Mit der Enthüllung des neuesten Ablegers des DmC Franchise - oder besser gesagt, mit der Enthüllung des neuen Aussehens von Hauptcharakter Dante - zerbrachen viele Gamer-Herzen in viele tausend Teile. In einem enormen Shitstorm stehend werkelte Entwickler Ninja Theory tapfer weiter an DmC: Devil May Cry, um erst den Konsoleros und kurze Zeit später auch den PC-Spielern ein Action-Abenteuer erster Güte abzuliefern - so zumindest der Plan. Ist DmC aber nun ein Himmel für Gamer oder schickt es euch geradewegs in die Hölle? Seht selbst.
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[Story]
Disco, Party, Drogen, Sex - Wie ein typischer Teenager macht der Protagonist und Halbdämon Dante alles, was nicht jeder andere junge Erwachsene auch tun würde. Selbst Dämonen, die ihn gelegentlich in ihre Dimension, den Limbus, zu sich ziehen, halten ihn nicht davon ab, einfach nur das zu machen, worauf er Lust hat. Genauso wenig kümmern ihn die Kontrollergreifenden Medien und die Massenmanipulation der Menschen durch seinen Erzfeind Mundus, seinem Lebensmotto "Fuck everything" nachzukommen, bis er eines Tages von einer jungen Frau namens Kat aus dem Schlaf gerissen wird. Er hat nicht nur einen Kater, er erfährt auch noch, dass er ein sogenannter Nephilim ist, also ein Mix aus Engel und Dämon, und dass Mundus, der sich selbst als Gott bezeichnet, nun hinter ihm her ist, weil er als Nephilim der Einzige ist, der ihn wirklich töten kann. Im Laufe der Geschichte trifft Dante auf seinen weißschöpfigen Bruder Vergil, der ihn darüber aufklärt, dass Mundus seine Mutter Eva kaltblütig ermordet und seinen Vater Sparda in unendliche Qualen verbannt hat. Mit dem Segen seiner Eltern, Gedanken der Rache und der Absicht zur Befreiung der Menschheit machen sich Dante, Vergil und Kat auf, um Mundus als Herrscher der Dämonen endgültig zu vernichten.
Die aktiven Spieler unter uns haben schon bei Titeln wie Enslaved gemerkt, dass Ninja Theory besonders in Bereichen wie Gameplay und Storytelling außerordentlich stark ist. Das haben die werten Entwickler auch hier bewiesen: Die Story ist nach den ersten paar Minuten äußerst spannend erzählt, man fängt an sich für den Charakter Dante und seine Vergangenheit zu interessieren und ihn schlussendlich auch als interessanten, tiefgründigen Charakter zu akzeptieren. Fast jede Mission steuert erheblich zum Verlauf der Story bei, das Gefühl der "Langziehung" kommt nur bei einer der 20 Missionen vor. Auch wenn sie packend und an manchen Stellen sogar emotional ergreifend ist, so hat sie einige Lücken und ist durchaus nicht perfekt. Man erfährt beispielsweise nur herzlich wenig über die anderen Charaktere wie Mundus, Vergil oder Kat, sodass das allgemeine Interesse grundlegend auf Dante liegenbleibt. Ganz so nebenbei ist wohl nicht wegzudenken, dass das Spiel zudem leicht gesellschaftliche Punkte wie die Übermacht der Medien kritisiert.
Ich persönlich als langjähriger Fan des DmC Franchise habe nicht zum Shitstorm um Dantes Aussehen beigetragen sondern gehofft, dass die Story Aufschluss darüber geben würde, warum Dante in diesem chronologischen Stadium der Geschichte keine weißen Haare hat. Leider wurde ich nicht nur enttäuscht - in einer frühen Frequenz des Spieles flog sogar als Teil eines in der Luft herumschwirrenden Haufens Müll eine weiße Perücke umher und landete genau auf Dantes Kopf. Er sagte dazu nur "Lächerlich" und warf sie zu Boden. Was als Witz im Spiel um den Shitstorm angedacht war, ist eigentlich ein Mittelfinger und ein Schlag ins Gesicht der Fans mit den Worten "Ihr könnt uns mal, unser Dante gefällt uns besser.".
[Gameplay]
Von früheren Teilen des DmC Franchise wissen wir folgendes: Der Spieler ist auf sich allein gestellt, muss jede Waffe beherrschen. Das Spiel ist schwer, aber fair. Jeder Pixel der Lebensleiste, der fehlt, ist voll und ganz dem Spieler zuzuschreiben; Jede Combo muss durchdacht sein, denn jeder Gegner hat seine Eigenheiten und der Spieler ist für jeden Schlag und jeden Schuss selber verantwortlich. Automatisierte Schlagabfolgen: Fehlanzeige. Bleibt Ninja Theory diesem Grundsatz treu? Eher ja als nein.Die Steuerung bleibt zumindest in Sachen Präzision und Umsetzung größtenteils ihren alten Standards treu. Bewaffnet ist man zunächst mit dem Schwert Rebillion und mit den Pistolen Ebony und Ivory - also völlig klassisch. Im Verlauf des Spieles schalten wir wie üblich weitere Schuss- und Nahkampfwaffen frei, wobei aber die ersten Nephilim-Waffen, Arbiter und Osiris, durch die Freischaltung der anderen Waffen zu schnell ihren nutzen verlieren und verstaubt in der Ecke landen. Die Stile Swordmaster, Trickster, Royal Guard und Gunslinger wurden durch die Engels- und Teufelsangriffe und -moves ersetzt. Diese erlangt Dante nach den Segen seiner Eltern und erweitert seine Sets an Moves kontinuierlich. So ist beispielsweise das Ausweichen im Engelsmodus deutlich agiler und schneller während es im Teufelsmodus nach gut getimtem Ausweichen einen dicken Schadensbonus gibt. Außerdem wurden nun Enterhaken eingeführt, die je nach Modus Dante entweder zum Gegner hinziehen, oder diesen greifen und ihn zu Dante selber heranziehen.
Gewertet wird der Kampf wie gewohnt un Stil-Rängen, die von D, C, B, A, S, SS bis hin zu SSS mehr und mehr Punkte zum Abschluss der Mission beisteuern und somit mehr Upgrades ermöglichen. Um einen höheren Rang zu erzielen muss man in seiner Combo variieren und diese möglichst stylisch aussehen lassen.
Der Höhenstandard des Kamerawinkels ist für meinen Geschmack deutlich zu niedrig und der Rang sinkt nun nur, wenn man von einem Gegner getroffen wird. Das heißt, so lange man sich einmal in einem Kampf zum SSS-Rang hochgeprügelt hat, kann ihm dieser niemand mehr nehmen, vorausgesetzt der Spieler lässt sich nicht selber verprügeln. Das ist schade, denn in der Vergangenheit ist der Rang kontinuierlich gesunken, je eintöniger man während des Kampfes wird. An Bossen ist der SSS-Rang sehr leicht zu erreichen, was einen langen Fan der Serie schon etwas nerven kann. Trotzdem sollte man, wenn man zumindest das Spielen auf sehr hohen Schwierigkeitsgraden in Betracht zieht, lieber mit einem Controller als mit der Tastatur und Maus spielen.
Neben den Kampfpassagen gibt es auch Nebenmissionen, die man aktivieren kann, wenn man Türen mit verschiedenfarbigen Schlüsseln öffnet. Nach Bestehen der Herausforderungen erhält man wie gewohnt permanente Upgrades auf das maximale Leben sowie die Dämonenenergie-Leiste.
Ein weiterer Kritikpunkt, der mir sofort bei der ersten Aktivierung aufgefallen ist, ist der Devil Trigger. In früheren Spielen war es der "Super Badass-Modus", in dem man kurzzeitig zu einem vollwertigen Dämon mit erhöhtem Angriffsschaden, besserer Agilität und einer Lebensregeneration machte. Dieser wurde in DmC: Devil May Cry so umgekrempelt, dass er bei Aktivierung nun alle Gegner in die Luft wirft und diese noch in der Luft hängend wehrlos Dante überlässt. Aus dem Super Badass-Modus wurde ein Ich-töte-alles-Godmode-Modus, was den Sinn des Devil Triggers nicht trifft.
Außerdem wurde der Lock-Modus entfernt, sodass man nicht mehr die volle Kontrolle darüber hat, welchen Gegner man gerade angreift. Als negativen Kritikpunkt muss man das aber nicht ansehen, weil er mir bislang nicht im Wege stand.
Abschließend ist zum Gameplay noch zu sagen, dass das Leveldesign unglaublich kreativ und fantasievoll umgesetzt und ins Spiel eingebracht wurde. Die Missionen bieten enorme Abwechslung und Langeweile kommt selten bis gar nicht auf, auch wenn es dieses Mal gar keine Rätsel oder Ähnliches gab. Die rund 20 Missionen sind in etwa 7-9 Stunden durchgespielt, die Schwierigkeitsgrade empfand ich als etwas zu einfach.
[Design]
Auch beim allgemeinen Grafik- und Sound Design räumt DmC: Devil May Cry massig Punkte ab. Auch wenn die PC-Version nur unter DirectX 9 läuft, so zaubert die benutzte Unreal Engine ein sehr farbenfrohes und vor allen Dingen flüssiges Bild auf den Monitor, das mit satten 60FPS über den Monitor saust.> Grafik
Auf meinem Mittelklasse-System mit einem AMD Quad-Core Prozessor @ 3.00 GHZ und der HD6990-Grafikkarte erlaubte sich das Spiel keinen einzigen Ruckler und keinerlei Frame-Zusammenbrüche; um es etwas klarer zu fassen, egal wie viel Action gerade auf dem Monitor abging und egal wie hitzig die Kämpfe waren, hielt DmC sich konstant über der 60-Frames-Marke. Das exzellent umgesetzte Motion-Capturing in den Cutscenes und die fantastische Qualität der Zwischensequenzen erfreuen jedes Auge.
> Sound
Die schnelle Schnetzelei in Kombination mit der Musik von Combichrist geben ein sehr gutes Gesamtbild ab. Der Mix aus hartem Elektro und Metal passt wie immer hervorragend zum Setting und harmoniert besonders im Limbus mit dem Bild. Die englische Vertonung befindet sich in einem vorbildlichen Rahmen, auch wenn sie das Voice Acting eines Portal 2 nicht ganz erreichen kann. Die deutsche Synchronisation (und das ist erstmalig in der gesamten Reihe, dass es eine deutsche Synchro gibt) befindet sich leider "nur" in einem durchschnittlichen Bereich. Als Empfehlung wäre es angebracht, das Spiel auf Englisch zu spielen.
[Fazit]
Capcoms Entscheidung, Ninja Theory die Entwicklung des nächsten DmC Ablegers zu überlassen bevor das Franchise an Anspruch verliert, war goldrichtig. Aus den langen Jahren der Entwicklung und trotz des enormen Protests der Fangemeinde entsprang ein hervorragender Triple-A-Titel, der einige gewagte, aber wirklich geile Änderungen mit sich brachte. Das Leveldesign ist unglaublich kreativ und abwechslungsreich, die Story ist spannend und der Protagonist ist tiefgründig und erstmalig so richtig interessant. Alte Standards im Kampfsystem blieben zu einem guten Teil erhalten und die Änderungen sind durchaus sinnvoll in das Spiel integriert, sodass Casuals und Hardcore-Fans etwas davon haben. Auch wenn es wohl keinen Grund für die andere Frisur (oder die allgemeine Kontroverse dazu) gibt, so lässt sich gut guten Gewissens sagen, dass DmC: Devil May Cry aus nahezu keinem Aspekt eine Enttäuschung war und dass ich mich jetzt schon wahnsinnig auf kommende DLCs und einen nächsten Teil freue.Positiv | Negativ |
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[+] Leveldesign! | [-] Kaum Nutzen für alte Waffen |
[+] Gut ausgesuchter Soundtrack | [-] Neuer Devil Trigger - OP |
[+] Packende, z.T. ergreifende Story | |
[+] Gut erhaltenes, ergänztes Kampfsystem | |
[+] Präzise Steuerung | |
[+] Grafik! |
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