"Ich war auf der Suche nach Essen und bin in einer Rattenfalle im Keller stecken geblieben. Da haben sie mich gleich hier behalten", flüsterte er kleinlaut.

Gragas konnte sich vor lachen kaum halten. Er rollte über den Boden, sein Lachen hallte durch alle Winkel der Akademie und sein Bauch wackelte, als würde er jeden Moment explodieren.
Nasus starrte Twitch sprachlos an. Nur Shaco schein nicht überrascht zu sein.

"Ich brauche etwas Bewegung", japste Gragas als er sich wieder aufrappelte.
"Lasst uns ein wenig die Akademie erkunden".

Sie schlenderten die Flure der Akademie entlang. Überall liefen jungen Menschen herum.
Nasus bewunderte die einfache und zweckmäßige, aber doch imposante Struktur des Gebäudes.
Shaco allerdings bewunderte die einfache, zweckmäßige und nicht minder imposante Struktur der weiblichen Champion-Anwärter. Twitch schien geistig woanders zu sein, allerdings kannten sie ihn noch nicht gut genug um zu wissen, das er immer so aussah. Er schnüffelte herum und dreht den Kopf langsam in alle Richtungen. Wer weiß schon, wonach er suchte?

"Hey, du Sohn einer Hündin, geh mir gefälligst aus dem Weg!", herrschte ihn jemand an.
Nasus wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen. Vor ihm standen drei junge Burschen in feinen Kleidern auf denen das Wappen von Demacia zu sehen war. Sie hatten dunkle Haare und Augen und waren groß und kräftig. Einer von ihnen jedoch war mittelblond und stämmiger, seine augen waren blau und sein blick hatte etwas kaltes.
Während Nasus überlegte, ob es sich nun um eine Beleidigung oder eine Feststellung handelte, ergriff der Anführer wieder das Wort:
"Hast du Bohnen in den Ohren du Freak? Geh mir gefälligst aus dem Weg!".

"Mach dich mal locker kleiner", flapste Gragas und reichte ihm eine Dose Bier entgegen.
Ein abfälliger Blick des jungen musterte Gragas, als er antwortete:
"Ich bin ein Adeliger Sohn von Demacia. Ich trinke nicht mit einem dahergelaufenen Penner".
"Ich auch nicht kleiner, aber für dich mache ich eine Ausnahme", erwiderte Gragas.

Die drei liefen wutentbrannt an unseren Freunden vorbei und stießen dabei wilde Beschimpfungen aus, die ich hier lieber nicht wieder geben möchte.

"Hey Nasi, bist du ein guter Läufer?", fragte Gragas während er die Dose in seiner Hand wild schüttelte.
"Eigentlich nicht, aber ich denke schon das ich unter gegebenen Umständen...", versuchte er auszuführen.

Gragas warf die Dose in Richtung der drei. "Lauft was ihr könnt!", schrie er während die Dose zischend vor den Füßen der drei jungen männer landete. Ein lauter Knall und eine mittelschwere Flutwelle ergoß sich in dem Gang, wo die drei gerade standen, doch unserevier Freunde waren schon um die Ecke verschwunden und rannten hinaus in den Park.




Teil 3


Hinter der Akademie der Champions war ein geräumiger Park angelegt worden. Dieser diente sowohl zur Erholung als auch zum Training des Dschungelkampfes.
Als unsere Freunde nach ihrer überstürzten Flucht aus der Akademie die Ausläufer der Parks erreichten, blieben sie stehen um zu verschnaufen.
Sie schleppten sich hinter einige mannshohe Büsche und ließen sich wie nasse Säcke ins Gras fallen.

"Das war es allemal wert", schnauffte Gragas.
Nasus nickte keuchend und blickte zu Twitch und Shaco hinüber.
Shaco lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt und leise kichernd.
Twitch dagegen war in sich zusammengesackt und atmete pfeiffend durch die Zähne.

"Wer waren die denn überhaupt?", fragte Nasus neugierig.
"Adelige Sprößlinge aus Demacia", antwortete Gragas noch immer außer Atem.
"Der Anführer von ihnen heißt Jarvan und ist wohl ein Prinz oder so was.Der mit dem schwarzen Pferdeschwanz und den scharfen Gesichtszügen ist Xin.
Er weicht Jarvan nie von der Seite. Er ist entweder sein Leibwächter oder sein Liebhaber".
Shaco lachte und strampelte mit den Beinen.
"Der blonde stämmige kam mir irgendwie bekannt vor", sagte Nasus nachdenklich.
"Das war Garen", sagte Gragas beiläufig, während er in seinen Kleidern nach etwas zu trinken suchte.
"Das Bild auf eurer Zielscheibe", stellte Nasus fest.
"Gut gemerkt", piepste Twitch und setzte sich auf.
"Die glauben sie sind was besseres, das ist alles", sagte Gragas nach einem kräftigen Schluck Bier.

Die Sonne hatte bereits ihren höchsten Punkt erreicht und warf einige Strahlen durch die Rauchschwaden, welche das Stadtzentrum von Zhaun weiträumig bedeckten.
Ein blasses, grünliches Licht schien die Büsche um sie herum und lies diese noch grüner erscheinen, als sie es ohnehin schon waren.
"Eine eigenartige Stadt", stellte Nasus fasziniert fest.
"Ohja", bestätigte Shaco. "Und bei weitem nicht ungefährlich", fügte er hinzu.

"Ich könnte jetzt einen kleinen Happen vertragen", stellte Gragas fest.
"Aber die Kantine öffnet erst mit dem regulären Beginn des Semesters".

Twitch kramte in seinem Tragebeutel herum und zog ein Bündel daraus hervor.
Er legte es vor sich und öffnete es sorgfältig. Darin lagen etwa ein Dutzend weiße, beinahe faustgroße Kugeln aus einem dubiosen Zuckergemisch.
"Marshallmallows?", fragte Twitch grinsend.
"Was ist ein Marshallmallow?", fragte Nasus und nahm einen in die Hand.
"Eine Süßspeise. Benannt nach Otis Marshall, einem Alchemisten aus Noxus", klärte Gragas ihn auf.
"Warum wurden sie nach ihm benannt?", fragte Nasus neugierig während er daran schnüffelte.
"Nunja", begann Gragas lachend. "Er war weiß, wohlgenährt und wurde als Hexer verbrannt".
Nasus schien leicht irritiert. Gragas nahm einen Stock und spießte eines davon auf.
"Wenn wir Feuer hätten, könnten wir sie rösten. Dann schmecken sie köstlich", erklärte er.

"Nun wenn es weiter nichts ist", sagte Nasus und erhob sich. Er vollführte einige Gesten mit seinem Stab und wie aus dem nichts loderte ein purpurnes Feuer
in ihrer Mitte.

"Uuuuuh", staunten seine Freunde nicht schlecht.
Gragas hielt seinen Stock über das Feuer. Nasus und Twitch nahmen sich ebenfalls einen Stock und taten es ihm nach.
Shaco spießte jeweils einen Marshallmallow auf jedes seiner Messer und hielt sie ins Feuer.
Der Feuerschein warf flackernde Schatten auf ihre gespannten Gesichter während die Marshallmallows zischten und dampften. Twitch nahm seinen ast als erster wieder aus dem Feuer und kostete Vorsichtig.
"Heiß", stellte er erfreut fest. "Aber köstlich".
Nun probierten auch die anderen ihre gerösteten Marshallmallows.
Sie schmeckten köstlich. Innen weich und beinahe flüssig, außen schaumig und wie karamel.
Mit dicken Backen mampften die Freunde die süße Köstlichkeit bis das Bündel leer war.

"Was sehen wir uns als nächstes an?", fragte Nasus.
"Den Akademie Arzt", schlug Shaco vor und Schaum tropfte ihm aus dem Mund.
"Hast du etwa vergessen, das Gift von deinen Messern zu wischen?", fragte Twitch irritiert.
"Ohja", lallte Shaco und kippte hinten über.




Teil 4

Gragas warf sich den leicht grün geworden Shaco über die Schulter und sie marschierten zurück zur Akademie.
Nasus ging voran obwohl er keine Ahnung hatte, wo sich der Akademiearzt aufhalten könnte.
Twitch trottete leicht gebückt hinterher, immer wachsam auf die Umgebung achtend.
Sie betraten die Akademie durch das kleinere Tor im Norden welches in den Innenhof führte.
Dieser war zwar mit einigen Blumenkübeln und kleineren Statuen versehen, aber ansonsten glich dieser eher einem Exerzierplatz.
In der Mitte allerdings erhob sich ein steinerner Turm, geformt wie eine Statue. Eine humanoide, urtümliche Kreatur, die wohl einen Krieger darstellen sollte. Sie war etwa 7 Meter hoch und warf einen langen Schatten über den Platz.
Nasus bestaunte die Kreatur und bemerkte kaum die wenigen Champion-Anwärter, die sich auf den steinernen Bänken am Rande des Hofes aufhielten. Er schritt voran in die Akademie und Gragas und Twitch folgten ihm. Shaco war inzwischen noch grüner geworden, soweit man das unter seiner Schminke sehen konnte. Nasus fragte die nächste Person, die ihm über den Weg leif nach dem Akademiearzt.
"Im Flur in der Nähe des Eingangs hängt ein Info-Tafel", bekam er zur Antwort.

So machten sie sich auf und tatsächlich, direkt gegenüber der Eingangstür hing eine große Messingtafel, in welche der Grundriss der Akademie eingraviert war. Inklusive aller Räume und - ganz wichtig - aller Toiletten und Fluchtwege.

Nasus studierte die Infotafel. "Ich denke, wir sind in etwa hier", sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf die Tafel.
An besagter Stelle war der schmale Flur hinter der Hauptportal an der Südseite zu sehen.
Ein leuchtender Pfeil verkündete dem Betrachter "Sie sind hier!" Seltsamerweise standen unter Pfeil ihre Namen.
"Eigenartig", murmelte Nasus und betrachtete die Infotafel ausführlich.
"Dort ist die Krankenstation", stellte er erfreut fest und ging schnellen Schrittes den Korridor entlang. Die anderen folgten ihm eilig.

Es dauerte nur wenige Minuten bis sie schließlich vor einer hölzernen Doppeltür standen, welche die Krankenstation sein mußte.
Nasus öffnete die Tür und Gragas folgte ihm. Twitch blieb vor der Tür stehen und schnüffelte mit zusammengekniffenen Augen in der Gegen herum.
Ihm war es, als würde er beobachtet.

Die Krankenstation bestand aus mehreren kleinen Zimmern für Patienten und drei Behandlungszimmern. Da kein Arzt zu sehen war, legte Gragas den vor sich hin brabbelnden Shaco auf ein Bett. "Kundschaft", brüllte Gragas energisch.
"Ich komme schon", antwortete eine helle, weibliche Stimme.

Eine schlanke, glutäugige Schönheit betrat das Zimmer. Ihre Haare waren Pechschwarz und reichten ihr bis über die Hüften.
Ihr weißer Kittel war kürzer als üblich, und ihre Beine reichten beinahe bis zum Boden. Eine weiße Haube auf dem Kopf zeichnete sie als Krankenschwester aus.
"Ich bin Akali, die Krankenschwester", stellte sie sich den staunenden Freunden vor.
"Wer ist denn der Patient?", fragte sie lächelnd.
"Da", stotterte Gragas und zeigte auf Shaco, der für einen Moment aufgehört hatte, vor sich hin zu brabbeln.
Akali sah sich den zitternden Shaco genau an. "Ich fürchte, er muß über Nacht hier bleiben", flüsterte sie.
"Er hat eine leichte Vergiftung, aber es sieht gut aus", sagte sie erleichtert, nachdem sie ihm einige Kräuteressenzen verabreicht hatte.

Shaco fiel innerhalb weniger Sekunden in einen tiefen Schlaf. Nasus und Gragas beschlossen, erst einmal auf ihr Zimmer zurückzukehren.
"Wo ist eigentlich Twitch?", fragte Nasus erstaunt. Sie blieben stehen und schauten sich um. "Mh, vielleicht ist er für kleine Ratten", witzelte Gragas.
"Der taucht schon wieder auf", sagte Nasus und gähnte herzhaft.




Teil 5

Nasus und Gragas hatten sich auf ihr Zimmer zurück gezogen. Die Sonne ging unter und warf noch schnell einige blasse Sonnenstrahlen durch ihr Fenster.
Nasus stand am offenen Fenster und blickte in die untergehende Sonne. „Was für ein Tag“, dachte er bei sich. Er hatte den ersten, wichtigen Schritt einer langen Reise getan, der ihm Ruhm und Weisheit versprach, vielleicht sogar eine eigene Modekollektion oder Nasus-Actionfiguren. Aber das war für ihn nebensächlich.
Denn in seinem inneren strebte er danach, das Licht in die Herzen der Bewohner Runeterras zu tragen.
In Gedanken schweifte er ab und dachte daran, wie sich das Licht der untergehenden Sonne im Sande Khezans hundertfach widerspiegelte.
Die ganze Wüste schien für wenige Augenblicke wie aus flüssigem, rot-goldenen Licht zu bestehen. Der Wind wehte um ihn herum und brachte die Wärme der Wüste und der Lebewesen gleichermaßen zu ihm. Für einen Moment lang, war er eins mit der Wüste. Die Sonne war nun untergegangen und Nasus schloss das Fenster.

„Wo Twitch nur bleibt?“, fragte Gragas unruhig.
Nasus blieb stumm, aber sein Gesicht zeigte, das er beunruhigt war.
„Ich hoffe, er macht nichts dummes“, sagte Gragas nachdenklich.
Obwohl sie sich sorgten beschlossen sie doch, erst einmal zu Bett zu gehen.
Schon bald hallte Gragas schnarchen von den Wänden wieder.
Nasus hingegen gab kein Geräusch von sich, aber hin und wieder zuckten seine Ohren, als würde er aufmerksam den Geräuschen lauschen, die für Menschen unhörbar sind.

Als die Turmuhr zur Mitternacht schlug lag ein Schleier der Stille über der Akademie der Liga. Alle Champion-Anwärter schliefen tief und fest und träumten von Ruhm und Reichtum, manche mehr und manche weniger. Ein flüsternder Schatten jedoch huschte durch die dunklen Korridore und Hallen er Akademie.
Eins mit der Dunkelheit huschte er durch die Gänge, bis er schließlich sein Ziel erreicht hatte. Vorsichtig drückte er eine klobige Klinke herunter und öffnete die hölzerne Tür.
Er huschte hinein in das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Der Schatten beugte sich über ein Bett, in dem ein beleibter Zwerg vor sich hin schnarchte. Dünne, knochige Finger mit scharfen Klauen näherten sich dem Kopfende. Mit einem Ruck zog er die Decke weg und schüttelte den schlafenden Zwerg, bis dieser erwachte. „Finger weg vom meinen Bier!“, murmelte Gragas schlaftrunken und versetzte dem Schatten einen Fauststoß, der sich gewaschen hatte.
Ein schmerzliches Fiepen und ein leises Plumps bestätigte ihm, das er – was immer es auch war – wohl getroffen hatte.

„Nicht ins Gesicht“, jammerte eine ihm vertraute Stimme.
„Twitch, bist du das?“, fragte Gragas erstaunt. „Ja, wer denn sonst?“, piepste er während er sich wieder aufrappelte.
„Wieso hast du mich geweckt und wo warst du überhaupt?“, murmelte Gragas benommen.
„Ich habe etwas gewittert und wollte dem auf den Grund gehen“, erklärte Twitch.
„Ein Monster schleicht hier durch die Akademie“, stammelte Twitch ängstlich.
„Ich weiß“, entgegnete Gragas trocken. „Aber jetzt ist es für das Monster Zeit, schlafen zu gehen“.
Nasus Ohren zuckten für einen Moment, aber er schien immer noch zu schlafen.
„Kann ich…“, begann Twitch ängstlich. „...heute Nacht vielleicht bei euch Schlafen?“.
„Wenn es denn sein muss“, murmelte Gragas und legte sich wieder hin.
Twitch machte es sich an Gragas Fußende bequem. Doch es dauerte lange, ehe auch er endlich einschlafen konnte.

Teil 6

Am nächsten Morgen standen sie zeitig auf um Shaco in der Krankenstation zu besuchen. Er war schon wieder wohlauf und Schwester Akali schien sehr darauf bedacht, ihn schnellstens loszuwerden.
„Ich habe so ein seltsames kribbeln in der Brust“, schwärmte Shaco träumerisch.
„Das sind sicher die Nachwirkungen von dem Gift“, vermutete Twitch.
„Ja bestimmt“, pflichtete ihm Gragas grinsend bei. Nasus lächelte, sagte aber nichts.
„Die Kantine öffnet erst Morgen“, stellte Gragas griesgrämig fest.
„Wir könnten ja einen Bummel durch Zhaun machen“, schlug Twitch vor.
„Dort finden wir bestimmt was zu essen“, fügte er hinzu.
„Gute Idee“, sagte Gragas beschwingt. „Ich könnte vor Hunger ein ganzes Pferd essen“.
„Vielleicht finden wir ja eins unterwegs“, witzelte Shaco.

So verließen sie die Akademie und wanderten durch die Innenstadt von Zhaun.
Hohe Gebäude mit sonderbarer Architektur säumten die Straßen und bildeten enge Gassen.
Schmale Fenster, hinter denen schemenhaften Gestalten vorbeihuschten schienen sie zu beobachten. Die Fratzen obskurer Fabelwesen, welche die Dächer zierten, schienen auf etwas zu warten, so als wären sie schon da gewesen, lange bevor die Menschen hier ihre Stadt gründeten.

Die Straßen von Zhaun waren schmutzig und grau. Wenige Pflanzen und Bäume säumten ihren Weg und wenn, dann waren diese eher braun oder gelb als grün und machten einen kränklichen Eindruck.
Nasus wurde dies erst jetzt bewusst, denn als er gestern die Akademie suchte, war er in Gedanken woanders. Diese Stadt war eher ein Gefängnishof, eine Ansammlung von Freaks und seltsamer Gestalten. Obwohl es noch recht früh war, schienen die Straßen doch überlaufen.
Zu eng, zu stickig und die blasse Sonne konnte nur mit Mühe einige Strahlen Licht durch den trüben Schleier pressen den die Bewohner von Zhaun einen Himmel nannten. Dann entdeckten sie ein hölzernes Schild in Form eines Drachens. Die Schrift darauf war verblasst und das Holz morsch.
„Lee’s Garten der Genüsse“ war darauf zu lesen.
„Na also“, frohlockte Gragas. Er Schritt voran durch den bunten Perlenvorhang und vor ihm tat sich eine bescheidene Taverne auf.
Ein rustikales inneres und viel Nippes an den Wänden versuchten verzweifelt, ein harmonisches Gesamtbild zu ergeben.
„Aber nicht mit mir“, dachte Nasus bei sich. „Da ist ja eine Krypta gemütlicher“.

Er wollte sich gerade auf dem Absatz umdrehen als er bemerkte das Twitch und Gragas bereits ihre Bestellung aufgaben. „Eine Vier-Augen-Suppe bitte“, sagte Twitch. „Aber ohne Oregano. Das ist widerlich“, fügte er hinzu und verzog sein Gesicht zu einer Fratze.
Gragas stütze sich auf die Theke und schaute dem Verkäufer geradewegs in die Augen.
„Fleisch. Gekocht. Gewürzt. Schnell“, bestellte er zielstrebig.
„Ein Omelette bitte“, sagte Shaco artig als er an der Reihe war. Nasus trat als letzter an die Theke heran und warf zuerst einmal einen Blick auf den Wirt.
Dieser war ein schlanker Mensch mit dunklen Augen und Haaren und einem listigen Blick. Er wirkte höflich und unscheinbar, beinahe Vertrauensvoll.
„Nun, werter Herr…“, sagte Nasus bedächtig. „…bringt mir doch bitte einen großen Salat und etwas gekochtes Hühnchen.“
Der Wirt nickte eifrig. Sie setzten sich an einen freien Tisch, von denen es noch einige gab und versuchten es sich so gut es ging auf den harten Holzstühlen gemütlich zu machen.
Zumindest waren sie nicht die einzigen Gäste. Ein halbes Dutzend Personen lümmelten sich an den umliegenden Tischen und löffelten diverse Abartigkeiten in sich hinein.

„Eine seltsame Stadt“, sagte Nasus. Gragas brummte zustimmend. Shaco wippte auf seinem Hocker hin und her, wie ein Kind das nicht stillsitzen kann.
Twitch lehnte sich zurück und legte seine Füße auf den Tisch. „Eigenartig“, dachte Nasus bei sich. „Obwohl Twitch nicht viel von einem wandelnden Komposthaufen trennte, waren seine Füße noch mit das sauberste an ihm. Wie geht denn sowas?“
„Twitch?“, brummelte Gragas der Twitch gegenüber saß. „Wenn deine Flossen noch da liegen, wenn mein Teller dort steht, dann esse ich sie mit“.
Twitch zog seine Füße wieder ein und lächelte verlegen. Ihr Essen kam wider erwarten bereits nach wenigen Minuten.
Trotz der optischen Defizite schmeckten die Speisen alle recht gut. Als sie fertig waren kam der Wirt mit der Rechnung.

„Wie möchten die Herren bezahlen?“, fragte er lächelnd. „Bar, Blut oder Seelen?“.
Shaco wollte für einen Moment loslachen, aber dann fiel ihm ein, dass dies vielleicht gar kein Witz war.
„Heute mal Cash“, sagte Nasus ruhig und legte dem Wirt einige blinkende Münzen hin.
Dieser verstaute das Geld in seinem Wams und begleitete die Vier höflich zur Tür.
„Beehren sie uns bald wieder“.

Als sie einige Schritte gegangen waren, zog Shaco ein grünliches Ei aus seinem Ärmel. Es war braun gesprenkelt und war in etwa so groß wie ein Hühnerei, allerdings war es mit Dornen gespickt.
„Pass bloß mit den Dornen auf“, ermahnte ihn Twitch. „Sonst landest du wieder bei Schwester Akali“.
Shaco grinste und sie konnten seinem Gesicht ansehen, das er einen Moment lang darüber nachdachte. „Wo hast du das denn her?“, fragte Gragas neugierig.
„Ich habe es mitgehen lassen“, sagte Shaco Stolz. „Es war ein Teil der Wanddekoration“.
Nasus schaute ihn mit erhobener Augenbraue an.
„Hey, immerhin haben wir keine Glückskekse bekommen“, versuchte Shaco sich zu rechtfertigen.
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Old 10/05/2012, 15:48   #2
 
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Koaℓa™ is offline  
Old 10/05/2012, 15:58   #3
 
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Morgen geht es weiter mit Teil 7 bis Teil 10, da geht es dann auch mit den ersten Trainingskämpfen los.
Muss die Spannung ja etwas aufrecht erhalten

abcd
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Old 10/06/2012, 20:58   #4
 
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Teil 7


Sie bummelten noch ein wenig durch Zhaun und ließen sich dabei viel Zeit. So kurios diese Stadt auch war, so eigentümlich ihre Bewohner und selbst ihre Gebäude waren, so hatte sie doch einen gewissen, düsteren Charme. Zudem fielen sie nicht sonderlich auf, obwohl sie ja schon eine recht bunte, exotische Gruppe waren.

Es war schon beinahe Mittag als sie wieder vor den Toren der Akademie standen.
Sie beschlossen, sich im Innenhof noch etwas Sonne zu genehmigen, solange der düstere Schleier über Zhaun durch den kräftigen Westwind zerrissen war.
Shaco wollte vorher noch sein Ei in Sicherheit bringen und machte einen Abstecher zu seinem Zimmer. Nachdem er das Ei sorgsam zwischen seinen gebrauchten Socken versteckt hatte, macht er sich auf den Weg zu den anderen.

Er wollte gerade den Innenhof betreten, als ihm unter dem Torbogen jemand entgegen kam. Eine junge, schlanke Frau die eine düstere, mysteriöse Aura verströmte. Ihre Haare waren schulterlang und von purpurnen Strähnen durchzogen. Ihre Augen waren grün und strahlend, und schienen ihn zu durchbohren.
Aber nicht auf die Gute Art. Sie trug ein knappes Kostüm und einen weiten, prachtvoll verzierten Mantel aus edler Seide.
„Na, die muss bestimmt keine Vier-Augen-Suppe in einer Taverne in Zhaun essen“, dachte er bei sich. Sie warf Shaco noch einen letzten, verächtlichen Blick zu.
Dann schürzte sie die Lippen und rauschte an ihm vorbei. Shaco verwarf die in ihm spontan aufkommenden Gedanken darüber, wer sie war und eilte zu seinen Freunden.

Sie saßen auf einer Bank am Rande des Innenhofes und fragten sich, welche Funktion wohl die große, steinerne Statue im Zentrum hatte.
„Ich schätze, das ist so eine Art Turm“, sagte Nasus schließlich.
„Nein, das ist moderne Kunst“, entgegnete Twitch eifrig.
„Was weißt du denn von Kunst?“, fragte Gragas lachend.
„Wenn ich bitte darf“, zischte Twitch beleidigt. „Ich habe schon mehr Katakomben, Keller und Gewölbe gesehen als ihr beiden zusammen“.
„Und?“, fragte Gragas erwartungsvoll. „Dort wird die Kunst geboren“, sagte Twitch mit glänzenden Augen.
„Dort finden sich alle Arten von frühzeitlicher Malerei, Limericks und Graffitis“.
„Ist das Kunst?“, fragte Nasus verwirrt. „Darüber kann man streiten, aber ja“, beschloss Twitch trotzig. Gragas musterte die steinerne Skulptur. „Die steht bestimmt nicht zufällig hier“, schlussfolgerte er. Nasus und Twitch nickten.
Shaco hatte die Freunde erreicht und setzte sich zu ihnen. „Worüber habt ihr gerade gesprochen?“, fragte er neugierig.
„Über Kunst“, sagte Twitch leicht säuerlich und rümpfte die Nase.

Shaco verzog fragend sein Gesicht, aber er hatte etwas anderes auf dem Herzen.
„Ist euch schon einmal aufgefallen“, fragte er, “das die Mädels hier mir alle seltsame Blicke zuwerfen?“.
„Na, kein Wunder“, antwortete Gragas lachend. „Ein Mann der Eyeliner trägt kommt bei den Damen wohl nicht an. Es sei denn, er ist ein Pirat“.
Nasus musste schmunzeln aber Twitch schaute ihn fragend an. Shaco blieb für einen Moment stumm und dachte nach. Dann aber setzte er sein typisches Grinsen wieder auf. „Na wenn schon“, sagte er lapidar. „Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, ihn doch zu haben“.

Ein hölzernes Klacken durchbrach die Stille des Innenhofes. Ein älterer Herr, offenbar ein Teil des Lehrpersonals, humpelte zu ihnen herüber. Die Haare waren ihm zwar ausgegangen, aber seine Garderobe war dafür umso imposanter. Edle Gewänder, ein sehr eindrucksvoller Mantel und sein Stab auf dem er sich abstützte, verliehen ihm eine überaus würdevolle Erscheinung. Auf seiner Schulter saß eine Krähe und zuckte mit dem Kopf beständig hin und her.

„Ihr seid die Anwärter von Zimmer 7?“, fragte dieser energisch. Die vier nickten stumm.
„Ich bin Professor Swain. Morgen beginnt euer Unterricht bei mir. Pünktlich um 8 Uhr genau hier“, befahl er und stampfte mit seinem Stock auf den Boden.
„Und noch etwas“, fügte er hinzu und blickte Shaco mit seinen stahlgrauen Augen an, der gerade im Begriff war, seinen Namen in die Bank zu ritzen.
„Wenn ihr euch hier verewigen wollt, dann macht es nicht mit dem Messer, sondern mit dem Kopf“. Shaco erschrak und ließ sein Messer fallen.
„Er meinte damit bestimmt unsere Leistungen im Kampf“, dachte Gragas bei sich.
„Er appelliert sicher an unsere taktischen Fähigkeiten“, vermutete Nasus.
„Ob es in der Kantine auch Käse gibt?“, dachte Twitch.

Auf eine Geste des Professors hin, wühlte sich eine Klaue aus dem Boden direkt unter Shaco. Sie ergriff ihn im Nacken und schlug ihn mit dem Kopf mehrmals auf die Bank. Dann dreht er sich um und humpelte in Richtung des Tores. Gragas stand auf und packte Shaco. „Ich bringe ihn hin“, sagte er kopfschüttelnd.
„Morgen früh also“, murmelte Nasus nachdenklich.
„Der erste Schritt zu Ruhm und Ehre“, wisperte Twitch.




Teil 8


Gragas betrat die Krankenstation und legte Shaco vorsichtig auf ein freies Bett. Er blutete zwar, aber dank seiner Schminke sah es nicht so schlimm aus wie es war. Schwester Akali kam aus dem Nebenzimmer herbei geeilt und begrüßte Gragas höflich. Dann fiel ihr Blick auf Shaco.“ Was ist denn mit ihm passiert?“, fragte sie erschrocken. „Er hatte wohl Sehnsucht“, antwortete Gragas verlegen. „Aber außerdem wurde er von Professor Swain mit dem Kopf gegen eine Sitzbank geschmettert“.
Schwester Akali tupfte sein Gesicht mit einem in Kräutertinktur getränkten Tuch ab. Als sie das Blut abgewaschen hatte stutzte sie.
„Seine Schminke muss Wasserfest sein“, stellte sie erstaunt fest.
Sie legte ihm einen Tropf und wickelte ihm einen Verband um den Kopf.
Gragas beobachtete aufmerksam jede ihrer Tätigkeiten. „So, das sollte reichen“, sagte Schwester Akali und rang sich ein Lächeln ab. Gragas schien erleichtert. „Vielen Dank für ihre Mühe, Schwester“, sagte er. „Ich verspreche auch, ihn sofort wieder abzuholen, sobald er gesund ist.“

Er ging hinaus in den Innenhof, doch Nasus und Twitch waren nicht mehr dort. Also wandte er sich um und ging zurück in sein Zimmer.
Dort traf er Nasus. Er saß ruhig auf dem Bett und balancierte seinen Bewahrer-Stab auf seinen ausgestreckten Handflächen.
„Der wird wieder Nasi“, brach er das Schweigen. Nasus blinzelte kurz, bewegte sich aber nicht.
Gragas wühlte ein wenig in seiner Bettschublade und zog ein Sechserpack Dosen heraus.
„Hab ich euch“, frohlockte er. Ein Zischen und gurgeln folgte dem sogleich.
Nasus zuckte mit dem linken Ohr. Aber er blieb regungslos sitzen.

Gragas ließ sich auf sein Bett fallen und beobachtete Nasus. Er saß dort, mit verschränkten Beinen wie eine Statue. Er schien nicht einmal zu atmen.
Gragas hatte schon davon gehört. Manche Mönche benutzen eine ähnliche Technik um ihr innerstes zu erforschen, so sagten sie. „Schnickschnack“ dachte er.
„Das einzige Innere was ich erforschen möchte, ist das meiner Vorratskiste. Vielleicht auch noch das innere meiner Feinde mit meinem Hammer“.

Nasus öffnete die Augen und ließ seinen Stab sinken. Er blickte Gragas fragend an.
„Shaco ist versorgt, der wird wieder“, widerholte Gragas nun sichtlich entspannter.
„Wo ist Twitch?“, fragte er. „Der ist wohl auf seinem Zimmer und durchsucht Shacos private Besitztümer“, sagte Nasus lächelnd.
„So gefällst du mir schon wieder besser, Nasi“, lachte Gragas. „Schließlich ist das hier kein Drama“. Er warf Nasus eine Dose zu. Gragas prostete ihm zu.
„Auf eine gute Zeit hier“.

Twitch lag auf seinem Bett und langweilte sich ein wenig. Er hantierte mit seiner Armbrust herum und feuert hin und wieder einen Bolzen auf die Zielscheibe ab.
„Mit Shaco war es lustiger“, dachte er.
Aber seine Trefferquote hatte sich verbessert. „Blöder Garen“, fluchte er. „Hält sich für was Besseres. Nur weil er teure Kleidung trägt, sich wäscht und keinen Müll isst. Pah!“
Er feuerte einen Bolzen direkt zwischen die Augen des Garen auf der Zielscheibe.
Dann legte er die Armbrust zur Seite, schloss die Augen und lauschte dem summen der Fliegen, die um ihn herum schwirrten.
Es beruhigte ihn und gab ihm das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Er lauschte und versuchte festzustellen, wie viele Fliegen es waren.
„Eins, zwei, drei…“, zählte er in Gedanken. Schließlich fiel er in einen tiefen Schlaf.


Teil 9


Der nächste Morgen kam schleppend. Dunkle Wolken zogen sich über der Akademie zusammen und hin und wieder zuckten violette Blitze in der Ferne.
Nasus und Gragas quälten sich aus dem Bett.
Sie packten ihre Waffen und Ausrüstung zusammen und verließen das Zimmer. Gragas klopfte kräftig gegen die Tür zum Zimmer Nummer 8.
„Twitch?“, fragte er und lauschte aufmerksam. „Bist du da? Wir müssen los“. Die Tür öffnete sich knarzend und Twitch trat hinaus. Er gähnte herzhaft und streckte sich.
„Morgen Jungs“, sagte er fröhlich. „Wir sollten Shaco mitnehmen, falls er wieder Fit ist“, schlug Gragas vor. „Wir können ja mal nach ihm sehen“, beschloss Nasus und ging voran.

Sie wankten noch ein wenig schlaftrunken aber dennoch entschlossen in Richtung Krankenstation.
Schon bevor sie die Krankenstation erreichten, hörten sie Shacos helles kichern durch die Flure hallen. „Er scheint wieder Fit zu sein“, sagte Nasus lächelnd.
„Oder er ist endgültig übergeschnappt“, sagte Twitch besorgt. Gragas lächelte, sagte aber nichts. Sie Bogen um die letzte Ecke und erreichten die Tür der Krankenstation. Gragas öffnete die Tür und folgte dem Kichern. Er fand Shaco auf dem Krankenbett sitzend und vor sich hin kichernd, während er kleine, bunte Pappboxen bastelte.

„Guten Morgen die Herren“, begrüßte sie Schwester Akali, die neben Shacos Bett stand und versuchte, dem zappelnden Shaco die Reste des Wundverbandes abzunehmen.
„Was machst du da?“, fragte Twitch mit großen Augen. „Ich habe ihm ein altes Bastelset geschenkt, damit er ein wenig Beschäftigung hat.“, erklärte Schwester Akali. „Das hat ihn von den Schmerzen abgelenkt.“, fügte sie hinzu. „Dann wollen wir ihre kostbare Zeit nicht weiter beanspruchen“, sagte Nasus mit einer höflichen Verbeugung. Shaco sprang auf und packte einige seiner Boxen ein.
„Den Rest hole ich später ab“, sagte er lachend. „Vielleicht schon in 10 Minuten, falls wir Professor Swain warten lassen“, drängelte Gragas mit Blick auf die Uhr.
Sie beeilten sich in den Innenhof zu kommen und sie schafften es auch pünktlich. Professor Swain war noch nicht da, aber ihre Bank war bereits besetzt.
Vier Gestalten waren dort versammelt.
Sie blieben stehen und musterten die Vier. „Wohl auch Anwärter“, vermutete Nasus kühl.
„Mmmh“, brummte Gragas. Twitch und Shaco warfen sich einen fragenden Blick zu und zuckten teilnahmslos mit den Schultern.

Da war die mysteriöse Frau, die Shaco am Tag davor gesehen hatte. Ein muskelbepackter Fleischberg, in Felle und Leder gehüllt, mit einer großen Axt stand neben ihr und warf unseren Freunden grimmige Blicke zu. Neben der mysteriösen unbekannten saß eine weitere junge Frau.
Sie war komplett in Leder gekleidet und ihr rotes, wallendes Haar glühte wie eine ruhelose Flamme.
Am Fuße der Bank saß ein kleiner, schmächtiger junge. Er war blass und eher unauffällig und wirkte mit seiner dicken Brille eher wie ein Streber als ein Champion-Anwärter. „Ich nehme den kleinen“, sagte Shaco dreckig grinsend.

Ein hölzernes Klacken hinter ihnen ließ sie aufschrecken. Professor Swain kam durch den Torbogen und musterte sie kalt lächelnd. Er nickte in Richtung der anderen Gruppe. Die Vier gingen vor ihm her auf die Gruppe zu. Sie spürten Swains Atem im Nacken. Twitch lief es kalt den Rücken runter.
Beide Gruppen standen sich nun gegenüber. Professor Swain stellt sich zwischen sie und räusperte sich. „Champion-Anwärter“, sagte er kühl.
„Als erstes wollen wir doch mal sehen, was ihr so drauf habt“. Er zog ein Kistchen aus seinem Mantel und stelle es neben die Bank.
Er klopfte einmal mit seinem Stab gegen die Kiste und sie begann sich wie von Zauberhand zu öffnen. Mehr noch, sie verwandelte sich in ein kleines Tischen, bedeckt mit verschiedenen, kleinen Phiolen die mit Flüssigkeiten in den unterschiedlichsten Farben gefüllt waren.

„Ein Minibar“, entfuhr es Gragas freudig. Swain warf ihm einen giftigen Blick zu.
„Das hier“, fuhr er fort“ sind Elixiere zur Heilung. Einige helfen gegen Gifte, andere gegen Magie oder Blutungen.“
Nasus unterdrückte seine Frage danach, wofür sie die wohl brauchen sollten. Aber der Gesichtsausdruck der anderen Anwärter zeigte ihm, dass auch diese offenbar keine Ahnung hatten, was als nächstes passieren würde.

Für einige Sekunden herrschte absolute Stille, dann donnerte es in der Ferne. Ein zuckender Blitz tauchte das Szenario in ein unwirkliches, düsteres Licht.
„Wie ein Duell im Morgengrauen“, dachte Gragas.

Swain zeigte auf Shaco und die mysteriöse unbekannte. „Ihr beiden, dort hinüber“, befahl er.
Sie liefen langsam in die Richtung, in die Professor Swain gedeutet hatte. Dabei ließen sie einander nicht aus den Augen.
Shaco fiel das recht leicht, denn immerhin war seine Gegnerin sehr attraktiv.
Seine Hände glitten langsam an seinem Körper hinab und ergriffen behutsam die Griffe seiner Messer. Seine Gegnerin umklammerte ihren Stab, dessen Spitze aus einer Ansammlung frei schwebender Kristalle zu bestehen schien, welche sich wie in Schwerelosigkeit drehten. Dabei funkelten sie im fahlen Licht der Morgensonne, das durch die düsteren Wolken fiel.

„Das reicht“, befahl Swain. Sie blieben stehen und machten sich kampfbereit.
Nasus, Gragas und Twitch standen regungslos da und wagten kaum sich zu rühren. Auch die anderen standen wie angewurzelt da. Ein leichter Wind kam auf und wirbelte durch den Innenhof und scheuchte einige Krähen auf, die es sich dort gemütlich gemacht hatten. Schimpfend flohen sie auf die Dächer.
„Fangt an“, donnerte Swain und stieß seinen Stab krachend auf den Boden.


Teil 10


Shaco fingerte an seinen Messergriffen herum und ließ seine Gegnerin nicht aus den Augen.
Sie stand regungslos da, nur ihr Haar und ihr Umhang flatterten im Wind. Wie ein Blitz stand sie plötzlich direkt vor Shaco und hielt ihm ihren Stab vor die Brust.
Eine magische Druckwelle fegte ihn von den Füßen und er fiel hinterrücks zu Boden. Er schüttelte sich und sprang wieder auf die Füße.
„Überraschung“, höhnte sich lachend. Shaco schleuderte mit einer eleganten Drehung beide Messer auf sie. Sie hatte Mühe sie abzuwehren, doch eine blieb in ihrem Stab stecken.

„War das schon alles kleiner?“, lachte sie. Doch Shaco war verschwunden.
Sie blickte sich irritiert um. Wie aus dem nichts stand er plötzlich hinter ihr. Er packte sie an der Kehle und riss sie zu Boden. Sie versuchte ihn mit dem Stab zu treffen, aber Shaco zog schnell das Messer aus dem Stab hinaus und hielt es ihr an die Kehle. „Überraschung“, kicherte er.

Nasus und die anderen waren beeindruckt. Sein clownhaftes Aussehen und sein eigentümlicher Humor täuschten darüber hinweg, das Shaco sehr wohl ein fähiger Kämpfer war. Er war schnell, wendig und geschickt mit den Messern.

Shaco zog seinen Würgegriff enger und kicherte dabei gehässig. Sie keuchte und versuchte vergeblich, sich seinem Griff zu entziehen.
Ein lautes „Poff“ ertönte und sie hatte sich offenbar verdoppelt. Shaco saß nun alleine auf dem Boden. Die beiden Frauen Schlugen auf ihn er, doch er konnte geschickt ausweichen. Eine golden durchscheinende Kette flog auf Shaco zu und erwischte ihn am Bein. Er spürte, wie sich seine Sinne trübten.
Er ging in die Knie und stützte sich mit der rechten Hand am Boden ab. Die beiden kamen näher, die Stäbe auf ihn gerichtet, welche vor arkaner Macht knisterten.
Die Kette hielt Shaco nun fest umschlungen, sein Gesicht war vor Wut und Schmerz verzerrt. Die beiden Zauberinnen standen nun direkt neben ihm und grinsten hämisch auf ihn herab. Sie senkten ihre Stäbe, deren Kristalle vibrierten, als warteten sie nur auf den Befehl ihrer Meisterinnen, ihre todbringende Energie zu entladen.

„Bringen wir es zu Ende, Narr“, höhnten sie.
Ein schrilles Gelächter unterbrach sie jäh. Eine kleine, bunte Pappbox wurde sichtbar, dort wo Shaco sich vor Sekunden noch abgestützt hatte.
Ein Springteufel schnellte aus ihr hervor und sein schrilles lachen ging den Zauberinnen durch Mark und Bein. Sie mussten sich die Ohren zu halten und ließen ihren Stab fallen. Eine Salve korrosiver Spucke prasselte auf sie ein und ätzte ihre Kleidung an einigen (unbedenklichen) Stellen weg. Shaco sprang auf und mit einer Wolke aus Schwefel und Funken verdoppelte er sich ebenfalls.

„Du hast sie gleich, mach weiter Shaco!“, feuerten unsere Freunde ihn an.
„Gib‘s ihm Le Blanc! Lass ihn leiden“, konterten die anderen.
Shaco stürzte sich auf sie und riss sie erneut zu Boden. Sie wälzten sich durch den Dreck und prügelten aufeinander ein. Auch die Clone der beiden Taten selbiges.

„Wer ist denn jetzt der echte Shaco?“, flüsterte Gragas verwirrt.
„Der linke“, flüsterte Twitch zurück.
„Woher weißt du das?“, fragte Gragas erstaunt.
„Der linke hat keine Schuhe an“, zischte Twitch.

Shaco und Le Blanc versuchten sich aufzurichten, doch wann immer einer von ihnen es beinahe geschafft hatte, zog ihn der andere wieder herunter.
Shaco warf einen kurzen Blick auf seinen Clon. Die beiden Klone wälzten sich ebenfalls auf dem Boden, allerdings kämpften sie nicht.

„Was machen die da?“, fragte Shaco verwundert. Le Blanc folgte seinem Blick.
„Weißt du das wirklich nicht?“, fragte sie spöttisch. Die beiden Clone lagen eng umschlungen auf dem Boden und küssten sich.
„Hey!“, rief Shaco. „Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen“.
„Lass deine dreckigen Hände von meinem Clon“, fuhr sie Shaco an.
Swain schlug die Hand vor‘s Gesicht. „Das reicht“, brüllte er sichtlich verärgert.

Shaco und Le Blanc standen auf und klopften sich den Staub ab. Die beiden Clone trennten sich nur widerwillig.
„Bis bald Cherie“, flötete er und verschwand in einer Wolke aus Schwefel und kleinen Herzen. „Ruf mich an“, hauchte sie hoffnungsvoll und verblasste.
„Wie romantisch“, seufzte Twitch und wischte sich eine einzelne Träne weg.

Shaco trottete zurück zu seinen Freunden. „Gut gekämpft“, sagte Gragas gönnerhaft und klopfte ihm herzhaft auf die Schulter. „Ja, gut gemacht“, fügte Nasus hinzu.
„Der hast du es gezeigt“, frohlockte Twitch. Le Blanc wurde von ihren Freunden ebenfalls beglückwünscht und sie und Shaco erhielten einen Heiltrank, der die gröbsten Verletzungen heilen sollte.
l0nelY is offline  
Old 10/06/2012, 23:29   #5
 
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Finde es Nice! Habe ich wenigstens endlich was zum lesen, das mich auch wirklich interessiert
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Old 10/07/2012, 14:41   #6
 
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Naja reicht noch lange nicht an die WoW Lore ran.
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Old 10/07/2012, 17:20   #7
 
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Teil 11


Professor Swain ließ seinen Blick durch die Runde wandern und dachte einige Sekunden nach.
Dann deutete er auf Nasus und den Muskelbepackten Hünen. „Nasus und Sion, vortreten!“, befahl er barsch. „Pass auf dich auf, Nasi.“, raunte Gragas.
„Der sieht stark aus“.

Twitch beobachtete das Geschehen mit nur einem Auge, denn er hielt es für notwendig, noch einmal seine Armbrust zu checken. Er ölte sie und prüfte den Zustand seiner Bolzen. Shaco sah besorgt aus, aber vielleicht war dies nur die Erschöpfung des vorigen Kampfes.

Nasus und Sion gingen langsam aufeinander zu und blieben erst wenige Schritte voneinander entfernt stehen. Sion wog seine Axt zwischen seinen Händen.
Nasus wirkte ruhig aber seine Ohren zuckten verräterisch. „Fang an!“, befahl Swain.

Sion macht einen schnellen Schritt vorwärts und ließ seine Axt niedersausen.
Nasus wich elegant zur Seite aus und verpasste Sion einen Hieb mit seinem Stab. Dieser zeigte kaum Wirkung, aber damit hatte Nasus gerechnet. Sion packte Nasus am Kragen und versetzte ihm eine deftige Kopfnuss.
Nasus taumelte zurück, fing sich aber sofort wieder. Er ließ seinen Stab vor sich kreisen und näherte sich Sion mit kleinen, bedächtigen Schritten.
Dieser fletschte die Zähne und beobachtete Nasus genau. Seine Augen glühten förmlich vor Hass und Nasus bekam dies sofort zu spüren.
Sion’s durchbohrender Blick paralysierte Nasus. Er konnte keinen Muskel mehr rühren, wenn auch nur für einen Moment. Lang genug für Sion auszuholen und Nasus einen schweren Schlag in die Seite zu versetzen. Nasus knickte ein, konnte sich aber auf einem Knie abstützen. Ein weiterer Schlag donnerte auf Nasus nieder.
Er parierte ihn, doch unter der Wucht zitterten seine Hände.
Ihre Blicke trafen sich über ihren gekreuzten Waffen.

„Gib auf kleiner!“, knurrte Sion. „Du bist mir nicht gewachsen!“.

Seine Worte hallten in Nasus Kopf wieder. Der Funken einer Erinnerung glühte für den Bruchteil einer Sekunde in seinem Geist. Sion brüllte und hieb nun wie ein wahnsinniger auf Nasus ein.
Ein Hieb folgte dem nächsten. Jeder Schlag war stärker und schneller als der vorherige.
Nasus richtete sich auf und parierte die Angriffe so gut er konnte. Er war zwar ein geübter Kämpfer, aber eine solche Wut und einen so gnadenlosen Hass hatte er noch nie erlebt. Ein Bild durchzuckte seinen Geist wie ein Blitz. Doch, er hatte so etwas schon einmal erlebt. Vor langer Zeit. Während seine Augen schwarz wurden und das Brüllen seines Gegners sich entfernte, kam die Erinnerung an das, was er so lange verdrängt hatte.

Der Tempel der Ahnen von Khezan erhob sich auf der höchsten Düne im Zentrum der Wüste.
Dort wo selten ein sterblicher gewesen war. Eine alte, zerfallene Ruine inmitten eines Meeres von Sand und Steinen. Doch wenn der besondere Tag kommt, wandelt sich die Wüste.
Der Tempel erstrahlt in seinem alten Glanz. Weißer, polierter Marmor inmitten einer grünen Oase. Bunte Teppiche zeigen Szenen der Ahnengeschichte von Khezan. Kupferne Feuerschalen, auf bronzenen Füßen stehend, nähren grüne und blaue Flammen. Bunte Vögel kreisen über dem Tempel und farbenprächtige Pfaue wandeln über die Tempelstufen, auf denen Sandlöwen vor sich hin dösen. Der Geruch von Räucherwerk schmeichelt der Nase und die Sonne strahlt vom höchsten Punkt durch einen wolkenfreien Himmel.

Inmitten des Tempels stehen die Statuen der Ahnen im Kreis, angeordnet um einen Altar aus schwarzem Basalt. Dort liegt auf einem Kissen aus rotem Samt das Auge des Horus.
Ein goldenes Medaillon verziert mit blau glänzendem Emaille und gekrönt mit einer Iris aus Saphir. Das Siegel des Bewahrers von Khezan. Nasus und die anderen Adepten knieten zu Füßen des Altars. Ihre Gewänder waren weiß und schlicht, ihre Sandalen aus einfachem leder. Jeder von ihnen trug eine Federkrone, die ihn als Anwärter auf das Amt des Bewahrers kennzeichnete.

Der Bewahrer von Khezan trat vor den Altar. Er wandte sich den Anwärtern zu und erhob beschwörend die Arme. Sein Gewand ähnelte entfernt dem der Anwärter, war jedoch ungleich prachtvoll und reich verziert. In einer Sprache, die kein Mensch gehört hatte, bat er die ahnen um Weisheit und Schutz, bevor er seine letzte, wichtigste Rede seines Lebens führen sollte.

„Ihr Anwärter, die ihr hier zusammengekommen seid. Lange habt ihr auf den heutigen Tag gewartet. Lange haben wir euch beobachtet. Ihr habt gelernt und gekämpft. Wissen erworben und Mut gezeigt. Die Wüste erkundet und eure innere Kraft gemeistert. Einer von euch wird meinen Platz einnehmen. Einer von euch wird der nächste Bewahrer des Sandes. Einer von euch, wird all mein Wissen, meine Erfahrung und meine Kraft erhalten. Einer von euch, wird unser Volk in die Zukunft führen.“

Er drehte sich zum Altar um und nahm das Auge in beide Hände. Es glühte hell auf, als er es an seine Brust hielt. „Nimm nun mein Wissen in dich auf.
Meinen Geist und meine Kraft!“.
Ein glühendes Band zog sich zwischen dem Auge und der Stirn des Bewahrers.
Die Luft war erfüllt von der Energie der Jahrhunderte. Die Anwärter blickten mit offenem Mund und großen Augen auf die Szene, die sich ihnen bot.
Als das Band verblasste, schien der Bewahrer schwach und ausgezehrt, so als wäre er innerhalb von Sekunden um Jahrzehnte gealtert.
Er keuchte schwer und ließ das Auge sinken. Der Saphir im Zentrum des Auges erwachte nun. Er glühte bläulich und zuckte hin und her.
Er wanderte über die Gesichter der Anwärter und schaute in ihre Seelen. Ein seltsames Gefühl.
Das Auge hatte seine Entscheidung gefällt. Der Bewahrer verkündete gebieterisch, worauf sie alle warteten. „Der Bewahrer der Sande wird sein“, legte er eine theatralische Pause ein.
Dann hielt er Nasus das Auge hin. „Nasus“, verkündete er Stolz.

„Ich werde mich als würdig erweisen, Bewahrer“, sagte Nasus demütig und erhob sich.
Nasus griff langsam nach dem Auge, das der Bewahrer ihm darreichte.
Doch Nasus Bruder Renekton sprang erbost auf. „Das kann nicht sein“, brüllte er.
Nasus hielt inne. Er und der Bewahrer schauten Renekton erstaunt an.

„Ich bin viel stärker als du“, schrie Renekton. „Ich habe härter trainiert als ihr alle zusammen.
Ich bin der mächtigste Anwärter, und ich werde der mächtigste Bewahrer sein!“.
Mit den letzten Worten stieß er den Bewahrer zur Seite und Riss das Auge an sich.
Dann rannte er die Stufen hinunter. Nasus fing den Bewahrer auf und hielt ihn fest.
„Das Auge“, keuchte dieser. „Du musst es zurückholen“.
Nasus rannte Renekton hinterher. Während die anderen Anwärter sich beherzt um den Bewahrer kümmerten.

Es dauerte eine Weile bis er Renekton eingeholt hatte. Sie hatten den Tempel weit hinter sich gelassen und befanden sich nun in der Wüste.
Die Sonne brannte unbarmherzig auf sie herunter und der glühende Sand knirschte unter ihren Schritten. Als Nasus ihn fast erreicht hatte, dreht Renekton sich um.
„Warum hast du das getan Bruder?“, fragte Nasus keuchend.
„Du bist es nicht wert Bewahrer der Sande zu sein“, antwortete Renekton. „Keiner von euch“.
„Das hast nicht du zu entscheiden!“, schrie Nasus wütend.
„Aber ja doch, Bruder“, entgegnete Renekton süffisant. „Hättest du die alten Schriften aufmerksamer gelesen, dann wüsstest du, das sich der stärkste und mächtigste alles nehmen kann“.
Dabei hielt er das Auge hoch. Es glänzte in der Sonne, aber das Auge selbst war erloschen.
„Unsinn!“, sagte Nasus barsch. „Weisheit und Respekt kannst du nicht mit einem starken Arm und deiner Klinge erreichen“.
„Das werden wir ja sehen“, blaffte Renekton und fletschte seine Zähne.

Sie stürmten aufeinander zu und ließen ihre Waffen singen. Nasus stieß Renekton seinen Stab in den Bauch und griff nach dem Auge, welches um seinen Hals hing. Renekton schnappte nach seiner Hand und zog Nasus seine Klinge quer über die Brust. Nasus zog seine Hand zurück und holte aus.
Erst jetzt sah er, dann sein Blut an ihm herunter tropfte und im Sand versickerte.
Er wirbelte seinen Stab herum und ein Hagel wütender Schläge prasselte auf Renekton ein.
Renekton stemmte sich dagegen. Er stoppte Nasus Angriffe mit einem wuchtigen Schlag seiner Rückhand. Nasus taumelte.
Seine Nase war gebrochen, Schwindel überkam ihn.
Renekton wirbelte seine Klinge herum und mit jedem Schlag durchschnitt er Nasus Robe.
Ja, Renekton war stärker als er und um einiges zäher.

„Gib auf kleiner Bruder.“, knurrte er. „Du bist mir nicht gewachsen“.

„Niemals!“, schrie Nasus und die Szenerie verblasste vor seinen Augen. „Dominus!“
Er wuchs in die Höhe und ein stürmischer Wind kam auf. Er wirbelte um Nasus herum und knisternde Energie erfüllte ihn.
Er war nun auf beinahe drei Meter angewachsen.

Sion hielt inne. Nasus Stab glühte in geisterhaftem Feuer als er damit ausholte.
Sion wich ihm aus und der Hieb sprengte den Steinboden. Ein kleiner Krater rauchte nun still vor sich hin, wo Sion gerade noch gestanden hatte.

„Du bist es nicht würdig, Bruder!“, schrie Nasus wie von Sinnen und schlug wie wild um sich.
Sion wich zurück doch Nasus zerschmetterte alles, was ihm in den Weg kam. Bänke, Büsche und selbst der Boden unter ihren Füßen verwandelte sich in Staub und Trümmer.
Ein Hieb fegte Sion hinweg und er donnerte gegen die Wand des Innenhofes.

„Genug!“, befahl Swain energisch.
Doch Nasus reagierte nicht. Er trat vor den am Boden liegenden Sion und holte zum letzten Schlag aus. „Du bist es nicht würdig, Verräter!“, schrie er zitternd während der um ihn herumwirbelnde Sand Sions Haut zerfurchte.

„Aufhören“, brüllte Swain mit donnernder Stimme.
Nasus atmete schwer. Er blinzelte und hielt inne. Vor ihm lag nicht sein Bruder, der ihn und seine Ahnen verraten hatte, sondern Sion.
Ein wilder, gnadenloser Krieger und doch ein Schüler der Akademie. So wie er. Nasus schrumpfte und ließ seinen Stab sinken. Er reichte Sion die Hand.
Sion schaute ihn ungläubig an, dann ergriff er die Hand und stand auf.

„Du bist ein würdiger Gegner“, keuchte er. Nasus drehte sich um und verließ den Innenhof durch den Torbogen. „Hey Nasi, wo willst du hin?“, rief Gragas ihm hinterher. Twitch hielt ihn am Arm fest. „Lass ihn gehen“, piepste er.



Teil 12

Die Wolken lichteten sich ein wenig und einige Sonnenstrahlen quälten sich durch die wenigen Lücken bis zum Boden hindurch und erhellten eine Szenerie der Zerstörung.

Die Champion-Anwärter standen sprachlos herum doch Professor Swain schien unbeeindruckt.
Wie in Zeitlupe deute er auf die rothaarige Frau: „Katarina!“, bestimmte er, und mit einem Blick zur Seite fügte er hinzu:“Und die Ratte da!“.
„Mein Name ist Twitch, Sir“, entgegnete Twitch beleidigt.

Er trottete auf Katarina zu. Diese lief elegant wie eine Katze auf ihn zu und fixierte ihn mit ihren grünen Augen. Dann standen sie sich gegenüber.
Einige Meter Abstand schienen Twitch angemessen zu sein. Katarina versuchte ihn mit ihrem Blick zu durchbohren und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Twitch starrte zurück und fletschte dabei die Zähne, was aber unfreiwillig komisch aussah, eher wie ein unbeholfenes Grinsen. „Fangt an!“, befahl Swain kühl.

Mit einer fließenden Bewegung zog Katarina zwei ihrer Messer und warf sie nach Twitch.
Dieser hechte zur Seite und feuerte im Flug zwei Schüsse auf sie ab. Einer davon traf sie im Oberschenkel. Die Bolzen waren zwar klein, aber natürlich vergiftet. Während Twitch sich elegant abrollte rannte Katarina auf ihn zu. Sie zog eines ihrer Schwerter und warf mit der anderen Hand ein weiteres Messer nach ihm. „Daneben“, dachte Twitch, doch als er aufstehen wollte merkte er, dass er fest hing. Das Messer hatte seinen Mantel durchbohrt und steckte im Boden.

Er Schoß einen weiteren Bolzen auf Katarina, doch diese schlug einen Salto und landete direkt vor ihm. Ihr Tritt kam so schnell, das Twitch nicht mehr ausweichen konnte.
Er flog hintenüber und hörte wie sein Mantel zerriss. Er rollte sich schnell wieder ab und schon sah er Katarinas nächsten Tritt kommen. Er schlug ihr Bein zur Seite und Biss kräftig zu. Sie hieb mit ihrem Schwert nach ihm doch Twitch konnte ausweichen. Er duckte sich unter einem weiteren Hieb hindurch machte einen Satz nach vorne. Sie waren sich jetzt so nahe, dass Katarina seinen fauligen Atem riechen konnte. Sie versetze Twitch einen schnellen Schlag mit ihrem Ellbogen doch ein Hieb seiner scharfen Klauen zerfurchte ihr Gesicht. Beide machten einen schnellen Schritt zurück.

„Mein Gesicht“, fluchte Katarina. „Dafür wirst du bezahlen, du Ratte!“.
„Das war mein Bester Mantel“, jammerte Twitch. „Und außerdem heiße ich Twitch!“.

„So langsam müsste das Gift wirken“, dachte Twitch bei sich. „Zeit zu verschwinden“.
Twitch schien auf einmal zu verschwimmen und wurde mehr und mehr durchlässig.
Dann war er verschwunden. Katarina stutzte kurz, dann lauschte sie angestrengt. Obwohl sie vom Kampf geschwächt und ihr Blick getrübt war,
versuchte sie Twitch irgendwie aufzuspüren.
Dabei machte sie hin und wieder zufällige, schnelle Schritte zur Seite oder duckte sich, um möglichen Angriffen zu entgehen.

Twitch schlich langsam um sie herum. In gebührendem Abstand umkreiste er sie und wartete auf den richtigen Moment. Seine rechte Hand hielt die Armbrust und seine linke wühlte in seinen Taschen. Eine Handvoll Krimskrams brachte ihn auf eine Idee. Er schlich sich vorsichtig von Hinten ran und warf eine Handvoll seines Tascheninhaltes – Knöpfe, Schrauben und kleine Steinchen – in die entgegengesetzte Richtung. Katarina fuhr herum und warf drei Messer in schneller Folge dorthin, wo sie die Geräusche vernahm. Diesen Moment nutze Twitch und feuerte eine weitere Salve Bolzen auf sie ab. Er traf sie in Rücken und Schulter und sie sank auf die Knie. Twitch kicherte Leise.
Er war zwar sichtbar geworden, aber das Ergebnis sprach für sich selbst. Er lief langsam auf sie zu und hielt seine Armbrust im Anschlag.
Katarina atmete hörbar schwer und stützte sich auf ihren Händen ab. Ihre Haare lagen auf ihren Knien und ihr Schwert lag neben ihr auf dem Boden.

„Sie so aus, als wäre es vorbei“, vermutete Gragas. Shaco nickte Stumm.
Twitch stand nun beinahe hinter ihr, aber er hielt vorsichtshalber eine Armlänge Abstand.
Katarina hob leicht den Kopf. Ihr Gesicht war blutverschmiert und ihre Haare zerzaust, doch ihr Blick war entschlossen und grimmig. Sie wirbelte herum und fegt Twitch die Beine weg. Er fiel rücklings um, seine Armbrust fiel ihm aus der Hand. Mit einem Satz sprang sie auf ihn, ihre Knie prallten auf seinen Brustkorb.
Twitch röchelte und versuchte sich loszureißen oder aufzustehen.

Sie kniete auf seiner Brust und verpasste ihm einen Schlag nach dem anderen. Es gelang ihm jedoch, seinen Schwanz um ihren Hals zu legen.
Er versuchte, sie hinten über zu ziehen.
Sie stemmte sich dagegen und tastete mit ihrer linken Hand nach ihrem Schwert. Die Rechte umklammerte seinen Schwanz und versuchte,
seine Umschlingung zu lockern. Sie konnte den Griff ihres Schwertes mit den Fingerspitzen fühlen und griff zu.
Dann setzte sie das Schwert Twitch an die Kehle. „Gib auf, du Ratte“, keuchte sie.
„Mein Name ist Twitch“, stammelte er. „Aber gut, du hast gewonnen“.

Sie standen auf und sammelten ihre Waffen ein. Twitch schlurfte zur Minibar – wie Gragas sie scherzhaft genannt hatte – und nahm einen Heiltrank ein.
Auch Katarina konnte man ansehen, dass sie es mehr als nötig hatte. „Beeindruckend“, sagte Gragas erstaunt.
Shaco klatschte im Beifall. „Das war knapp“, versuchte er Twitch zu trösten.
„Wir hätten vorher Frühstücken sollen“, sagte Twitch erschöpft.
„Gefeeded hätte ich gewonnen“, murmelte er.




Teil 13


Nasus betrat sein Zimmer und seufzte. Er stellte seinen Stab in die Ecke und ließ sich auf sein Bett fallen. Er streckte sich und schloss die Augen.
Die Erinnerung an den Kampf mit Renekton hatte ihm Kraft gegeben um Sion zu besiegen, aber sie hatte ihn auch die Kontrolle über seinen Geist genommen, wenn auch nur für einen Moment. Er war immer ein Mann des Wissens und der Weisheit gewesen, ein ruhender Pol im Zentrum des Sturmes der die Welt zu verschlingen droht.
Sein Bruder Renekton war da anders. Sein Blut kochte sehr leicht über. Er war arrogant und geriet sehr leicht in Wut oder schlimmer noch, in rasenden Zorn.
Doch bis zu dem Tag, der ihr Leben für immer verändern sollte, waren sie Brüder. Einig in ihren Werten und ihrem streben die Ahnen zu ehren und für sie zu kämpfen. Nasus Augenlieder zuckten als ich die Erinnerung erneut überkam.
Er und Renekton kämpften um das Auge des Horus. Umgeben von glühender Hitze, der doch kühl war im Vergleich zu dem brennenden Hass in ihren Herzen, kämpften sie ihren ersten, entscheidenden Kampf.

„Du bist es nicht würdig, Bruder!“, schrie Nasus zornig.
„Was weißt du schon?“, brüllte Renekton. „Nur ich alleine habe die Kraft die nötig ist, der Bewahrer der Sande zu sein!“.
Nasus parierte seinen Schlag und schmetterte ihm seinen Stab ins Gesicht.
Renekton spuckte aus, nun um einige Zähne ärmer. Ein gurgelndes Lachen drang aus der Tiefe seiner Kehle wie donnergrollen.

„Wenn du das Auge haben willst, dann musst du mich schon töten, Bruder“, knurrte er. Nasus zögerte. Er wusste, das Renekton der stärkste und Beste Kämpfer der Sande war.
„Ein Bewahrer der Sande sollte Weisheit besitzen.“, entgegnete Nasus kühl.
„Demut, Güte und Mitleid. Du hast nichts von alldem“.
Renekton keuchte und seine Mundwinkel zuckten, doch er blieb stumm.

„Ich kann dich nicht töten“, sagte Nasus bedächtig. „Aber laufen lassen kann ich dich auch nicht“.
Renekton ergriff das Auge, welches an einer Kette um seinen Hals hing. Dann blickte er Nasus direkt in die Augen. „Das Auge des Horus gehört mir“, zischte er leise.

„Du kannst seine Kraft niemals nutzen, ohne das Ritual des Bewahrers und den Segen der Ahnen“, rief ihm Nasus ins Gedächtnis.
„Und beides wirst du niemals bekommen“, schrie er und Hieb auf Renekton ein. Ihre Waffen sprühten funken als sie aufeinanderprallten, wieder und wieder.
Renekton drängte Nasus Schritt für Schritt zurück. Er fühlte den Blutverlust mit jedem einzelnen Tropfen, der im Sand versickerte.
Er spürte seine Nase nicht mehr, er roch nicht den Geruch des warmen Windes oder den der entsteht, wenn Eisen aneinander reibt. Mit jedem Schlag schien Renekton stärker zu werden. Sein Stolz gab ihm Kraft, doch er war auch seine Schwäche.

„Vielleicht wäre er ein starker Bewahrer gewesen“, dachte Nasus für einen flüchtigen Augenblick.
„Ein Beschützer der Wüste und ein mächtiger Krieger seines Volkes“. Aber ohne die Tugenden eines Bewahrers, war er nicht mehr als eine tobende Kampfmaschine. Er verpasste Renekton einen kräftigen Tritt in den Bauch und dieser taumelte einige Schritte zurück. Nasus streckte seine Hand aus.
„Manche erlangen Weisheit durch das Alter“, sagte er keuchend. „Vielleicht auch du, Bruder“.

Ein Summen erfüllte die Luft wie von hundert Fliegen und ein Schwarm Heuschrecken entsprang Nasus ausgestreckter Hand. Sie schwirrten um Renekton herum und umhüllten ihn wie eine dichte Wolke, so dass kein Sonnenstrahl bis zu ihm hindurch gelangte. Nur wenige Herzschläge später verschwanden sie wie ein düsterer Traum und Renekton stand verwirrt und desorientiert da.
Seine glatte Schuppenhaut war eingeschrumpelt und vertrocknet. Seine gelblichen Augen milchig geworden und seine Krallen und Zähne stumpf.

Er blickte Nasus fassungslos an.
„Was hast du getan?“, schrie er entsetzt. Nasus ging langsam zu ihm herüber.
„Gib mir das Auge, Bruder“, sagte er ruhig aber bestimmt.

Renekton blickte auf seine Hände. Er spannte seine Muskeln an und spürte, dass seine Kraft geschwunden war. Wie war das möglich?
„Das Auge“, widerholte Nasus und streckte ihm eine Hand entgegen. Langsam griff Renekton die Kette und nahm sie ab. Das Auge spiegelte das Sonnenlicht in seine trüben Augen und er blinzelte. Er hielt für einen Moment inne. Dann öffnete er seine Hand langsam, wie in Zeitlupe und ließ es in den glühenden Sand fallen. Nasus trat einen Schritt vor und bückte sich um das Auge aufzuheben.

Er griff nach der Kette. „Stirb, Bruder!“, brüllte Renekton und legte all seine Kraft in einen wuchtigen Hieb. Nasus konnte gerade eben noch ausweichen, doch Renekton traf das Auge, welches noch am Boden lag mit voller Wucht. Es zersprang in viele kleine Stücke. Renekton schien seine Kraft wieder zu bekommen. Mit jedem Herzschlag der verging, wurde er stärker und jünger. Nasus schaute ihn Fassungslos an. „Wir werden uns wiedersehen, eines Tages, Bewahrer“, höhnte Renekton und eilte hinaus in die Wüste. Nasus fiel auf die Knie.

Er ließ seine Hände durch den heißen Sand gleiten, dann senkte er den Kopf.
Er schlug zornig auf den Boden ein. „Dafür wirst zu bezahlen, Bruder“, schrie er hinaus.
Er sammelte die Bruchstücke des Auges ein und schleppte sich zurück zum Tempel des Bewahrers.




Teil 14


Nasus öffnete die Augen. Er stand auf und lief zum Fenster. Er öffnete es und sah hinaus auf den Innenhof. Dort sah er wie Gragas sich kampfbereit machte.
Er reckte und streckte sich und ließ seine Knochen knacken. Sein Gegner, ein kleiner, blasser junge mit einer dicken Brille ging zaghaft auf ihn zu.
„Eigenartig“, dachte Nasus bei sich. Andererseits hatte er genug Seltsames gesehen, um sich kein vorschnelles Urteil über etwas oder jemanden zu bilden. Besonders nicht hier, in der Akademie der Liga. Er stützte sich auf das Fenstersims und schaute gespannt zu.

Gragas schien hochmotoviert und lächelte seinem gegenüber zu.
„Dann wollen wir mal kleiner“, sagte er zwinkernd.
Sein Gegner nickte schüchtern. Er griff unter sein Hemd und kramte etwas daraus hervor.
Ein Inhalator, wie in Asthmatiker benutzen. Er setzte ihn an den Mund und nahm zwei tiefe Züge.
Gragas hob fragend eine Augenbraue. Der Junge atmete schneller und begann zu zittern.
„Hey, mach dir keinen Stress“, sagte Gragas mitfühlend. „Das hier ist nur ne Übung“.
Der Junge schlug seine Hände vor die Brust, als hätte er starke Schmerzen und stieß ein langegezogenes Heulen aus.
„Das klingt gar nicht gut“, piepste Twitch ängstlich.

Die Kleidung des Jungen riss plötzlich an vielen Stellen ein, während sein Körper anschwoll. Dichtes braunes Fell überwucherte seinen Körper und sein Kopf nahm ein wölfisches Aussehen an. Seine Hände wurden zu Pranken, gekrönt von silbernen Klauen. Er stieß ein weiteres, markerschütterndes Heulen aus und blickte Gragas mit seinen Wolfsaugen an. Dabei fletschte er die Zähne und Sabber tropfte ihm aus dem Mundwinkel.
„Sitz!“, befahl Gragas barsch. Swain huschte ein fieses Grinsen über sein Gesicht, als er den Befehl gab:“Fangt an!“.

Mit einem Satz stürzte sich der Wolf auf Gragas, aber anstatt auszuweichen hieß er ihn mit seiner rechten Faust Willkommen. Sie donnerte gegen die Wolfsnase und warf ihn zurück. Doch der Wolf war schnell wieder auf den Beinen. Er rannte leicht gebückt auf Gragas zu und knurrte dabei bösartig.
Gragas zog mit der linken Hand eine Dose aus seiner Tasche, während er die Rechte zum Schlag zusammenballte.
Ein Hagel von Klauenhieben ging auf Gragas nieder und zerfurchte seinen Bauch.

„Es geht doch nichts über ein dickes Fell“, dachte Gragas bei sich und ließ seine Rechte nach vorne schnellen. Er rammte seine Faust in die haarige Brust seines Gegners, doch dieser schien unbeeindruckt. Dann packte er ihn am Hals und hob ihn hoch. Der Wolf ruderte mit den Beinen und seine Krallen fuhren durch Gragas Arm. Der biss die Zähne zusammen und hämmerte mit der Dose in seiner Hand auf den Wolf ein. „Wusstest du schon“, zischte er „,das Alkohol betäubt?“.
Er rammte ihm die Dose genau zwischen die Zähne und warf ihn mit einer schwungvollen Drehung einige Meter zurück. Der Wolf landete auf den Füßen und wollte gerade wieder auf Gragas losstürmen als die Dose in einer Wolke aus Bier und Aluminiumsplittern explodierte.
„Prost!“, rief Gragas schadenfroh.Der Wolf torkelte auf Gragas zu. Gragas hatte einige üble Schnitte abbekommen und sein Blut tropfte an ihm herunter. „Na warte“, zischte er leise.

Er rannte dem Wolf entgegen und rammte ihn mit dem Kopf in den Bauch. Der Wolf stieß ein winseln aus, das direkt in ein röcheln überging.
Gragas packte ihn mit beiden Händen und stieg auf eine Bank. Er hob den Wolf waagerecht über seinen Kopf und ließ sich nach vorne fallen. Sie schlugen auf den Boden auf, wobei Gragas recht weich landete. Während sein Gegner am Bode lag stand Gragas auf und warf sich erneut auf seinen am Boden liegenden Gegner, mit dem Ellbogen voran. Ein knackendes Geräusch durchbrach die Stille des Innenhofes. Der Wolf lag regungslos am Boden.

„Weißt du“, keuchte Gragas während er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Bei uns zu Hause sind die Hunde so große wie Pferde. Da werde ich doch mit so einer Promenadenmischung wie dir…“. Dann sackte Gragas in sich zusammen. Der Blutverlust war hoch gewesen. Swain und die anderen rannten zu ihnen um ihnen schnell die Heiltränke einzuflößen.

Nasus war sprachlos vor Staunen. Dieser Gragas hatte mehr Wucht hinter seien Schlägen als man ihm ansehen konnte. Doch er war auch ein wenig zu sorglos gewesen.
Nachdem beider verarztet waren und der Junge sich wieder zurückverwandelt hatte, saßen sie sich gegenüber. „Du bist ziemlich stark, und auch sehr zäh“, sagte dieser.
„Den Trick mit dem Inhalator musst du mir mal verraten“, schnaufte Gragas.
„Alchemie Leistungskurs“, entgegnete der Junge erschöpft und rang sich ein Lächeln ab.
„Ich bin übrigens Gragas“, sagt Gragas und streckte ihm die Hand hin.
„Warwick“, antwortete der Junge und schüttelte Gragas die Hand.

„Kommt her zu mir, alle!“, befahl Swain. Sie versammelten sich im Halbkreis vor Professor Swain.
„Nachdem ich nun einen Vorgeschmack auf eure Fähigkeiten bekommen habe, denke ich doch, dass noch nicht alles verloren ist“, sagte er erleichtert.
„Jetzt solltet ihr erst mal ein kräftiges Frühstück zu euch nehmen und vielleicht noch eine heiße Dusche. Wir treffen uns dann heute Nachmittag um 15 Uhr wieder hier“.
Dann wandte er sich um und humpelte durch den Torbogen in die Akademie.
Die Adepten folgten ihm zögernd.




Teil 15


Die Freunde gingen zurück auf ihre Zimmer um sich ein wenig frisch zu machen, abgesehen von Twitch natürlich.
Dort trafen sie auf Nasus und machten sich alsbald auf zur Kantine, die ja nun endlich geöffnet hatte.
Die Kantine war ein großer Saal, der mit vielen Tischen und Stühlen vollgestellt war. An den Wänden hingen Bilder vom Essen in all seinen Formen und Farben.
Der Fußboden war mit weißen Fliesen gekachelt, was wohl der einfacheren Reinigung diente.
Direkt angrenzend war die eigentliche Küche, welche durch eine Theke mit der Kantine verbunden war. Das Thekenpersonal war angewiesen worden, alle Adepten mit köstlichsten Speisen zu versorgen. Bis es so weit war, bekamen sie allerdings das, war gerade da war.

„Ich hätte gerne Bratkartoffeln mit saurer Soße und grünen Salat“, sagte Nasus höflich.
Der Mann hinter dem Tresen warf ihm einen skeptischen Blick zu und klatschte ihm lieblos einen großen Löffel Eintopf auf den Teller.
„Auch gut“, murmelte Nasus und dreht sich um.

„Einmal irgendwas“, bat Twitch höflich. Er bekam ebenfalls einen Löffel Eintopf auf den Teller geklatscht. „Fabelhaft“, freute sich Twitch und wandte sich grinsend Nasus zu, der bereits einen Tisch gefunden hatte. Twitch setzte neben Nasus und legte sein Besteck zurecht. Dann vergrub er seinen Kopf in seinem Teller und schmatze in sich hinein. Nasus prustete los. Als Shaco und Gragas den Tisch erreichten, waren sie erstaunt. „Haben wir was verpasst?“, fragten sie Stereo.

„Eigentlich nicht“, schmatzte Twitch. Aber du hast was verpasst, Nasi“, fuhr er fort.
Twitch beschrieb Nasus seinen Kampf gegen Katarina. Dabei schmückte er die Tatsachen reichlich aus, und ließ sich um einiges Heroischer dastehen
als es der Wahrheit entsprach.
„Du hattest keinen schwarzen Ledermantel an“, korrigierte ihn Gragas.
„Und keine Sonnenbrille“, lachte Shaco.
„Hast du wirklich noch eine zweite Armbrust?“, fragte Nasus skeptisch.
„Naja“, lenkte Twitch ein. „Aber so ungefähr ist es gelaufen“.

„Deinen Kampf habe ich vom Fenster aus gesehen“, sagte Nasus und nickte Gragas zu.
„Beeindruckend“, fügt er hinzu.
„Ich habe diesen Warwick unterschätzt“, gab Gragas nüchtern zu und stocherte in seinem Teller herum.
„Deine Vorstellung war auch ziemlich beeindruckend, Nasi“, sagte Shaco mit vollem Mund.
„Du warst ziemlich aufgedreht“, stellte Gragas fest.

Nasus ließ seine Gabel sinken und seufzte. „Ich dachte an den Kampf mit meinem Bruder Renekton“, murmelte er. „Wir kämpften gegeneinander um die Nachfolge des Bewahrers“, fasste er zusammen.
„Du willst nicht darüber reden, was?“, piepste Twitch einfühlsam.
Nasus nickte stumm. Für einen Moment lang herrscht betretenes Schweigen.

Dann durchbrach ein zischen die Stille. Gragas nahm einen kräftigen Schluck aus der Dose.
„Von dem Fraß hier kriege ich Sodbrennen“, erklärte er schulterzuckend.
Sie lachten und knufften sich gegenseitig. Nachdem sie aufgestanden waren schlenderten sie durch die Korridore der Akademie.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Shaco neugierig.

„Wir haben noch etwas Zeit“, stellte Nasus fest. „Gehen wir doch noch etwas in den Park“.
Damit waren alle einverstanden und so schlenderten sie in Richtung des Parks.




Teil 16


Sie wanderten ziellos durch den Park. Kleine und große Bäume säumten ihren Weg.
Sie waren vollbehangen mit bunten Blüten und seltsamen Früchten. Ein feines, weiches Gras bedeckte den Boden wie ein flauschiger Teppich und überall waren bunte Blumen die Herrlich dufteten.

Es gab zwar einige befestigte Wege, aber das Zentrum des Parks bestand beinahe ausschließlich aus wilder, ungezähmter Natur.
„Unglaublich wie schön es hier ist“, staunte Nasus und blickte in die Wipfel der Bäume. „Der Geruch hier gefällt mir nicht“, sagte Twitch säuerlich.

Gragas lachte. Am Fuß der Bäume wuchsen die unterschiedlichsten Pilze. Manche waren schlicht und Braun, andere waren rötlich mit weißen Stielen und wieder andere waren beinahe so groß wie eine Kokosnuss. Twitch ging hin und schnüffelte an den Pilzen. „Schon besser“, freute sich Twitch und pflückte den Pilz. Gragas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Aber als der Pilz vor Twitch’s Nase explodierte, brüllte er los. Twitch hustete und nießte mehrfach. Nasus ließ seinen Blick durch die Bäume wandern und obwohl er auch grüne Oasen in der Wüste gesehen hatte, schien es ihm nirgendwo schöner gewesen zu sein.
Shaco hüpfte vor Freude durch das Gras und tanzte vor sich hin, was die anderen mit einem dezenten lächeln kommentierten.

Plötzlich hielt er inne. Da hatte sich doch etwas im Busch bewegt.
Er ging behutsam auf den Busch zu und lauschte. Er hörte ein leises, kaum hörbares flüstern. Er schnellte vor und packte zu.
„Hab ich dich“, triumphierte er. Als er die Hand herauszog, hielt er ein sich windendes, wurzelähnliches etwas in der Hand. Es war braun und sah aus wie eine Wurzel, mit grünen Blättchen auf dem Kopf, aber es hatte offenbar Augen und sogar einen Mund.

Shaco hielt es sich vor sein Gesicht um es näher zu betrachten. „Was ist das?“, fragte Nasus neugierig. „Ich weiß nicht“, sagte Shaco und mustert das Wesen genau.
Gragas kam zu ihm. „Eigenartiges Ding“, murmelte er. „Wenn es eine Wurzel ist, kann ich Schnaps draus brennen“, sagte er schulterzuckend.
„Pass lieber auf“, schniefte Twitch.
Seine Nase war rot und leicht angeschwollen. Das Wesen schnappte nach Shaco’s Nase, doch zum Glück hatte Shaco gute Reflexe und zuckte zurück.
Wer oder was bist du?“, fragte er irritiert.
„Ich bin ein Setzling“, meckerte das Wesen beleidigt. „Und du störst mich bei meiner Arbeit“.
„Was arbeitest du denn hier?“, fragte Shaco erstaunt. „Glaubst du das Gras wird von alleine grün?“, fragte der Setzling beleidigt.
„Seltsam“, murmelte Nasus. „Genau das dachte ich immer“.
Shaco setzte den Setzling vorsichtig auf den Boden zurück. „Danke du Clown“, bedankte sich dieser sarkastisch. Dann lief er zurück in den Busch und sie hörten das Rascheln der Blätter und das knacken winziger Zweige.

„Hört ihr das auch?“, fragte Twitch unsicher. „Was meinst du?“, fragte Gragas.
Nasus lauschte angestrengt. „Ich höre eine Melodie“, antwortete er leise.
Shaco blickte ihn fragend an. „Irgendwer spielt da eine Melodie auf einer Flöte“, stellte Twitch fest.
„Es kommt aus der Richtung“, sagte Nasus und zeigte nach Norden.
Sie gingen nach Norden, wo die Bäume höher und die Büsche dichter wurden. Wilde Sträucher, umwuchert von Brennnesseln und wilden Pilzen versperrten ihnen den Weg. Dornenranken und hüfthohe Mauerreste versperrten ihnen den Weg.

„Dieser Teil des Parks scheint recht unberührt zu sein“, stellte Nasus erstaunt fest. Selbst der Rasen war struppig und wild. Vorsichtig bahnte Nasus sich eine Schneise durch das wuchernde Grün.
Die Flötenmelodie war nun deutlich zu hören. Es war eine sanfte, tragende Melodie.
Ruhig und doch belebend. Das Zwitschern einiger Vögel mischte sich mit dieser, so harmonisch, als wären sie ein Teil der Melodie selbst.
Nasus konnte etwas durch das Dickicht sehen.
Er blieb stehen und hob die Hand.
Sie blieben abrupt stehen und machten keinen Laut. Nasus versuchte, durch das Gestrüpp etwas zu erkennen und lauschte angestrengt. Twitch schnüffelte nervös und duckte sich unter einen großen Dornenbusch. Gragas konnte weder etwas hören noch sehen, abgesehen von der Melodie, die nun sehr nahe war.
Er war zwar ein Naturbursche, aber dieser ganze Pfadfinderkram war nicht seins.

Shaco spähte durch das Geäst, doch er konnte nur sehen, dass sich dort etwas bewegte.
Er nickte Nasus zu. Nasus brach mit einem kräftigen Schlag durch das Unterholz, die anderen folgten ihm vorsichtig. Sie standen auf einer kleinen Lichtung, die von hohen Bäumen mit dichten Kronen umgeben war. Zu deren Füßen standen dornige Büsche und Brennnesseln.
In der Mitte der Lichtung, die in etwa einen Durchmesser von 7 Metern hatte, stand neben einer alten, verwitterten Säule ein steinerner Springbrunnen in Form einer Muschel.
Davor ragte ein dicker, Moosbewachsener Baumstumpf aus dem Boden. Eine junge Frau saß darauf und spielte auf einer Panflöte. Die Freunde waren erstaunt.
So etwas hätten sie hier nicht erwartet. Sie beendete ihr Spiel und drehte sich ihnen um. Sie trug ein Kleid aus grünen Blättern, welche mit Tautropfen und Blüten verziert waren. Ihre Haare waren grün und reichten ihr bis über die Hüften. Ihre Augen aber, waren silbern und glühten wie das sanfte Licht des Mondes bei Mitternacht.
Sie lächelte. „Hallo, Freunde“, sagte sie mit sanfter, melodiöser Stimme. „Nehmt doch Platz“.
Sie strich mit der Hand durch das Gras und wie im Zeitraffer wuchsen vier Moosbewachsene Pilze vor ihnen empor, welche offenbar als Sessel gedacht waren.

Twitch versteckte sich hinter Nasus klammerte sich an seinem Bein fest.
„Ich bin Soraka“, erklärte sie sanft. „Das Kind der Sterne“. Nasus schüttelte Twitch ab und trat einen Schritt vor. Gragas folgte ihm. Sie setzten sich vorsichtig auf die Pilze. Zuerst gab das Moos etwas nach und sie sanken ein wenig ein. Twitch und Shaco blieben unschlüssig stehen. Die Pilzsessel waren weich und sehr bequem. Außerdem strahlten sie eine eigentümliche, wohlige Wärme aus.
„Ich bin Nasus, Juniorbewahrer der Sande von Khezan“, sagte Nasus höflich und wunderte sich insgeheim, dass er mal nicht bei der Nennung seines kompletten Titels unterbrochen wurde.
„Ich bin Gragas“, stotterte Gragas und zeigte auf Twitch und Shaco.
„Das sind unsere Freunde Twitch und Shaco“.
Soraka nickte lächelnd zu ihnen herüber.




Teil 17


Twitch und Shaco trauten sich nun doch, sich hinzusetzen. Ja, diese Pilzsessel waren bequem und weich. Twitch ließ sich hängen und blickte in die Wolken,
die seltsamerweise über der Lichtung weiß und flauschig waren. Auch war der Himmel nicht getrübt durch die toxischen Gase die normalerweise von Zhaun herüber wehten, sondern blau und klar.

„Was tust du hier Soraka?“, fragte Nasus höflich. Soraka lächelte sanft.
„Ich war auf dem Weg zur Akademie der Liga“, erklärte sie ruhig. „Aber in dieser steinernen Höhle möchte ich nicht Wohnen“, fügte sie hinzu und zeigte in die Richtung der Akademie.
„Als ich diese grüne Oase fand, hab ich beschlossen, hier zu bleiben. Inmitten der Natur, umgeben von Pflanzen und unter freiem Himmel“, schwärmte sie.
„Dann nimmst du nicht am Unterricht Teil?“, fragte Gragas neugierig.
Soraka senkte leicht den Kopf. „Ich würde schon“, begann sie zögerlich. „Aber ich bin keine Kämpferin“. Nasus nickte verständnisvoll.
„Vielleicht können wir mit Professor Swain reden und finden einen Kompromiss?“, schlug er vor. „Das wäre schön“, antwortete sie strahlend.

Ein kleiner Setzling kam aus dem Gebüsch und tippelte zu Soraka hinüber. Er blieb neben ihr stehen und piepste aufgeregt.
Sie nahm ihn vorsichtig auf ihre Hand und hielt ihn an ihr Ohr.
„Ja, ich weiß.“, lachte sie. „Er braucht sich keine Sorgen zu machen“.

Nasus und Gragas schauten sich fragend an. Soraka kraulte den Setzling am Kinn woraufhin dieser zu schnurren anfing wie ein zahmes Kätzchen.
„Wer braucht sich keine Sorgen zu machen?“, fragte Shaco neugierig. „Der Gärtner des Parks“, antwortete sie.
"Er wollte mir sagen, dass eine Gruppe eigenartiger Kreaturen sich hier herumtreiben“.
Shaco dachte einen Moment nach. „Wir haben niemanden gesehen“, sagte er bedächtig.
„Aber keine Sorge, wir sind ja auch noch hier“, sagte er kichernd.

Gragas schlug die Hände vor’s Gesicht. „Sie meint uns“, sagte er leicht genervt.
Twitch bekam von alldem nichts mit. Er war auf dem weichen Moospolster eingeschlafen.
Er träumte von Ruhm, Reichtum und Käse, soweit das Auge reicht.

Soraka neigte den Kopf zur Seite. „Da kommt er ja“, sagte sie erfreut. Sie hörten ein sanftes Rascheln und leises murmeln.
„Purzelbaum, bist du das?“, fragte sie scherzhaft. Er war es.

Ein Wesen trat durch die Sträucher. Knappe zwei Meter groß, bräunliche, borkige Haut wie Rinde und Arme wie Äste.
Seine Füße waren wie Wurzeln und grüne Blätter bedeckten seinen Kopf.
Zwei Astlöcher in Kopfhöhe glühten mit bläulicher Energie, darunter klaffte ein breiter Spalt, aus dem ein leises brummen zu hören war. Trotz seiner Größe glitt er durch die Büsche wie ein leiser Schatten. So als würde das Gestrüpp ihm ausweichen und den Weg freigeben.

Er trat auf die Lichtung und verneigte sich leicht. Er hielt einen Arm in den Springbrunnen und seine Blätterkrone wurde sofort um einiges dichter und grüner.
Er wandte sich Soraka zu.
„Ich habe mir Sorgen gemacht“, brummelte er leise. „Wie süß von dir“, sagte sie und griff seine Hand.
„Das hier ist Purzelbaum“, stellte sie ihn lachend vor. Die Freunde konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ihr dürft mich Maokai nennen“, sagte er höflich aber bestimmt. „Oder ihr tragt die Konsequenzen“, fügte er zwinkernd hinzu. Maokai wurzelte sich neben Soraka ein.

„Wenn ihr mögt, werde ich eine Melodie für euch spielen“, bot sie an.
Die Freunde nickten, abgesehen von Twitch, der leise vor sich hin schnarchte.
Soraka führte ihre Flöte zum Mund und spielte eine sanfte, klare Melodie. Die Freunde spürten ein Gefühl der Geborgenheit und inneren Ruhe.
Die Melodie trug ihren Geist hinauf in den Himmel, wie ein Blatt das im Wind tanzt. Nasus fühlte sich leicht und frei. Er konnte den Park von oben sehen.

Er war noch viel größer, als er gedacht hatte. Das Zentrum des Parks war ein urtümlicher Ort wo die Natur noch wild und ungezähmt war.
Der Rest des Parks war gepflegt und sah aus, wie aus dem Bilderbuch. Trotzdem wirkte er nicht steril oder geplant, sondern wie eine geordnete und doch harmonische Facette einer lebendigen Welt.
l0nelY is offline  
Old 10/07/2012, 17:26   #8
 
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ja nice1 das du es hier auch reinpostet gibt es ja eig schon auf der hp von lol in der forum section
Mr_Ohned is offline  
Old 10/07/2012, 17:30   #9
 
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Originally Posted by Mr_Ohned View Post
ja nice1 das du es hier auch reinpostet gibt es ja eig schon auf der hp von lol in der forum section
Möchte mich auch nicht mit fremden Lorbeeren schmücken, wollte die Geschichte lediglich mit den Leuten hier teilen, weil sie mir gut gefällt.
l0nelY is offline  
Old 10/07/2012, 17:33   #10
 
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Zwar nett und gut das du es hier postes, aber wäre nicht Quelle gut ? Ich glaub da freut sich der User, der sich mühe gibt und das schreibt.

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Old 10/07/2012, 17:35   #11
 
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Originally Posted by l0nelY View Post
Möchte mich auch nicht mit fremden Lorbeeren schmücken, wollte die Geschichte lediglich mit den Leuten hier teilen, weil sie mir gut gefällt.
so meinte ich es auch finde es gut das du es hier postest dann können die anderen das auch sehen

jaja insgeheim willst du schon thx
Mr_Ohned is offline  
Old 10/08/2012, 13:28   #12
 
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Teil 18


Während sein Geist leicht und befreit war, überkamen ihn wieder die Geschehnisse seiner Vergangenheit.
Nasus kniete vor dem Bewahrer der Sande im Tempel von Khezan. Vor ihm lagen die Bruchstücke des Auges. „Ich habe versagt, Bewahrer“, sagte er bitter.
Der Bewahrer legt ihm die Hand auf den Kopf.

„Die Ahnen waren mit dir, junger Nasus. Du hast getan was du konntest, aber manchmal liegt es nicht in unserer Hand.“, sagte er bedauernd.
„Die Bruchstücke des Auges werde ich wieder zusammenfügen, so gut ich es kann. Dann werden wir sehen, ob auch seine Kraft zurückkehrt“.
Nasus blieb stumm. Er stand auf und ging ohne ein Wort.

Ein starker Wind kam auf und die Tiere und alle Personen darin, verließen ihn.
Die Mauern zerfielen in Bruchteilen von Minuten und der Sand bedeckte die Ruinen.
Nasus hatte seine Wunden versorgt und seine Festtracht abgelegt. Er packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen und verließ seine Heimat.
Er wanderte lange durch den glühenden Sand.

Der Wind war sein einziger Begleiter. Er war schon Tage unterwegs, als er plötzlich Geier kreisen sah. Er stutzte. Schnell erklomm er eine Düne und blickte hinab.
Dort unten, zappelte etwas im Treibsand. „Diese Menschen“, dachte er bei sich. „Sie kennen die Wüste nicht, und doch setzen sie ihr Leben auf’s Spiel“.
Er konnte einen Kopf und einen Arm sehen, die aus dem Sand herausragten.
Eine leise, erschöpfte Stimme drang an sein Ohr:“Oh nein. Erst die Geier und jetzt noch Schakale“. Nasus ging so nah heran wie er konnte.
Aber in 5 Metern Entfernung konnte er nicht mehr weiter. Der Mensch betrachtete ihn wie eine Halluzination.

Nasus hob seinen Stab. „Ich bin Nasus!“, rief er. „Ich gebiete dir Sand, gib diesen unwürdigen Körper frei!“. Der Sand gehorchte und floss hinfort, wie eine langsam kriechende Masse.
Er ging zu dem Menschen und reichte ihm die Hand. „Ich danke dir“, keuchte der Mensch.
„Was tust du hier in der Wüste?“, fragte Nasus neugierig. „Ich bin auf der Suche…“, keuchte dieser. Nasus reichte ihm einen Beutel mit Wasser.
Gierig trank er das Wasser, dann gab er Nasus den Beutel zurück. „Ich bin am Rande der Wüste unterwegs um junge Talente für die Liga der Legenden zu suchen“, antwortete er erschöpft. „Und wie es aussieht, hab ich Erfolg gehabt“, fügte er lächelnd hinzu.

Er erzählte Nasus von der Liga der Legenden und von der Akademie in Zhaun.
Nasus grübelte darüber. Er blickte über die endlose Fläche heißen Sandes und erinnerte sich an sein Versagen gegen Renekton.
„Wo genau ist diese Akademie?“, fragte Nasus neugierig.
Der Talentscout gab ihm einen Zettel mit der Adresse. „Zhaun“, murmelte Nasus nachdenklich.
„Nie gehört“. „Geh immer nach Nordosten. Dann folge dem grünlichen Giftschleier der dich nach Zhaun führt“, erklärte er. Nasus begleitete den Talentscout noch bis zum Rand der Wüste, etwa eine halbe Tagesreise weit. Dann verabschiedete er sich höflich und machte sich auf den Weg.

Das Kreischen einer Krähe weckte Nasus aus seiner Lethargie. Seine Freunde waren ebenfalls wach, aber Soraka und Maokai waren verschwunden.
Sie beeilten sich den Park zu verlassen, denn sie wussten, wenn sich Krähen über der Akademie sammelten, dann war Professor Swain nicht weit.
Sie wollten nicht zu spät kommen, denn schließlich war Professor Swain nicht unbedingt für seinen Humor bekannt.
Sie hetzten durch die Büsche und als sie endlich atemlos den Innenhof erreichten, stand Professor Swain bereits dort. Er schielte auf die Turmuhr der Akademie.

„Sie sind zu spät“, raunte er. „Wir haben…“, begann Gragas keuchend. Aber Swain fiel ihm verärgert ins Wort: „Keine Ausflüchte jetzt. Das Training wartet“.
Shaco versuchte unauffällig, sich von jeder Bank in der näheren Umgebung fernzuhalten.

Swain humpelte hinüber zu der großen Staute und winkte den Freunden ihm zu folgen.
Am Boden direkt vor der Statue war eine Art Beschwörerkreis eingelassen
Seltsame Muster und Runen, in Stein gemeißelt. Swain steckte das Ende seines Stabes in eine Vertiefung genau in der Mitte des Kreises und dreht ihn ein wenig nach links.
Der Kreis begann sanft zu glühen. Ein dezentes, blaues Licht füllte die Vertiefungen aus und weißer Nebel waberte über den Boden.

Im Zentrum des Kreises erschien eine kleine, blaue Gestalt. Sie bestand aus nicht mehr als einem blauen Umhang und gebundener, dunkler Materie.
„Das ist ein Zaubervasall“, sagte Swain bedeutungsvoll. „Wenn ihr in der Liga kämpfen wollt, müsst ihr alles über sie Wissen und mehr noch, sie beherrschen!“. Unsere Freunde staunten nicht schlecht.
„Vasallen sind die Einheiten, welche die Richtfelder bevölkern werden“, fuhr er fort.
„Sie sind halbwegs intelligent, aber sie besitzen keine Persönlichkeit, keine Furcht, kein Ego und sie fühlen keine Schmerzen“, erklärte er.
Der Zaubervasall dreht sich Swain zu:“Hey“, rief er beleidigt.
Swain neigte leicht den Kopf und schoss einen grünlichen Blitz auf den Vasall.
Dieser ging sofort in Flammen auf. Während er verbrannte, musterte der Vasall seinen Körper.
„Na gut, wir fühlen keine Schmerzen“, gab er wiederwillig zu. „Aber wir haben Persönlichkeit“, zischte er nur wenige Sekunden, bevor er vollends zu Asche zerfiel.

In gewisser Weise…“, fuhr Professor Swain unbeeindruckt fort, “…hat er sogar recht.
Vasallen besitzen eine rudimentäre Art der Persönlichkeit, die sie jedoch mit all ihren Artgenossen teilen. Sie verfügen außerdem ein Kollektives Gedächtnis.
Was einer weiß, wissen alle“.

Ein weiterer Zaubervasall erschien im Zentrum des Beschwörerkreises.
„Du, Ratte!“, befahl Swain. „Töte diesen Vasallen“. Twitch ging zaghaft auf den Vasallen zu und hob zögernd seine Armbrust.
„Soll ich wirklich?“, fragte er unsicher.
Swain warf ihm einen zornigen Blick zu. „Nur keine Angst“, sagte der Vasall.
Twitch feuerte einen Bolzen in seine Schulter.
„Komm schon, das kannst du besser“, feuerte der Vasall ihn an. „Ich glaub an dich“.
Twitch zielte und schoss dem Vasallen direkt zwischen die Augen.
„Hervorragender Schuss“, beglückwünschte ihn der Vasall und zerbarst in einer Wolke bläulicher Energie.

„Eure Gegner auf den Richtfeldern werden die anderen Champions sein“, begann Swain nach einer theatralischen Pause.
„Aber auch die Vasallen werden euch das Leben schwer machen. Sie sind zwar schwach, aber in großen Mengen solltet ihr sie trotzdem nicht ignorieren.
Außerdem braucht ihr sie um das feindliche Feuer von euch abzulenken und gegnerische Türme zu überrennen.“




Teil 19


Professor Swain ließ den Freunden einen Moment, das gesagte zu verarbeiten.
Dann fuhr er fort:“Das Problem bei Vasallen ist, das sie unkoordiniert und undiszipliniert sind.
Also müsst ihr sie treiben, sie anspornen, sie führen. Wohin auch immer ihr sie haben wollt“.

Die Freunde warfen sich fragende Blicke zu. Vier Vasallen erschienen im Beschwörerkreis.
Swain deutete auf Shaco. „Du wirst sie jetzt einmal quer über den Innenhof führen“, befahl er.
„Versuche, sie alle vier am Leben zu halten“. Shaco trat vor und ging entschlossen auf die Vasallen zu.
Shaco räusperte sich. „Also gut ihr Vasallen“, sagte er amüsiert. „Folgt mir und bliebt in meiner Nähe“. Dann lief er langsam los.
Die Vasallen standen planlos herum und zuckten mit den Schultern.
Nach einigen Schritten drehte Shaco sich um und merkte, dass die Vasallen noch immer am Beschwörerkreis standen.

„Also schön“, sagte er entschlossen. „Dann eben auf die harte Tour“.
„Vasallen antreten!“, schrie er. Die Vasallen setzten sich zögernd in Bewegung.
„In einer Reihe aufstellen“, befahl er zackig. Die Vasallen wuselten durcheinander.

„Ich will in die Mitte“
„Nein, ich“
„Ich will nach links“
„Sind wir schon da?“

„In Reih und Glied“, brüllte Shaco und wanderte vor den Vasallen hin und her.
„Durchzählen“, befahl er. Die Vasallen folgten zögernd seinem Befehl.
„1, 2, 3, 4“, riefen sie gehorsam.
„Sehr schön“, sagte Shaco zufrieden. „Jetzt mir nach Vasallen!“, rief er nachdrücklich.
„Aber im Eiltempo!“. Die Vasallen setzten sich auch tatsächlich in Bewegung, aber da Shaco voran lief, sah er natürlich nicht, was sie taten.
Als er das andere Ende des Hofes erreichte, wandte er sich um und musste leider feststellen, dass nur noch ein Vasall hinter ihm war.
Einer war an einer Bank hängen geblieben und zwei konnten sich nicht darüber einigen, wer wo laufen sollte. Er warf einen zaghaften Blick auf Professor Swain. Dieser schien nicht im Geringsten überrascht zu sein. Konnte er da etwa ein Lächeln auf dem Gesicht des Professors sehen?

„Der klassische Anfänger-Fehler“, sagte Swain süffisant und deutete auf die Vasallen.
„Wenn du vor ihnen herläufst, siehst du nicht was sie tun oder ob sie dir folgen“, erklärte er ruhig.
„Darum heißt es ja auch Vasallen treiben, nicht ziehen“.
Er sammelte die Vasallen ein und brachte sie wieder zurück zum Beschwörerkreis.
Dann trat er zur Seite. „Sie gehören dir“, sagte er mit einer winkenden Bewegung.

Shaco dachte einen Moment lang nach. „Was ich alleine nicht kann, dürfte aber zu zweit klappen“, dachte er und grinste. „Poff“.
Eine Wolke aus Schwefel umgab ihn und für einen kurzen Augenblick war er verschwunden. Als er wieder erschien war jedoch kein Klon zu sehen.
Stattdessen segelte ein Stück Pergament langsam zu Boden. Er hob es auf und las die gekritzelte Botschaft.

„Bin gerade nicht erreichbar, hab ein Date“, gezeichnet: Shaco-Klon.

Shaco zerknüllte wütend das Pergament. Also versuchte er nun alleine die Vasallen vor sich her zu treiben.
Obwohl es nur vier waren, kam es Shaco vor, als müsse er ein Rudel Lemminge hüten.
Die Vasallen wuselten schnatternd durcheinander. Plötzlich brach einer links aus.
Shaco hechtete zu ihm herüber und beförderte ihn mit einem gezielten Tritt wieder zu den anderen. Die Gelegenheit ließen sich zwei andere nicht entgehen und brachen ihrerseits aus der Formation aus. Shaco ergriff den einen am Kragen und schubste ihn wieder zurück. Der andere aber wuselte im Zickzack in Richtung eines großen Gebüsches. Shaco warf eine seiner Boxen zwischen Busch und Vasall. Der Springteufel erschreckte den Vasall und scheuchte wieder zurück zu den anderen.

Allerdings war der Vasall nun etwas lädiert und hinkte den anderen hinterher. Shaco war sportliche Betätigung ja durchaus gewohnt, aber die Vasallen hielten ihn auf Trab. Trotzdem schaffte er es schließlich, alle vier Vasallen zurück zum Runenkreis zu bringen. Swain nickte wohlwollend.
„Gar nicht mal schlecht“, sagte er grinsend. Shaco verbeugte sich. „Danke, danke!“, rief er.
„Ihr seid ein wunderbares Publikum“.

„Denen hast du es gezeigt“, jubelte Gragas. „Ja, saubere Arbeit“, stimmte Nasus zu.
Twitch umarmte Shaco und sie beide hüpften vor Freude auf und ab.




Teil 20

Nachdem Professor Swain die vier Vasallen durch neue ersetzt hatte, war es nun an Gragas seine Fähigkeiten als Treiber zu zeigen. Er inspizierte die Vasallen erst einmal gründlich und überlegte sich, wie er wohl am besten vorgehen sollte. „Also gut Vasallen“, sagte er ruhig. „Lauft in diese Richtung“.
Er zeigte auf die andere Seite des Innenhofes. Die Vasallen blickten Gragas mit großen Augen an (im übertragenen Sinn), rührten sich aber nicht von der Stelle. Gragas kramte erst einmal eine Dose aus der Tasche. Er zog ihren Ring mit den Zähnen ab und rollte sie über den Boden mitten zwischen die Vasallen. „Lauft!“, brüllte er. Die Detonation schleuderte die Vasallen in seine Richtung und sie fielen vor ihm auf den Boden. Leider standen aber nur drei wieder auf. „Lauft ihr dreckigen Hunde!“, schrie er und seine Stimme donnerte über den Innenhof. Die Vasallen torkelten so schnell sie konnten weiter und drehten sich sogar um, als sie die Wand der Akademie erreichten.

Sie schauten Gragas erwartungsvoll an. Er hatte sie schon beinahe erreicht und trieb sie weiter an.
„Vorwärts!“, rief er und verpasste dem ersten Vasallen einen kräftigen Tritt. Sie wuselten los und die Richtung stimmte sogar größtenteils. Aber einige Tritte später standen drei tapfere Vasallen wieder im Beschwörerkreis, bereit erneuert zu werden. Professor Swain nickte zustimmend.
„Drei von vieren. Immerhin“, stellte er fest. Er machte eine beschwörende Geste und eine blaue Flamme loderte im dem Runenkreis auf. Die Vasallen waren erneuert und der vierte ersetzt.

Nun war die Reihe an Twitch. Er war sich noch nicht sicher wie genau er vorgehen sollte, aber der gezielte Einsatz von Gewalt schien bei Shaco und Gragas ja recht gut funktioniert zu haben.
Er baute sich vor den Vasallen auf streckte die Brust raus. „Hört gut zu, Vasallen“, quietschte er.
„Ihr marschiert jetzt schön geordnet dort drüben hin. Wer aus der Formation ausbricht, wird erschossen“. Er fuchtelte mit seiner Armbrust herum. Nasus betrachtete ihn angespannt.

„Abmarsch!“, piepste Twitch und seine Stimme überschlug sich beinahe. Die Vasallen liefen los.
„Ich bin gut“, dachte er zufrieden. Er huschte hinter den Vasallen her und nach der Hälfte der Strecke passierte es. Die Vasallen stoben in alle Richtungen auseinander. Twitch feuerte seine Armbrust mit tödlicher Präzision und Geschwindigkeit ab. Einige aufgeschreckte Krähen in der näheren Umgebung flatterten wie in Zeitlupe davon. Dann war alles still. Fast gleichzeitig fielen die vier Vasallen zu Boden, durchlöchert wie Siebe. „Ich bluffe nicht“, keifte Twitch mit zusammen gekniffenen Augen.
Leider standen sie nicht mehr auf, sondern lösten sich in bläulichen Rauch auf.
Professor Swain musterte Twitch mit hochgezogener Augenbraue. Twitch hatte es die Sprache verschlagen und er zuckte mit den Schultern.

Auf einen Wink von Professor Swain erschienen vier neue Vasallen im Runenkreis. Twitch lud derweil seine Armbrust nach. Dann schlenderte er hinüber zu den Vasallen. „Da ihr ein gemeinsames Gedächtnis besitzt…“, begann er, „…wisst ihr ja auch, was eure Vorgänger falsch gemacht haben“, stellte er lakonisch fest. „Also wenn ich bitten darf, in einer Reihe aufstellen, die Hände nach oben und Abmarsch“. Die Vasallen bildeten tatsächlich eine Reihe und liefen – mehr oder weniger – in die Richtung, die Twitch wollte. Er lief mit der Armbrust im Anschlag hinter ihnen her. Die Vasallen drängelten zwar ein wenig und murmelten unverständliches Zeug vor sich hin, aber erstaunlicherweise lief es reibungslos. Sie wendeten an der Mauer und Twitch betonte noch einmal:“Wer sich von den anderen trennt, wird erschossen“.

Die Vasallen hatten schon fast die Mitte erreicht, als sie plötzlich alle vier nach rechts liefen. „Klugscheißer“, fluchte Twitch als er ihnen nachrannte. Er holte sie ein und verpasste ihnen einige Schläge mit dem Kolben seiner Armbrust, bis sie wieder die richtige Richtung einschlugen.

Sie erreichten alle vier den Runenkreis. „Gut gemacht, Ratte“, lobte ihn Swain, der sichtlich erstaunt war. Twitch dachte einen Moment lang darüber nach, ob eine Reinkarnation von Professor Swain sich vielleicht an seinen Namen erinnern würde, aber er verwarf diesen Gedanken rasch wieder. Er ging zurück zu den anderen die ihm auf die Schulter klopften und Worte der Anerkennung für ihn fanden.




Teil 21

Nasus ging nun zum Runenkreis wo vier frische Vasallen für ihn bereit standen. Er betrachtete sie ruhig, sagte aber nichts. Die Vasallen standen still, nur ihre Köpfe bewegten sich hektisch, als wartete sie auf etwas. Nasus hatte durch Gragas und Twitch gelernt, das die Vasallen auf Gewalt ansprachen, aber auch nicht sonderlich verlässlich. Er hob seinen Stab und schwang ihn in einem sanften Bogen in die gewünschte Richtung. „Dort hinüber bitte, Vasallen“, sagte er freundlich.

Die Vasallen tippelten zögerlich los, und schauten sich dabei nervös um. Nasus lief langsam und bedächtig hinter ihnen her.
Gragas, Twitch und Shaco hielten vor Spannung den Atem an.
Einer der Vasallen schwenkte leicht nach links aus, doch Nasus hielt ihm seinen Stab vor die Brust, sanft aber mit Nachdruck.
Der Vasall drehte den Kopf und blickte zu Nasus hinauf.
Nasus lächelte und schüttelte sachte den Kopf. Der Vasall dreht sich wieder nach vorne und setzte seinen Weg unsicher fort.
Auf der Hälfte des Weges blieben die Vasallen stehen und wandten sich zu Nasus um.
Nasus hob langsam seinen Stab und knisternde Energie sammelte sich an der Spitze.
Die Vasallen sahen dies mit Unbehagen und duckten sich leicht. Es war still bis auf das knistern der Seelenenergie und einen leichten Windhauch.
Nasus nickte den Vasallen zu, woraufhin sie sich wieder in Bewegung setzten. Sie tuschelten und flüsterten aber sie liefen recht diszipliniert genau dahin, wo Nasus sie haben wollte. Professor Swain verschränkte die Arme auf der Brust und betrachtete gespannt die Szenerie.

Als die Vasallen den Runenkreis betraten verbeugte Nasus sich vor ihnen und flüsterte ihnen etwas zu. Die Vasallen kicherten daraufhin und zappelten freudig hin und her. Gragas starrte mit offenem Mund auf Nasus. Twitch machte große Augen und Shaco grinste in sich hinein.
Professor Swain humpelte auf Nasus zu und blickte ihm direkt in die Augen.
Nasus erwiderte seinen Blick stolz. „Das war der zweitbeste, Erste Versuch den ich hier gesehen habe“, kommentierte Swain kühl.
„Du hast das Potential ein guter Treiber zu werden“.
Nasus nickte wohlwollend.

„Genug für Heute“, beschloss Swain. „Morgen in aller Frühe werden wir uns wieder sehen“.
Er entließ sie mit einer winkenden Handbewegung. Die Freunde gingen durch den Torbogen zurück in die Akademie.
„Ich könnte jetzt eine Kleinigkeit vertragen“, sagte Gragas und tätschelte sich den Bauch. Die anderen waren einverstanden und so gingen sie zur Kantine.

Sie stellten sich eine bunte Palette von Brot, Wurst, Schinken und Käse zusammen und machten sich ein paar dicke Sandwiches.
Während sie aßen, schaute sich Shaco immer wieder um, als suche er etwas.
„Stimmt irgendwas nicht?“ fragte Twitch mit vollem Mund. „Ich frage mich nur, wo mein Klon ist“, antwortete Shaco missmutig. „Tja, wer weiß“, sagte Gragas gleichgültig. „Vielleicht ist er bei dieser Zauberin?“, vermutete Nasus. „Die beiden hatten sich ja offensichtlich gern“.
Shaco rollte mit den Augen. „Ich weiß gar nicht, was er an ihr findet“, schimpfte er.
„Von mir hat er das jedenfalls nicht“.

Gragas rülpste ungeniert, dann fragte er Nasus, woher dieser so gut Vasallen treiben konnte.
„Auf meinem Weg nach Zhaun…“, erklärte er, „…bin ich vielen Leuten begegnet und habe so einiges gesehen“.
„Ich werde euch die Geschichte erzählen“, sagte Nasus. Sie lehnten sich zurück und machten es sich bequem. Twitch wollte gerade seine Füße auf den Tisch legen, als Gragas langsam zur Gabel griff. Twitch zog sie schnell wieder zurück und lächelte leicht verlegen.

„Als ich einige Tage außerhalb der Wüste unterwegs war erreichte ich eine Siedlung.
Es war keine Stadt wie Zhaun, eher eine Ansammlung hölzerner Hütten. Es gab keine Straßen, nur staubige Wege durch die der Wind wehte.
Am Ortseingang stand ein hölzernes Schild. Darauf stand geschrieben:

Willkommen in Staubweiler. Wir haben einen Sherriff, zwei Saloons und drei Bestatter.
Momentane Einwohner 234

Ich betrat die Siedlung und schritt die staubigen Straßen entlang auf der Suche nach einem Ort um mich auszuruhen. Ein abgerissener, ungewaschener Typ in schmutzigen Kleidern sah mich skeptisch an und spuckte vor mir aus.

„Wir mögen hier keine Fremden“, sagte dieser ruppig. „Pass bloß auf“.
„Aber auf dem Schild steht doch Willkommen…“, versuchte ich zu erwidern.
Der Fremde lachte höhnisch und wandte sich ab. Ich steuerte also auf das größte Gebäude zu, vom dem ich glaubte, es sei eine Art Taverne.

Es war zweistöckig und aus Holz gebaut. Es besaß einige große Fenster und eine Doppeltür, die sich in beide Richtungen schwingen ließ. Aus dem inneren hörte ich Stimmengewirr, lachen und klimpernde Musik. Als ich den Saloon betrat, wurde es jedoch totenstill. Alle drehten sich zu mir um und begafften mich, als käme ich aus einer anderen Welt.
In gewisser Weise mag das ja stimmen. Nach einigen Momenten kehrten die Einwohner jedoch wieder zu ihrem üblichen treiben zurück.
Ich ging zur Bar und fragte den Wirt nach Wasser.
Er lachte zwar, aber er brachte mir welches. Während ich trank schaute ich mich möglichst unauffällig um.

Da saßen eine Menge seltsamer Gestalten. Sie tranken, spielten Karten und machten ziemlich viel Lärm dabei. Die meisten sahen dem Typen ähnlich, dem ich am Ortseingang begegnet war, zumindest was Kleidung und Hygiene betraf. Viele von ihnen inhalierten getrocknete Kräuter, welche die Luft stickig und beißend machten. An einem der Tische erhob sich plötzlich lautes Geschrei. Lauter als bisher zumindest. Ich konnte nicht genau sagen, wer was getan hatte, aber einer der Männer am Tisch hatte wohl beim Kartenspiel geschummelt. Zumindest sagten das die vier anderen.

Sie standen auf und warfen ihre Karten wütend auf den Tisch. „Du bist ein schmieriger Betrüger, Twisted Fate“, sagte der eine und die anderen krempelten sich die Ärmel hoch, warum auch immer.



Teil 22

Der mutmaßliche, Betrüger, den sie Twisted Fate nannten, stand langsam auf.
Er hielt seine Karten noch in der Hand und beäugte die anderen angespannt.
„Ihr nennt mich einen Betrüger?“, fragte er mit gespielter Empörung.
„Was an meinem Blatt kommt euch denn suspekt vor?“.

Sie zuckten mit den Händen aber wagten es nicht zu blinzeln. In der Taverne wurde es plötzlich ruhig.
Die Musik und das Lachen verstummten. Ich beobachtete die ganze Szenerie aufmerksam, aber ich konnte spüren, dass es Ärger geben würde.
„Ich weiß zwar nicht wie…“, brach einer das Schweigen, „…aber du hast deine Karten manipuliert!“. Twisted blieb ruhig und mit einem sanften Schwung aus dem Handgelenk warf er ihm eine seiner Karten zu.

„Dann schau doch mal, ob sie gezinkt ist“, entgegnete er ruhig. Sein gegenüber nahm die Karte und betrachtete sie genau.
Dann explodierte sie vor seinem Gesicht und warf ihn nach hinten.
Die anderen versuchten nun sich Twisted zu packen. Er tauchte unter dem ersten hinweg und verpasste ihm einen Aufwärtshaken.
Der zweite packte ihn an der Schulter. Mit einer schnellen Drehung warf Twisted ihn über seine Schulter, woraufhin dieser auf den Tisch krachte welcher unter der Wucht zusammenbrach. Einige der Anwesenden standen nun ebenfalls auf.

„Ein Falschspieler, so was mögen wir hier gar nicht“, schimpften sie. Twisted wurde durch den wütenden Mob in die Ecke gedrängt. Er warf seine restlichen Karten in Richtung der Meute, die wie ein buntes Feuerwerk zwischen ihnen detonierten. Während sie sich wieder aufrappelten hechtete Twisted zum Fenster und zerschlug es mit einem Stuhlbein. Mit einem Satz sprang er durch das Fenster, aber einer konnte ihn am Mantel festhalten. Die anderen rannten zum Fenster doch dann geschah etwas Unerwartetes. Eine große Faust mit nur drei Fingern schnellte durch das Fenster und donnerte den Störenfried gegen die gegenüberliegende Wand.

Da Twisted nun frei war wollte er wohl weg laufen, also folgte ihm die Meute nach draußen.
Da ich von Natur aus neugierig bin, trank ich schnell mein Wasser aus und folgte ihnen in gehörigem Abstand. Vor dem Saloon sammelte sich die Meute auf der Straße. Dort stand auch Twisted Fate und neben ihm, eine seltsame Kreatur. Ein humanoides Wesen das wie ein Stier aussah.
Mit großen, gebogenen Hörnern und imposanten Hufen. Dieser trug ebenso wie auch Twisted Fate einen langen Duster und ein rotes Halstuch sowie eine schicken rote Weste.
„Also gut Jungs“, brummte er. „Jetzt beruhigt euch mal wieder“. Twisted klopfte sich den Staub von der Kleidung und schaute ob er unverletzt war.
Doch die Meute war so leicht nicht zu beruhigen.

„Falschspieler“, brüllten sie.
„Betrüger“, schrien andere.
„Bringt Teer und Federn“, verlangten andere.

Der Stiermensch räusperte sich hörbar. „Ich weiß genau, wer er ist und was er manchmal tut“, brummte er mit einem verärgerten, seitlichen Blick auf Twisted Fate.
„Ich würde ihm auch nur zu gerne eins überziehen“, fügte er grinsend hinzu.
Die Menge lauschte ihm skeptisch. „Aber ich habe nur noch zwei Wochen Zeit, um meine Herde nach Khruush zu bringen. Das schaffe ich aber nicht alleine.“

Er ließ seinen Blick durch die Menge schweifen. „Für den Fall das sich keiner von euch dazu bereit erklärt meine Herde mit mir zu treiben, brauche ich ihn an einem Stück“, erklärte er und schnaubte entschlossen. Die Meute zögerte und hielt angemessenen Abstand. Twisted lächelte erleichtert und wollte sich zum gehen wenden. „Nicht so schnell“, sagte der Stiermensch und packte Twisted am Arm. „Hast du da nicht noch etwas vergessen?“. Twisted schluckte nervös.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte er unbeholfen. Der Stiermensch grinste. „Spar dir dein Pokerface für die anderen auf, das wirkt bei mir nicht“.
Er hob Twisted mit einer Hand in die Höhe. „Jetzt wo du es sagst…“, keuchte Twisted. „Natürlich gebe ich das Geld zurück“.
Er zog einen Beutel aus seinem Mantel hervor und kramte einige Münzen heraus. Twisted wollte den Beutel schon wieder wegstecken als der Stiermensch ihn schüttelte. „Ach ja“, keuchte Twisted mit hochrotem Kopf. „Eine kleine Entschädigung für den Schaden den ich verursacht habe ist natürlich auch drin“.

Ein Schnauben und die Tatsache, dass der Stiermensch Twisted auf den Kopf drehte und drohte ihn auf den Boden aufzutippen, entfachte wohl seine Großzügigkeit.
„Ein große Entschädigung natürlich“, jappste Twisted und warf der Meute den Beutel hin.
Daraufhin setzte ihn der Stiermensch wieder auf die Füße. Twisted schnappte hektisch nach Luft.
Die Meute sammelte den Beutel auf und begab sich zurück in den Saloon.

Ich war sehr beeindruckt über die Führungsqualitäten dieser Kreatur. Er hatte es geschafft die Meute zu beruhigen indem er den Betrüger bestrafte und gleichzeitig beschütze. Er verschaffte ihnen Genugtuung indem er ihn bestrafte aber er behielt dabei die volle Kontrolle über die Situation.
Durch seine kurze aber eindrucksvolle Demonstration seiner Kraft verschaffte er sich zusätzlichen Respekt. Ein wahrer Anführer.
l0nelY is offline  
Old 10/08/2012, 19:14   #13
 
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Hätten wir so was in er Schule gelesen hätte ich ne 1 in Deutsch gehabt -.-
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Old 10/09/2012, 14:23   #14
 
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Teil 23


Nasus biss ein großes Stück von seinem Sandwich ab und Gragas nutze diese kurze Ruhephase.
„Hat er dich unterrichtet?“, fragte er. Nasus ließ noch einige Momente verstreichen bevor er antwortete:“Ich reiste ein Stück meines Weges mit den beiden zusammen.
Der Stiermensch – Alistar hieß er – brachte mir einige interessante Dinge bei.
Er und sein Partner Twisted Fate trieben eine Herde wilder Gnoks nach Nordosten.“
„Haben sie denn auch etwas von dir lernen können?“, fragte Shaco neugierig.
„Ich hoffe es doch“, antwortete Nasus. „Zumindest konnte ich ihnen von der Akademie der Liga erzählen und sie schienen ziemlich interessiert zu sein“.
Twitch runzelte nachdenklich die Stirn. „Solche seltsamen Typen müssten mir doch aufgefallen sein“, sagte er schließlich.

Eine kleine, vermummte Gestalt in einem blauen Kapuzenumhang trat an Nasus heran und zupfte an seiner Hose. Nasus wandte sich dem Vasallen zu. „Hier bitte der Herr“, quiekte er und überreichte Nasus einige Bücher. „Ich danke dir, kleiner“, sagte Nasus freundlich.
Auf dem obersten Buch stand ein Notizzettel:

Bitte verteilen an die Anwärter der Zimmer 7 und 8. Gezeichnet Doran.

Shaco nahm sich eines der Bücher. „Thaumaturgie für Anfänger & Fortgeschrittene“, las er vor.
„Was ist das?“, fragte Twitch verwirrt. Gragas blätterte ein wenig in seinem Buch herum.
„Sieht aus wie eine Art alchemistisches Kompendium arkaner Gegenstände und deren Herstellung“, sagte er unsicher. Nasus nickte. „Die sind dann wohl für morgen“, riet er ins Blaue.

Nachdem sie sich in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, begann Nasus das Buch zu lesen.
Gragas blätterte wild darin herum und schien etwas zu suchen.

„Bücher, Kristalle, Schwerter…“, murmelte er vor sich hin. „Aha! Becher & Trinkgefäße“, jubelte er.
Nasus empfand das Buch als recht kompliziert. Im Grunde war es eine Bauanleitung für jene Gegenstände, welche die Champions später auf den Richtfeldern benutzen würden.
Dort stand auch, wie sie gebaut und ausgebaut werden. Manche dieser Rezepte lasen sich eher wie ein Rezept für eine Speise oder einen Kuchen. Aus dem Zimmer gegenüber war deutliches Kichern zu hören. Anscheinend waren Shaco und Twitch anderweitig beschäftigt.

Als die Dunkelheit über die Akademie herein brach und die Flure immer leerer wurden herrschte Ruhe in den Zimmern. Die meisten Anwärter schleifen bereits und die Turmuhr der Akademie verkündete, dass es kurz vor Mitternacht war.

Draußen zog Nebel auf. Wie eine unheilvolle Wesenheit kroch er aus dem Boden bedeckte alles wie ein trüber Schleier. Die Sterne standen am Himmel aber sie glitzerten nur sachte, so als hätten sie Angst, ihren vollen Glanz zu entfesseln. Die Krähen auf den Dächern hüpften unruhig umher und flatterten auf und ab. Twitch wälzte sich unruhig hin und her. Er schnüffelte und sein Atem pfiff leise durch seine Zähne. Kaum hörbare Schritte näherten sich dem Zimmer Nummer 8.
Leise öffnete sich die Tür und ein Schatten huschte hinein. Er trat an Shacos Bett und blickte sich verstohlen um.
„Netter Versuch“, zischte Shaco. Der Schatten erstarrte. „Um diese Zeit kommst du also Heim und du denkst wirklich, du könntest mich überraschen?“. Shaco entzündete seine Nachtleuchte und dann sah er ihn. Sein Klon stand überrascht vor seinem Bett. Er war über und über mit Lippenstift übersät, der offensichtlich nicht seiner war. „Ich hätte dich heute brauchen können“, brummelte Shaco missmutig. Sein Klon schaute verlegen auf seine Füße. „Hast du denn wenigstens daran gedacht, dich zu schützen?“, fragte Shaco obwohl er die Antwort eigentlich nicht wissen wollte.
Der Klon zeigte ihm seine frisch geschärften, polierten Messer. „Das meinte ich nicht“, zischte Shaco genervt. Der Klon überlegte kurz, dann griff er in seine Tasche und hielt Shaco ein kleines Päckchen vor die Nase.

„Rabaddons Liebeshauben, 5er Pack“, stand darauf geschrieben.

„Dann ist ja gut“, murmelte Shaco und drehte sich auf die andere Seite. Der Klon löste sich in Nebel auf. Twitch plagten finstere Träume. Wie immer, wenn er sich im Traum erschreckte oder fürchtete wurde er instinktiv unsichtbar. Er spürte dass etwas da draußen war. Lauernd, wartend, beobachtend. Eine Wolke aus weißem Nebel schwebte geräuschlos durch die Flure der Akademie.
Zwei Augen ohne Form musterten die Umgebung. Was suchte sie hier?




Teil 24


Twitch hetzte durch die finsteren Gassen von Zhaun. Eine wabernde Wolke finsteren Nebels folgte ihm, egal wie schnell er auch lief, immer konnte er ihre Präsenz hinter sich erspüren.
Die Stadt selbst war dunkel und still. Die Straßen waren wie leer gefegt, die Häuser verbarrikadiert. Nur der Vollmond schien auf ihn herunter, wie ein uraltes Auge einer finsteren Wesenheit, die zwischen den Sternen wohnt. Der Nebel kroch aus dem Boden hervor und wallte über die Straßen.
Er schluckte jegliches Licht und alle Geräusche, selbst die wenigen streunenden Tiere flohen vor ihm.
Er bog um eine Ecke und erstarrte. Er kniff die Augen zusammen und wimmerte leise.
Sein Körper verschwamm und tauchte ein in die Dunkelheit. Er lauschte angestrengt doch er hörte nichts. Zaghaft setzte er Fuß vor Fuß.
„Glaubst du wirklich, ich kann dich nicht sehen, Ratte?“, flüsterte eine Stimme.
Sie war tief und dumpf, so als käme sie aus dem Boden unter ihm. Der Wind trug ein flüstern und kichern an seine Ohren. Twitch rannte los. Er rannte um sein Leben.
„Lauf, kleine Ratte!“, flüsterte die Stimme und lachte rasselnd. Er stolperte und fiel lang hin.
Er rappelte sich auf, keuchend, zitternd. Dann spürte er die Präsenz hinter sich, ein kalter Schauer der ihn überkam. Er drehte sich um und blickte sie mit großen Augen an. Ein weißer Nebelfetzen, körperlos, wabernd und doch bedrohlich. Er war starr vor Schreck, konnte keinen Muskel rühren.
Aus der Wolke löste sich eine Nebelhafte Klaue. Sie griff nach ihm und eine eisige Berührung ließ ihn zu Eis erstarren. Dann schrie er. Sein Schrei hallte durch die Akademie. Er saß kerzengerade in seinem Bett, zitternd, die Armbrust in seinen Händen haltend.

Als die ersten Strahlen der Morgensonne Nasus kitzelten, streckte er sich und gähnte herzhaft. Gragas lag noch im Bett und schnarchte wie ein Sägewerk.
Er stupste ihn mit seinem Stab an.
Gragas brummelte im Schlaf vor sich hin. „Zeit aufzustehen“, sagte er müde. Doch Gragas ließ sich nichts anmerken. Schlaftrunken torkelte Nasus zur Tür um die anderen zu wecken.
Er schlurfte über den Flur und öffnete die Tür. „Morgen ihr zwei“, begann er. „Zeit auf…“.
Ein Hagel von Bolzen bohrte sich in die Tür. Twitch saß auf seinem Bett, noch immer zitternd.
Er hatte sich hinter seinen Kissen verschanzt und trug einen eisernen Nachttopf auf dem Kopf. „Parole?“, krächzte er.

Nasus war baff. Shaco versuchte von seinem Bett aus, beruhigend auf Twitch einzureden, hatte aber offenbar wenig Erfolg gehabt. Zum Glück für Nasus war ein zitternder, übermüdeter Twitch, ein lausiger Schütze, sonst wäre er jetzt Kompost.
Nasus schaute sich im Zimmer um. „Was ist denn hier los?“, fragte er verwirrt.
„Er ist hier“, piepste Twitch. „Er kommt um mich zu holen“, brabbelte er vor sich hin.
Shaco zuckte mit den Schultern. „Er hat wohl schlecht geträumt“, versuchte Shaco zu erklären.
„Nein, das war kein Traum“, piepste Twitch. „Das war irgendetwas anderes“.

Ein dröhnendes Rülpsen aus dem Zimmer gegenüber verriet ihnen, das Gragas nun offenbar auch aufgewacht war. „Erzähl mir alles, von Anfang an“, bat Nasus Twitch, der immer noch zitterte wie Espenlaub. Twitch erzählte ihnen von seinem Traum. Allerdings bestand er darauf, dass es mehr als nur ein Traum war.
Nasus überlegte kurz. Die ahnen seines Volkes schickten oft Träume, deren Deutung Wissen und Weisheit vermittelten, aber was könnte Twitch dieser Traum bringen?
„Vielleicht war es ja nur ein sehr intensiver Alptraum?“, versuchte Shaco ihn erneut zu beschwichtigen. „Ich habe dir doch schon öfter gesagt, du sollst abends nicht mehr so viel Käse essen“. Twitch schnaufte hektisch. Er streckte ihnen seinen linken Arm entgegen und zog seinen Ärmel hoch. Eine klaffende Wunde war zu sehen. Sie sah aus, als wäre sie noch ganz frisch, aber seltsamerweise blutete sie nicht.
„Das solltest du Schwester Akali zeigen“, riet ihm Nasus nachdenklich.
„Ich bringe dich hin“, schlug Shaco vor. „Ich weiß ja, wo die Krankenstation ist“.

Während Shaco den zitternden Twitch hinter sich her schleifte, stützte sich Nasus nachdenklich auf seinen Stab. Was, wenn Twitch recht hatte?
Oder hatte er sich selbst im Schlaf verletzt? Ein brummeln hinter ihm riss Nasus aus seinen Gedanken. „Was ist denn hier los?“, fragte Gragas gähnend.
„Das wüsste ich auch gerne“, antwortete Nasus ernst.
„Aber wir sollten jetzt erst einmal was essen gehen. Dann sehen wir weiter“.

Sie besorgten sich ein herzhaftes Frühstück und setzten sich ein wenig abseits der anderen an einen Tisch. Nasus schilderte Gragas kurz, was geschehen war. Gragas hob ungläubig die Brauen.
„Ist das dein Ernst?“, fragte er. Nasus nickte Stumm. „Glaubst du, da steckt mehr dahinter?“, fragte Gragas flüsternd. „Wer weiß“, murmelte Nasus.
„Aber falls doch…“. Gragas blieb stumm, aber sein Gesichtsausruck war ernst und nachdenklich. Shaco gesellte sich nun zu ihnen.

Sie blickten ihn fragend an. „Schwester Akali kümmert sich um ihn“, antwortete er. „Er hat ein Beruhigungsmittel bekommen und schläft erst einmal“.
Gragas wandte sich Shaco zu. „Hast du irgendetwas bemerkt heute Nacht?“, fragte er besorgt.
Shaco schüttelte den Kopf. „Er wachte plötzlich auf und schrie“, versuchte Shaco sich zu erinnern. „Ich wollte ihn beruhigen, aber er redete wirres Zeug und wirkte geistig…abwesend“, erklärte er.

„Als du bei Schwester Akali warst…“, erinnerte sich Nasus halblaut. „…kam Twitch nachts in unser Zimmer.
Er sagte, er hätte etwas gehört oder gesehen, was durch die Flure schleicht.“.
„Stimmt“, sagte Gragas und strich sich durch seinen Bart. „Ich dachte, er wollte nur an mein Bier“.
„Wir sollten dem auf den Grund gehen“, beschloss Nasus. Die anderen nickten.




Teil 25



Sie aßen schweigend, doch jeder hing seinen Gedanken nach. Sie machten sich Sorgen um Twitch, doch keiner konnte ahnen was genau ihn so quälte.
Hatte er den Verstand verloren?
War er gestresst? Oder war hier eine dunkle Macht am Werke?

Sie trotteten in ihre Zimmer um ihre Bücher zu holen, dann machten sie sich auf den Weg in den Werkraum. Es war ein spärlich eingerichteter Raum.
Einige Tische und Stühle und ein großer Tisch für den Lehrer. Dieser Tisch war mit magischen Gerätschaften vollgestopft.
Dahinter war eine Tafel zu sehen, auf der einige seltsame Formeln geschrieben standen.
Auf der Fensterseite des Raumes hatten bereits einige alte Bekannte platzgenommen.
Le Blanc und Katarina sowie Sion und Warwick.
Le Blanc blätterte in einem Modekatalog und plapperte mit Katarina über die neusten noxischen Trends. Was wo glitzern muss, welche Stacheln wohin gehören und welche Stoffe sowohl sexy als auch robust genug wären, einen Kampf zu überstehen. Warwick hatte seinen Notizblock vor sich liegen und machte sich eifrig Notizen, obwohl noch kein Lehrer anwesend war, dessen Weisheiten hätten protokolliert werden müssen. Sion schaute ihm gelangweilt über die Schulter und machte dabei einen äußerst verwirrten Gesichtsausdruck, so als würde ihm ein drei Meter großes Eichhörnchen widerholt in den Magen treten.

Als unsere Freunde eintraten wurden sie nicht sonderlich beachtet. Sie setzen sich auf die rechte Seite. Nasus am Gang, Gragas daneben und Shaco lümmelte sich auf den beiden freien Stühlen herum. Nasus fühlte sich ein wenig unbehaglich. Es kam ihm so vor, wie die Ruhe vor einem Sandsturm. Dann öffnete sich die Tür und ein großer, kräftiger Mann mit blonder Mähne und stahlgrauen Augen betrat das Zimmer. Er musterte die Anwärter kurz, dann marschierte er zielstrebig auf die Tafel zu. Er kritzelte einige Glyphen an die Tafel, die sofort zu glühen begannen.

„Wer von euch kann mir sagen, was das heißt?“, fragte er herausfordernd.
Stille macht sich im Zimmer breit. Warwick starrte auf die Glyphen und murmelte leise vor sich hin.
„Sag es ruhig laut. Trau dich“, ermutigte der Lehrer ihn. Warwick räusperte sich und las mit zitternder Stimme. „Wissen ist Macht“.
Der Hüne lächelte ihn freundlich an. „Das ist korrekt“, sagte er und zwinkerte Warwick zu.

„Ich bin Doran, der Runenschmied“, stellte er sich vor. „Wenn ihr fleißig lernt und meinem Unterricht folgt, dann könnt ihr es bald alle Lesen“. Le Blanc rollte mit den Augen. „Ein Ionischer Warmduscher“, dachte sie bei sich. Warwick widmete sich wieder seinem Notizblock und schrieb eifrig mit.

„Wenn ihr auf den Richtfeldern seid, dann kann die Thaumaturgie den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen“, fuhr er fort. „Aber dafür müsst ihr wissen, welche Artefakte es gibt, was sie vermögen und wie ihr sie herstellt“. Er legt eine bedeutungsvolle Pause ein.
„Genau das werde ich euch beibringen“. Er nahm sein Buch zur Hand und blätterte kurz darin herum. „Als erstes möchte ich sehen, was ihr schon könnt“, sagte er ruhig. „Ich möchte, dass jeder von euch einen Gegenstand für Anfänger baut. Einen Stein der Weisen, eine Träne der Göttin, oder einen Kelch der Harmonie“, beschloss er. „Alle Materialien und Bindemittel, auch Katalysatoren genannt, liegen hier vorne auf dem Tisch“, sagte er. „Bedient euch“.

Die Anwärter blätterten fleißig und jeder versuchte, sich das einfachste heraus zu suchen.
Leider waren alle drei Rezepte ähnlich schwer, was wohl auch der Grund war, warum Doran eine grinsende Grimasse zog. Katarina und Le Blanc diskutierten fleißig, welches der drei Artefakte wohl am besten ihre Augen zur Geltung bringen würde. Warwick fing sogleich an zu Basteln und Sion legte einen Zauberfolianten vor sich auf den Tisch. Er bestrich es mit einer Smaragdpaste und nahm dann ein Kurzes Schwert zur Hand. Mit einem kräftigen Ruck und einem wilden Schrei bohrte er es durch den Foliant in die Tischplatte. Doran schlenderte zu ihm herüber. „Falsches Rezept“, sagte er kopfschüttelnd. „Außerdem ist hier Fingerspitzengefühl nötig, keine brachiale Gewalt“.

Shaco kicherte vergnügt, auch Gragas konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Die Elite von Noxus“, brummte er verächtlich. Nasus hatte sich einen Stapel Gegenstände vom Tisch geholt und versuchte nun, diese irgendwie miteinander zu verbinden. Obwohl er nicht gänzlich unbewandert in der Kunst der Thaumaturgie war, so blickte er doch nicht so recht durch die nötigen Mechanismen.
Gragas bastelte zielstrebig vor sich hin und Shaco schien sich auch nicht schwer zu tun.
Le Blanc hatte dem Anschein nach nun doch etwas gefunden, das ihr genehm war, während Katarina mit verschränkten Armen und beleidigter Mine auf ihrem Stuhl saß.

Doran ging zu ihr herüber. „Stimmt etwas nicht, Fräulein?“, fragte er lächelnd.
„Das ist völlig sinnlos“, meckerte Katarina. „All diese Gegenstände sind für mich komplett nutzlos“, schimpfte sie. Doran schaute sie fragend an. „Warum das, wenn ich fragen darf?“, fragte er überfreundlich. „Ich habe doch überhaupt keine Mana“, entgegnete Katarina.
Doran nickte. „Du hast recht“, sagt er schließlich. „Dann darfst du dir etwas anderes aussuchen.
Aber du solltest bald anfangen“, fügte er mit Nachruck hinzu.
Nasus bastelte fleißig an seinem Werk, doch er musste oft im Buch nachschauen was zu tun war.
Gragas hämmerte mit der Faust auf seinem Meki-Anhänger herum. „Geh…da…endlich…rein!“, knurrte er. Shaco zeigte Eindrucksvoll, dass er sehr geschickte Finger besaß.
Er war wohl beinahe fertig.

Warwick schien fertig zu sein und räusperte sich. „Ja?“, fragte Doran neugierig und wandte sich ihm zu. „Was hast du schönes gebaut?“. „Eleisas Wunder“, murmelte er und zeigte sein Werk vor.
Doran betrachtete es ausgiebig. „Sehr gut“, sagte er zufrieden. „Hätätätätä“, äffte Katarina ihn nach.
Nasus hatte es endlich geschafft. Sein Stein der Weisen sah fast aus wie auf dem Bild in seinem Buch.
Gragas und Shaco waren ebenfalls fertig. Sie hatten ihre Kelche der Harmonie bereits mit Wein gefüllt und stießen damit an. „Prost!“, sagte Gragas lachend.
„Mh, Alkhanol“, schwärmte Shaco.

Sion versuchte dezent von Warwick abzuschauen. Dies erweis sich allerdings als Fehler, da er im Gegensatz zu Warwick keinen Stein der Weisen, sondern eine Träne der Göttin zu bauen versuchte.
Le Blanc hatte ihre derweil fertig gestellt und Katarina fingerte genervt an ihrem Projekt herum.
„Das ist total unlogisch!“, fauchte sie und pfefferte ihren Folianten in die Ecke.
Doran wandte sich ihr zu. „Gibt es ein Problem?“, fragte er und bemühte sich, seinen Ärger zu überspielen. Er hob den Folianten auf und nahm einen zweiten vom Tisch. „Passen sie gut auf, Fräulein“, sagte er ernst. „Ein Foliant. Ein zweiter Foliant. Rubinstaub und Smaragdpaste.“.
Er rieb beide Bücher aneinander und ein glitzerndes Wölkchen hüllte sie ihn einen bunten Nebel.
„Fertig ist der Hextech-Revolver“, sagte er und schaute Katarina erwartungsvoll an.
„Was ist daran unlogisch?“, wollte er wissen. Katarina nahm den Revolver und legte ihn beschämt auf den Tisch.



Teil 26


Schwester Akali schaute besorgt auf Twitch, der jetzt in einem kuscheligen Bett auf der Krankenstation lag. Er wälzte sich hin und her und sein Gesicht zuckte während er zischte und wimmerte. Sie tupfte sein Gesicht mit feuchten Lappen ab und rieb ihm etwas Kräutertinktur unter die Nase. Er schien keinerlei körperliche Leiden zu haben, zumindest nichts, was für Ratten untypisch wäre. Vielleicht könnte ja jemand anderes mehr für Twitch tun, als sie es vermochte.

Twitch lief durch den dunklen Innenhof. Kein Mensch war zu sehen. Die große Statue wirkte wie ein finsterer Monolith, der den Innenhof wie ein stummer Wächter überragte. Es war totenstill.
Selbst die Krähen waren nicht auf den Dächern, nur ein leiser Wind strich ihm durch seine Barthaare.
Er hielt die Nase in die Luft und schnüffelte leise. Da war etwas im Wind. Stimmen und Kälte.

Er rannte los, denn er spürte wie sich eine eiskalte Hand aus den Tiefen des Grabes nach ihm ausstreckte. Er rannte fort, ziellos, panisch. Er verließ den Hof und rannte weiter. Dort sah er Büsche und Bäume aufragen. Der Park. Dort könnte er sich verstecken, vor der Finsternis, die ihn verfolgte.
Obwohl der Park bei Tageslicht einladend und sanft wirkte wie ein zauberhafter Wald, so bedrohlich und düster erschien er ihm jetzt. Hunderte von Augen beobachteten ihn durch die Äste, welche wie skelettartige Klauen im Wind schaukelten. Er stolperte durch die Büsche, nur weg von den Stimmen und der Kälte.
Die Sträucher zerkratzen seine Haut und er verfing sich oft in den dürren Ästen, als wollten sie ihm den Weg versperren. Die Wurzeln der Bäume selbst schienen nach ihm zu greifen.
„Lauf, kleine Ratte!“, ächzte eine dumpfe Stimme hinter ihm.

Er kämpfte sich durch einen Dornenstrauch und hielt inne.
„Nur eine Sekunde verschnaufen“, dachte er bei sich. Ein knacken hinter ihm ließ ihn herumwirbeln. War da etwas gewesen? Oder war das nur der Wind.
Nein, er war es, wer sonst. Ein weißer Nebelfetzen waberte durch die Äste. Twitch feuerte eine Salve in den Nebel. Ein gurgelndes Lachen war die einzige Wirkung, die er damit erzielte. Also rannte er weiter, immer weiter. Er hatte komplett die Orientierung verloren. Alles um ihn herum sah völlig gleich aus.
Da, was war das? Er hörte eine Stimme im Wind. Keine finstere, dunkle Stimme, sondern eine helle, singende Stimme. Er schaute zum Himmel hinauf und da sah er den Vollmond. „Soraka“, zischte Twitch. Vielleicht könnte sie ihm helfen. Er folgte der Stimme so schnell er konnte. Nun schienen die Büsche ihm den Weg frei zu machen. Sie ließen ihn durch, öffnete ihre Zweige vor ihm. Die Wurzeln wurden zurück gezogen und ein dünner Strahl Mondlicht zeigte ihm den Weg.
Dann stand er auf der Lichtung. Sie war vollständig vom Mondlicht erhellt. Ein silbriger Glanz spiegelte sich auf dem Brunnen wieder, der leise vor sich hin plätscherte.
Auf einem Pilz saß Soraka. Die Tauperlen auf ihrem Blättergewand glitzerten wie kleine Sterne. Sie lächelte Twitch an und mit einer Geste bedeutete sie ihm, Platz zu nehmen.

„Ich werde verfolgt“, piepste Twitch ängstlich. „Kannst du mir helfen?“.
Soraka lächelte und nickte dorthin, wo gerade ein weicher Sitzpilz aus dem Boden gewachsen war.
Twitch setze sich zögernd aber er fingerte nervös an seiner Armbrust herum. Ob sie ihm wirklich helfen könnte? Soraka begann mit melodiöser Stimme zu singen.
Ein Lied von den Tränen einer Göttin. Als sie sah, was die Menschen durchleiden musste, weinte sie viele Tränen. Die Tränen, welche auf den Boden fielen, wurden zu Dryaden, Feen und Nymphen, je nachdem welches Element sie zuerst berührten. Twitch lauschte ihrer Stimme. Er fühlte sich plötzlich geborgen und sicher
So als wäre er von einer langen, anstrengen Reise nach Hause zurückgekehrt. Er lächelte und lies sich sanft auf den Pilzstuhl fallen. Er wollte gerade die Augen schließen, da sah er einen weißen Nebelfetzen, der durch die Büsche kroch. Er starrte mit aufgerissenen Augen dorthin.
Der Nebel waberte durch das Gestrüpp und langsam zum Rande der Lichtung. „Ich komme um dich zu holen“, flüsterte die Stimme finster. Twitch starrte in ein Augenpaar, die wie ein Abgrund in die Finsternis waren. Soraka schien den Nebel nicht zu bemerken, oder sie beachtete ihn nicht.

Die Wolke streckte eine nebelhafte Klaue nach Twitch aus. Doch als ihn beinahe erreicht hatte, fiel ein Mondstrahl auf ihn und die nebelhafte Klaue verpuffte wie ein böser Traum. Die Stimme grollte vor Wut und Hass. „Gib mir die Ratte“, gurgelte sie. Soraka hielt inne und wandte ihren Blick auf die Nebelgestalt am Rande der Lichtung. „Twitch ist mein Gast“, sagte sie sanft. „Du wirst ihn nicht bekommen“.

„Du kannst mich nicht aufhalten, Dryade“, ächzte die Stimme rasselnd.
Soraka stand auf und ging langsam zur Mitte der Lichtung. Sie hob ihre Arme und der Mond ließ ihre Augen strahlen. „Du bist nur ein verirrter Wanderer in der Welt der Träume“, sagte sie leise.
„Ich aber bin hier geboren“. Die Lichtung war nun in helles, mildes Licht getaucht. Überall glühten kleine Glühwürmchen wie Sterne am Himmel. Sie waren in den Bäumen und Büschen, im Gras und selbst auf Twitch und Soraka. Sie tanzten durch die Luft und einige schwirrten sogar im inneren des Nebels herum. Die bösartige Wolke floh, ein ächzen, wie von Schmerz und Verzweiflung verblasste in der Ferne. Twitch starrte sprachlos auf Soraka. Er wollte sich bedanken, aber er konnte keinen laut herausbringen. „Schlaf jetzt“, flüsterte sie. Während sich Twitch wie in Zeitlupe in seinen Pilzsessel fallen ließ, lief Soraka eine einzelne, glitzernde Träne die Wange hinunter.


Teil 27


Nachdem er sich von den thaumaturgischen Fähigkeiten seiner Schüler überzeugt hatte, hielt Doran die Zeit für gekommen, einige wichtige Grundbegriffe zu erklären. Die folgenden zwei Stunden verliefen demnach so, wie man es auch in jeder anderen Schule erleben kann. Der Lehrer schreibt die Tafel voll und seine Schüler schreiben eifrig mit, kauen an den Fingernägeln oder schlafen mit dem Kopf auf dem Tisch. Nasus gehörte zu der ersten Sorte von Schülern, ebenso wie Warwick.
Er schrieb alles mit was ihm nützlich erschien. Er skizzierte die Runen und Glyphen welche Doran an die Tafel zeichnete und machte sich einige Randnotizen.
Shaco hampelte unruhig auf seinem Stuhl herum. Er war schließlich ein Artist und Gaukler und nicht gewohnt, so lange still zu sitzen.
Gragas ließ Dorans Worte auf sich ein plätschern und schenkte sich zwischendurch Wein nach. Katarina und Le Blanc hatten zwar ein Auge auf der Tafel und machten sich einige Notizen, die meiste Zeit aber flüsterten sie oder kicherten und zeigten auf Shaco. Sion starrte mit kryptischem Blick auf die Tafel, aber er selbst schien wie erstarrt. Der Sabber tropfte ihm aus dem Mundwinkel und hin und wieder grunzte er leise.

Schwester Akali betrat das Krankenzimmer um nach Twitch zu sehen, doch sein Bett war leer.
Sie war gerade einmal eine halbe Stunde fort gewesen, schließlich hatte sie mehrere Patienten zu betreuen. Was sollte sie nun tun? Sie konnte die Krankenstation nicht verlassen, aber sollte nicht jemand schauen, wo Twitch geblieben war? Schließlich konnte er nicht weit gekommen sein.

Twitch erwachte. Er lag auf der Lichtung im Park auf einem Teppich aus saftig grünem Gras.
Die Sonne schien auf ihn herunter und der Wind streichelte sein Fell. Er sprang auf und untersuchte sich auf Wunden, aber er war unversehrt. Sogar die Wunde, die er in der letzten Nacht erlitten hatte, war Verschwunden. Soraka war nicht zu sehen. Hatte er das alles nur geträumt? Aber wenn, wie war er hier her gekommen?
Er spazierte durch die grünen Büsche und dachte nach. Es dauerte eine Weile bis er merkte dass er frisch und ausgeruht war, obwohl es erst gegen Mittag sein konnte.

Dieser Park war merkwürdig, aber hier war eine starke Macht am Werke und er war sich sicher, dass Soraka nur ein Teil dessen war, was sich dort verbarg.
Twitch war auf der Straße aufgewachsen, oder eher darunter. Er hatte sich alles hart erkämpfen müssen und traute kaum einem Menschen. Als er Shaco damals traf, verstanden sie sich sofort. Sie hatten viel Spaß zusammen und als er Gragas kennen lernte wuchs sein Vertrauen erstmals bis zu einem Punkt, an dem er nicht mehr nur auf sich alleine gestellt war. Nasus komplettierte ihre Gruppe. Er war ruhig und bedächtig und wirkte recht harmlos, obwohl er eine ungewöhnliche Kreatur war. Umso größer war seine Überraschung, als er den tobenden Sion in seine Schranken wies. „Den sollte man lieber nicht ärgern“, dachte Twitch.
Soraka allerdings hatte ihm etwas gegeben, was er so noch nicht gekannt hatte. Eine Fremde die ihn behandelte, als wären sie beste Freunde. Voller Mitleid, Güte und Verständnis. Diese Gefühle waren Twitch fremd gewesen, denn das harte Leben auf der Straße ließ keinen Raum für so etwas. Dort waren Gefühle und Emotionen eher hinderlich. Ein Luxus, den sich dort kaum einer leisten kann.

Während er so nachdachte, bemerkte er, dass er schon beinahe vor den Toren der Akademie stand. Er blickte sich um. Alles war so, wie er es gewohnt war.
Die Krähen auf den Dächern, die Statue im Zentrum des Innenhofes, einige Schüler die dort auf den Bänken herumlungerten. Er schlenderte in Richtung des Torbogens, schließlich wollte er sich zurückmelden und vielleicht würde er erfahren, was geschehen war. Als er den Bogen fast erreicht hatte, bog eine Gruppe Schüler um die Ecke, die ihm bekannt vorkam.
„Na, wenn das nicht unsere Hausratte ist“, lästerte Garen abfällig.
„Weißt du nicht, dass Haustiere hier verboten sind?“, fragte Jarvan und rümpfte die Nase.
„Hast du heute Nacht im Park geschlafen?“, spottete Xin und blickte auf Twitch, der mit Blättern und Blüten übersät war.
„Seltsam“, dachte Twitch. Wieso war ihm das nicht aufgefallen?

Jarvan musterte Twitch. „Hat es dir die Sprache verschlagen“, wollte Jarvan wissen.
„Jetzt, wo du alleine bist?“. Xin ballte seine Fäuste und trat einen Schritt vor.
„Wo bist du gewesen, Ratte?“, fragte Jarvan mit Nachdruck.
Twitch zuckte es in den Beinen, aber er blieb ruhig. „Im Park“, antwortete er.
„Wärst du mal lieber dort geblieben“, sagte Garen grinsend und ließ seine Fingerknochen knacken.
„Ich will keinen Ärger Jungs“, piepste Twitch. Garen und Xin liefen langsam um ihn herum und kreisten ihn ein. Er saß in der Falle.
„Und ich will keine Ratten in meiner Umgebung“, sagte Jarvan grinsend. Er trat einen Schritt vor und stieß Twitch zurück. „Wehr dich, Ratte“, fordert er.
Twitch wollte zurückweichen, aber Xin und Garen blockierten ihm den Weg.

„Jetzt hast du Angst, nicht wahr?“, höhnte Jarvan. Twitch wollte antworten, aber eigentlich hatte er keine Angst. „Ich habe in den letzten Nächten gelernt, was Angst wirklich bedeutet“, sagte Twitch ruhig und versuchte seine Muskeln zu lockern. Jarvan schaute ihn ungläubig an. „Kleine Ratten sollte sich nicht im Park herumtreiben“, riet ihm Jarvan ernst. „Dort treiben sich eigenartige Kreaturen herum. „Nicht nur dort“, entgegnete Twitch kichernd. Jarvan, Garen und Xin warfen sich fragende Blicke zu. Dann schnellte eine Faust hervor, doch Twitch konnte sich gerade noch darunter her ducken. „Nicht heute“, bat Twitch. „Ich habe heute ein Geschenk erhalten und möchte es nicht durch Blut besudeln“. Die Demacianer verharrten still. „Was für ein Geschenk?“, fragte Jarvan misstrauisch.
„Ich habe die Gastfreundschaft einer Dryade genossen“, antwortete Twitch stolz.
„Hat die Ratte eine Freundin?“, spottete Xin.
„Dryade?“, murmelte Garen. „Er meinte doch nicht Soraka?“, warf Jarvan ein.
Twitch nickte eifrig. Jarvan lachte laut. „Wenn sie sich mir dir abgibt, was für eine Dryade kann sie dann schon sein?“. Er schubste Twitch ein weiteres Mal, aber fester als zuvor.

„Eine Aushilfsfee vielleicht“, höhnte er. Twitch schnellte vor und packte Jarvan am Kragen. Er kam ihm so nahe, dass ihre Nasen sich beinahe berührten.
„Sie ist ein wunderbares, warmherziges Wesen“, zischte Twitch und starrte Jarvan in die Augen. Er konnte kaum glauben, dass er das getan hatte, und die anderen offensichtlich auch nicht. Jarvan konnte Twitch‘s faulen Atem riechen und seine kleinen Rattenaugen funkelten giftig. Xin packte Twitch und riss ihn Boden. Er verpasste ihm einige Schläge, dann packte Garen Xin am Arm. „Wir schlagen keinen der am Boden liegt“, befahl er. „Das ist eines Kriegers unwürdig“. Xin ließ von Twitch ab und wandte sich Jarvan zu.
„Ein anderes Mal“, spottete Jarvan und sie ließen sich auf einer Bank in der Nähe nieder.
Twitch rappelte sich auf und eilte zur Krankenstation.
l0nelY is offline  
Old 10/09/2012, 14:30   #15
 
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<3 Geile Geschichte , du solltest ein Buch schreiben <3
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Wie alles begann..
02/27/2011 - Metin2 Private Server - 19 Replies
hallo leute würde euch gerne mal etwas fragen unzwar: wie hat das mit den metin2 p-servern angefangen und wie hat sich alles bis heute entwickelt? damit meine ich sachen wie z.b. welcher war der erste p-server? wer hat die serverfiles veröffentlicht? hoffe ihr könnt mir helfen :) p.s.: falscher bereich? --> bitte verschieben ihr findet den thread unnötig? --> alt + f4



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