Die Ukraine plant Katastrophentourismus: 2011, 25 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl, soll die Sperrzone für Besucher geöffnet und zu einer wahren Attraktion werden. Experten rechnen mit bis zu eine Millionen Touristen pro Jahr!
Hergang
26. April 1986. Ein Tag, an dem die ganze Welt den Atem anhält. Der 4. Block des Atomkraftwerks Tschernobyl explodiert in Folge eines Experiments, eines Belastungstests, dem er nicht gewachsen war. Hastig und notgedrungen errichtete man den noch heute existierenden sogenannten "Sarkophag" um den Katastrophenreaktor. Menschen aus dem direkten Umfeld des Reaktors wurden umgesiedelt, 200.000 Menschen verloren ihre Heimat, die Zahl der Todesopfer steht nicht genau fest. Je nach Sichtweise und Bewertung der Todesursache liegt sie zwischen 10.000 und 250.000.
Besucher-Nachfrage besteht
Heute, 24 Jahre später soll der Unglücksort, wie spiegel.de berichtet, zur Touristenattraktion werden. Immer wieder gab es Anfragen von Neugierigen, die das Abenteuer suchten und das Gelände Tschernobyls betreten wollten. Nun sieht die Ukraine die Chance auf ein neues Tourismusfeld.
Tourismusdelegierter Dmytro Zaruba glaubt sogar an einen regelrechten Besucheransturm. Er behauptet, dass bis zu eine Millionen Besucher jedes Jahr kommen könnten. Wenn man mit dem Ministerium für Katastrophenschutz verhandeln würde, ließe sich laut dem Leiter der ukrainischen Tourismusgesellschaft Anatoliy Pakhlya, das Format sogar noch mehr ausweiten.
Lernen durch Besichtigen
Mit dem Öffnen des Sperrgebiets für Besucher erhofft man sich nicht nur eine finanzielle Besserung, sondern auch das erneute Wecken des Interesses an Tschernobyl. Trotz der langwierigen Folgen des Super-GAU scheint dieser nicht mehr aktuell zu sein. Durch die Besichtigung des Unglücksreaktors sollen Menschen mehr über die nukleare Katastrophe lernen und sich ins Gedächtnis rufen was passierte. Viele der Fragen die sich den Besuchern stellen können so am Ort des Geschehens geklärt werden.
Sicherheitsbedenken
Eines fragt man sich sicherlich vor dem Erwägen eines Besuchs. Ist es überhaupt sicher? Auch wenn viele große Bedenken haben, sich der Strahlung freiwillig auszusetzen, soll sie wohl in einem tolerierbaren Bereich liegen. Das Erkunden des Geländes und der gesamten Sperrzone von 30 Kilometern ist daher bedenkenlos möglich. Das für 2011 geplante Projekt findet natürlich trotzdem nur unter bestimmten Vorraussetzungen statt. Die Besucher dürfen einen vorgegebenen Pfad nicht verlassen, bleiben auf diese Weise den gefährlichsten Stellen fern und werden ständig betreut. So kann man große Teile des Geländes erkunden und auch den Reaktorblock 4 in seinem Sarkophag aus Stahl und Blei sehen.
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So sieht es Heute in Tschernobyl aus !
Schutzhülle fragil
Diese alte Schutzhülle des Reaktors wurde schon häufig restauriert, Baumaßnamen wurden unternommen und die Hülle mehrmals ausgebessert. Da sie nur einen provisorische Lösung war, hatte man ihre Haltbarkeit auf 20 bis 25 Jahre geschätzt. Diese Frist ist also schon fast abgelaufen und so hofft man in der Ukraine, dass die neue Schutzhülle bis 2015 fertig wird. Sie soll 150 Meter hoch, 260 Meter breit und 150 Meter lang sein und etwa 20.000 Tonnen wiegen. Geplant war die Vollendung der Umhüllung eigentlich für das Jahr
2008.