Letzten Juli haben Comcast, Cablevision, Verizon, Time Warner Cable und andere Internetprovider bekannt gegeben, dass sie zugestimmt hätten eine Politik einzuschlagen, welche darauf abzielt, Kunden vom illegalen Download von Musik, Filmen und Software abzuschrecken. Seitdem hielten sich die Internetprovider sehr bedeckt in Bezug auf ihre Maßnahmen gegen Internet-Piraterie.
Doch während einer Podiumsdiskussion vor einer Versammlung von US-Verlegern hier und heute sagte Cary Sherman, CEO des Verbandes der Musikindustrie in den USA (RIAA), dass die Mehrheit der teilnehmenden Internetprovider bereit sei, das Programm zum 12 Juli in Kraft zu setzen.
Unterstützer behaupten, dass es sich hierbei um das effektivste Anti-Piraterie Programm aller Zeiten handeln könnte. Da Internetprovider die Schrankenwärter des Internets sind, seien sie der Theorie nach in der besten Position, um illegalen Datenaustausch zu bekämpfen. CNET brachte im vergangenen Juni die Nachricht, dass die RIAA und ihre Gegenstücke bei der Handelsgruppe der großen Filmstudios es geschafft hätten, die Sache durchzusetzen – mit Unterstützung des Weißen Hauses.
Sherman teilte den Anwesenden auf dem jährlichen Treffen der Vereinigung der amerikanischen Verleger mit, dass die Planer immer betont hätten, dass die Einrichtung eines solchen Anti-Piraterie Programms ein ganzes Jahr dauern könnte. Weiterhin machte er gegenüber CNET deutlich, dass dieser Prozess nicht so einfach sei, wie das bloße Umlegen eines Schalters.
„Jeder Internetprovider muss seine Infrastruktur weiterentwickeln, um das System zu automatisieren”, so Sherman. Dies sei notwendig „um eine Datenbank aufzubauen, sodass Wiederholungstäter im Auge behalten werden können und damit klar ist, ob es sich um den ersten oder bereits um den dritten Hinweis handelt. Jeder Internetprovider muss dies auf unterschiedliche Weise angehen, abhängig vom Aufbau seines jeweiligen Netzwerkes. Manche haben diese Arbeiten bereits fast abgeschlossen, andere sind hingegen noch ein wenig weiter von der Fertigstellung entfernt.“
Das Programm, im allgemeinen als „gestaffelte Rückmeldung” bezeichnet, verlangt von Internetprovidern, dass sie ein oder zwei belehrende Hinweise an die Kunden verschicken, welchen vorgeworfen wird urheberrechtlich geschützte Inhalte illegal heruntergeladen zu haben. Wenn ein Kunde damit nicht aufhört, wird der Internetprovider dazu aufgefordert einen Bestätigungsbescheid zu versenden, in dem die Kunden dazu aufgefordert werden zu bestätigen, dass sie die bisherigen Hinweise erhalten haben.
Zu diesem Zeitpunkt werden die beschuldigten Kunden auch darüber informiert welche Risiken sie eingehen, wenn sie das Raubkopieren fortsetzen. Wird ein Kunde erneut als Raubkopierer markiert, so kann der Internetprovider den Druck weiter erhöhen. Teilnehmende Internetprovider können aus einer Liste an Strafmaßnahmen, oder „Minderungsmaßnahmen“, wie die RIAA es nennt, wählen, welche das Drosseln der Verbindungsgeschwindigkeit des Kunden oder das Sperren des Internetzugangs beinhalten, bis der Anschlussinhaber zustimmt das Raubkopieren einzustellen.
Die Internetprovider können auf Minderungsmaßnahmen verzichten, sofern sie dies wünschen und nicht einer der Provider hat zugestimmt, den Dienst dauerhaft zu kündigen.
Die Partnerschaft mit den großen Internetprovidern war Jahre lang in der Mache und das Abkommen pumpte eine Menge an Zuversicht in den Unterhaltungssektor. Nachdem das Weiße Haus, sowie die Landes- und Bundesgesetzgeber ihre Unterstützung für das Abkommen zum Ausdruck gebracht hatten, glaubten die Anführer bei RIAA und der Filmbewertungsvereinigung von Amerika (MPAA), dass sie nun genug Schwung hätten, um eine Anti-Piraterie Gesetzgebung im Kongress durchzusetzen.
Natürlich lagen sie damit falsch. Der Stop Online Piracy Act und Protect IP Act wurden dabei in erster Linie durch den Techniksektor zum Entgleisen gebracht. Es wird interessant sein zu sehen, wie der Techniksektor reagiert, wenn erst einmal der Internetzugang beschuldigter Raubkopierer gesperrt wird.