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War Gameforge direkt an einem Goldseller beteiligt?
gulli liegen Dokumente vor, die den Publisher Gameforge in ein eher zweifelhaftes Licht rücken könnten. Die Dokumente belegen, dass der Betreiber von Spielen wie OGame, Ikariam oder Metin2 jahrelang in einer geschäftlichen Beziehung mit einem Goldseller stand. Entgegen der eigenen Vorgaben wurden im asiatischen Raum Umsätze mit virtuellen Gütern generiert. Auch mit den Produkten der Konkurrenz.
Anfang März wurde ein Rechtstreit zwischen dem Forum elitepvpers.com und dem deutschen Spielepublisher Frogster bekannt. (gulli:News berichtete) Den Forenbetreiben beziehungsweise ihren Usern wird vorgeworfen, "im geschäftlichen Verkehr" Gold, Accounts oder Software für das PC-Spiel Runes of Magic vertrieben zu haben. In einer Stellungnahme hatten sich die Betreiber des Forums sehr deutlich von den juristischen Vorwürfen distanziert. (gulli:News berichtete) Das Karlsruher Browserspiel-Unternehmen Gameforge (GF) besitzt mit 80 Prozent die Mehrheit der Aktien am Publisher Frogster.
Die Wisotzki Group, die als investigativer Informationsdienstleister im Auftrag des Internetforums elitepvpers.com Recherchen bezüglich des Verfahrens gegen den Spielepublisher Frogster anstellt, ist bei ihrer Arbeit auf interessante Neuigkeiten gestoßen. Ein Informant meldete sich und behauptete er habe einige prekäre Informationen über das Unternehmen Gameforge, die er an die Öffentlichkeit bringen möchte.
gulli:News liegen Informationen vor, die beim Publisher Gameforge zahlreiche Fragen aufwerfen dürften. Die Aktiengesellschaft, die mit dem Betrieb zahlreicher Online-Rollenspiele und Clientbasierter Spiele weltweit über 200 Millionen User bedient, befand sich allem Anschein nach zwei Jahre in einer geschäftlichen Beziehung mit einem sogenannten „Goldseller“. Unter den uns vorliegenden Dokumenten befinden sich Verträge, die eine ehemalige Zusammenarbeit des Unternehmens mit einem solchen Verkäufer von virtuellen Waren belegen.
Gemeint ist das Internetportal ingameparadise.de. Die Seite ist derzeit offline, sie wird aber bald von den neuen Eigentümern wieder in Betrieb genommen. Auf dieser Webpräsenz wurden seit 2004 virtuelle Güter für Dutzende Onlinespiele ohne die Einwilligung der jeweiligen Betreiber angeboten. Auch Ingame Items von Spielen, die von Gameforge höchst selbst betrieben werden, hatte man bei ingameparadise.de im Sortiment.
Für gewöhnlich werden solche Verkäufe von Online-Spiel-Betreibern nicht geduldet. In aller Regel wird die Beschaffung von virtueller Währung von Dritten als unfair und vor allem geschäftsschädigend beurteilt und dementsprechend sanktioniert. Der Informant gab uns gegenüber bekannt, Gameforge hätte den Shop im Gegensatz zu den üblichen Geschäftspraktiken als eine zusätzliche Einnahmequelle angesehen.
Wie der ehemalige Gold-Seller angab, wurde er, einige Monate nachdem er sich mit ingameparadise.de selbstständig machte, von Gameforge kontaktiert. Uns von ihm zugesendete Dokumente beweisen, dass der Karlsruher Publisher Interesse an einer verdeckten geschäftlichen Beziehung mit ingameparadise.de hatte.
Begonnen wurde diese Anfang 2005 mit einem privaten Treffen der damaligen Gameforge Geschäftsführer mit dem Informanten. Nach dessen Angaben wurden „beim Cafétrinken“ erste Rahmenbedingungen der fragwürdig erscheinenden Geschäftsbeziehung vereinbart. Nachdem er belegte, dass er mit seiner Internetseite monatlich einen Umsatz rund 5.000 Euro erwirtschaften konnte, drängte die Gameforge-Geschäftsfühung auf eine Beteiligung am Unternehmen.
Nach weiteren Gesprächen trafen die Beteiligten im April 2005 die Entscheidung, zusammen mit Gameforge ein neues Unternehmen mit dem Namen „Ingameparadise Limited“ zu gründen. Durch einen Kaufvertrag sollte der Informant das gesamte Ingameparadise-Projekt in dieses neue Unternehmen mit einbringen. Dies betraf die Domain, das Seitenlayout und weitere Rechte. Gameforge deckte im Gegenzug die Serverkosten für Ingameparadise Limited und finanzierte umfangreiche Werbekampagnen, wie der Redaktion der gulli:News mitgeteilt wurde.
Bedingung der auf zwei Jahre festgesetzten Beziehung war Gameforges Gebot mindestens drei seiner Spiele im Shop von Ingameparadise Ltd. anzubieten. Überdies musste die neu gegründete Firma während der zweijährigen Geschäftsbeziehung monatlich 50.000 Euro erwirtschaften. Auch legte man im Vertrag eine Verschwiegenheitspflicht fest. Bei einem Verstoß gegen diese, drohte dem Goldseller eine Strafe von 5.000 Euro.
Durch die Werbung, die Gameforge im Netz schaltete, konnte die Internetseite des neu gegründeten Gold-Seller-Unternehmens täglich Tausende Besucher verzeichnen, so die Angaben des Informanten. Zeitgleich wuchsen die Gewinne, erklärte er. Während der Publisher gegenüber seiner Community den Verkauf von virtueller Währung kritisierte, sollen Umsätze im fünfstelligen Bereich erwirtschaftet worden sein.
Die Community des Konzerns war bei der Ausübung des Geschäfts jedoch ein Hindernis. Da die Bannerwerbung, die man für das Ingame Paradise schaltete, Rückschlüsse auf das Gameforge Werbesystem zuließ, wurden einige Nutzer misstrauisch. Die Folgen waren die Beschwerden vieler Spieler, die nicht verstehen konnten, dass Gameforge für den offiziell doch so schädlichen Goldverkauf Werbung schaltete.
Nach Diskussionen mit einigen Communitymanagern kam die GF-Leitung zu dem Schluss, dass man den Vertrag, der April 2007 auslaufen sollte, nicht verlängern werde. gulli:News liegen E-mail-Verläufe vor, die diese Vorgänge zweifelsfrei belegen. Im Internet sind nur noch wenige Beweise zu finden, die einen derartigen Vorfall in der Community untermauern würden.
Nachdem sich die GF-Leitung nach Rücksprachen vom Geschäft zurückzog, zog sich auch unser Informant aus der Geschäftsbeziehung zurück. Die Firma Ingameparadise Ltd. gab er an einen asiatischen Geschäftskontakt ab.
Wir überlassen es den Lesern die hier beschriebenen Geschäftspraktiken zu bewerten. Vor allem weil nicht nur die virtuellen Güter der eigenen Firma sondern auch die der Konkurrenz (World of Warcraft, Guildwars, Lineage2, Everquest, Everquest2, O-Game, Ultima Online, Eve Online, Final Fantasy XI, Diablo2, Ragnarok Online, RF Online, Star Wars Galaxies, Inselkamp etc.) zum Verkauf angeboten wurden. Zumindest erscheint damit die eingangs erwähnte Klage der Gameforge-Tochter Frogster gegen das Internetforum Elitepvpers in einem anderen Licht. Den privaten Vertrieb von Gold und anderen virtuellen Währungen unterbinden zu wollen ist eine Sache. Eine wenn auch mittlerweile abgeschlossene direkte Beteiligung des Mutterkonzerns an einem Goldseller eine andere.
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